Mach's gut, Arne! (von Patrick)

Redaktion - 22.10.2015, 12:10 Uhr

Wie beginnt man einen Text, den man niemals schreiben wollte? Du könntest mir sicherlich helfen. Dein letzter Artikel für schwatzgelb.de erinnert an ein vor fünf Jahren verstorbenes SG-Mitglied, das ich nicht mehr kennengelernt habe. Und trotzdem hat mich Dein Text berührt, schrieb Dir das auch in einer kurzen Notiz. Keiner von uns hätte gedacht, dass dies Dein letzter Beitrag für schwatzgelb.de sein würde.

In den letzten Tagen habe ich oft gehört und gelesen, dass Menschen durch Dich zu schwatzgelb.de oder überhaupt in die Fanszene kamen. Auch bei mir gehörtest Du zu den Menschen, die am Beginn meiner schwatzgelben Zeit standen. Wir trafen uns das erste Mal beim Borussia Hearts Club in London am Abend vor dem CL-Finale. Wir kannten uns aus dem Forum, hatten dann über Twitter einen engeren Austausch und verabredeten uns auf ein Bier. Im Albanys kannten meine Freundin und ich niemanden persönlich, aber mit einigen stand ich schon über verschiedene soziale Medien im Kontakt. Wir quatschten ein wenig und ich hielt nach Dir Ausschau, ohne Dich zu finden. Irgendwann sah ich Dich an der Bar, gesellte mich zu Dir und stellte mich vor: „Hi, Du bist Arne? Ich bin Patrick.“ - „Ja, hi.“ - „Schön Dich kennenzulernen.“ – „Ja.“ Dann drehtest Du Dich um und verschwandest mit Deinen beiden Bieren wieder an einen Tisch im Hintergrund. Das war es für diesen Abend. Am nächsten Tag sahen wir uns noch einmal auf dem Trafalgar Square und unterhielten uns ein wenig, aber am Ende des Wochenendes war unser Eindruck eher: „Der ist etwas merkwürdig.“

Zu schwatzgelb.de kam ich dann ein paar Monate später nach kleinen Umwegen. Der Kontakt intensivierte sich, es zeigte sich immer häufiger, dass wir in den meisten Fragen auf einer Linie lagen. Wir hatten Spaß dabei, uns übereinander lustig zu machen, und wir verschmähten dabei nicht den dreckigsten Abstauber. Nach einer Weile erfuhr ich von Deiner Krankheit, die seitdem zu einem immer wiederkehrenden Thema wurde. Und wir arbeiteten zusammen. Einmal schrieben wir gemeinsam einen Artikel über Doping im Fußball und unsere Erwartungen an den BVB. Ich verfasste den ersten Entwurf und Du hast ihn ergänzt und entschärft, worüber ich mich sehr geärgert habe. Aber Du hast ihn besser gemacht, indem Du die Polemik nur so weit führtest, wie sie die Botschaft nicht überdeckte. So hast Du es immer gemacht, das machte den Reiz Deiner Texte aus: Du warst hart in der Sache, auch polemisch (nicht populistisch), aber Du vertrautest auf das Argument. Und Deine Argumente waren immer gut, völlig egal, ob ich Deiner Meinung war oder nicht.

Ich möchte hier nicht lauter Charaktereigenschaften aneinander reihen, die mir an Dir aufgefallen sind. Aber diese Substanz, die Du in der Diskussion an den Tag gelegt hast, machte Dich besonders, weil sie sich auf alles erstreckte, was Du anpacktest. Auch auf Freundschaften. Du hast nie nur daher geplappert, sondern Du hast geholfen, vorangetrieben, nachgefragt und, und, und. Man konnte sich auch nicht vor Dir verstecken: Auf ausweichende Antworten folgte gleich die nächste Nachfrage. Diese Entschlossenheit ist der Grund, weshalb Du ein so reiches Erbe hinterlassen hast: Freundschaften und Projekte, die wir jetzt pflegen werden. Aber auch die Verantwortung füreinander, die Dir immer wichtig war, der Du wie kaum ein anderer gerecht geworden bist.

Trotz all dieser Ernsthaftigkeit erinnere ich mich an Dich aber vor allem lachend. Oder zumindest lächelnd, den Kopf zur Seite geneigt. Diese Pose werde ich nicht vergessen. Und Du hast mich oft zum Lachen gebracht. Ich habe die letzten Tage oft den Verlust eines guten Freundes betrauert, zu dem Du mittlerweile geworden warst. Doch ich habe noch häufiger gelacht bei meinen Erinnerungen an Dich. So wird es auch bleiben. Mach’s gut, Arne!

Patrick, 22. Oktober 2015

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