Ich hoffe, dir geht es gut, da wo du jetzt bist. (von Elena)

Redaktion - 06.11.2015, 12:11 Uhr

Mein Lieber ArneBarne, eigentlich habe ich mit Fußball nichts anner Brause, aber seit den letzten 3 Jahren habe ich immer die Ergebnisse vom BVB verfolgt, damit ich weiß, ob ich dir am nächsten Morgen eine Packung Taschentücher auf den Schreibtisch legen muss oder nicht. Denn du warst nicht nur ein klasse und aufrichtiger Freund und ein verantwortungsvoller Familienvater und Ehemann, sondern auch mein Buddy auf der Arbeit.

Vor knapp 7 Wochen hast du mich gedrückt, mir einen schönen Urlaub gewünscht und gesagt, dass ich doch bitte gesund wieder kommen soll.
Natürlich hat keiner von uns darüber nachgedacht, dass es das letztes Mal ist, das wir uns sehen.

Als ich dann aus dem Urlaub kam, warst du nicht in unserem Büro. Stattdessen hast du dich aufgeregt, dass du zur Beobachtung ins Krankenhaus sollst. Die nächsten zwei Wochen haben wir immer wieder darüber gesprochen, ob du mit nach Schottland fliegen kannst, um das zu bewundern und feiern, was wir mühsam die letzten 2 Jahre an unserem Schreibtisch erarbeitet haben. Stattdessen bekamst du von mir leider nur ein Foto von „deinem“ E-Filter aus Schottland mit dem Text, dass du hier fehlst.

Das war der 16. Oktober um 17:00 Uhr. Da hätte ich mir im Traum nie einfallen lassen können, dass du nicht nur in Schottland fehlst.
Als ich abends auf der Feier gegen 22:00 Uhr plötzlich einen Stimmungseinbruch bekam, dachte ich zuerst, ich wäre nur müde...
Völliger Humbug würden viele sagen. Wenn wir jetzt darüber diskutieren würden, käme zuerst die Frage „schon krass, oder?“
Nachdem ich dich dann in der Nacht zum Sonntag nochmal fragte, ob alles klar wäre und ob es was Neues gäbe, habe ich dann am Sonntagmorgen erfahren, warum du mir einfach nicht geantwortet hast.

Jetzt sitze ich hier und schaue auf das Bild von der ersten Borussia-Mannschaft auf Keilrahmen, das hinter deinem Schreibtisch hängt.
Jeden Tag gucke ich erwartungsvoll zur Tür, wenn sie aufgemacht wird, in der Hoffnung, dass du herein kommst und dich an deinen Schreibtisch setzt.

Auch wenn ich mit deiner Arbeit mal wieder überfordert bin und mich immer wieder dabei erwische wie ich denke, dass ich dich anrufen muss oder dir eine Mail schreiben muss, weil ich mal wieder nicht weiter komme, wird mir jedes Mal aufs Neue bewusst, du fehlst hier!
Nicht nur deine fachliche Kompetenz als Arbeitskollege, ohne die ich jetzt hier stehe, sondern viel mehr als Freund. Mit dem ich gelacht, gefachsimpelt und diskutiert habe. Für den ich Servietten gebunkert habe, wenn mal wieder die Kaffeetasse umgeschüttet wird. Der mich ausgelacht hat, wenn ich mit meinem Anti-Stress-Ball das einzige Wasserglas im Büro kaputtgeschmissen habe.

Wir haben über sehr vieles gesprochen. Auch über deine Krankheit. Jedoch war dieses fiese Etwas immer weit in den Hintergrund gerutscht. Dafür hast du zu viel Willen und Stärke ausgestrahlt, als das es zu viel Macht in unseren Gesprächen erlangen konnte. Die anderen Gespräche fehlen mir sehr. Auch wenn ich oft zu dir sagte „Mensch Arne, du hörst mir gar nicht zu!“ und als Antwort immer meine letzten Sätze zu hören bekommen habe.

Du hast mich sehr viel klüger gemacht. Nicht nur im Arbeitswissen sondern auch in der Sichtweise auf die Welt und Du hast mich dazu gebracht, das Radio nicht abzustellen, wenn Fußball übertragen wird. Zumindest nicht, wenn der BVB spielt. Ich bin so stolz darauf, dich gekannt zu haben und ich bin weiterhin stolz darauf von dir zu erzählen!

Jetzt brauche ich die Packung Taschentücher auf meinem Schreibtisch.

Herausgerissen aus deinem und unserem Leben, bleibt eine Lücke die nicht geschlossen werden kann, denn du bist weg. Auch wenn ich mich nicht an Gedanken gewöhnen will.

Ich hoffe, dir geht es gut, da wo du jetzt bist.

Elena, 06.11.2015

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