Lieber Arne (von Steffi)

Redaktion - 31.10.2015, 12:10 Uhr

Lieber Arne, letzte Nacht um halb fünf schwirrten mir lauter gute Ideen im Kopf rum und nun sitze ich vor einem weißen Bildschirm und weiß nicht, wo ich anfangen soll. „Nach der Chaostheorie kann selbst eine winzige Veränderung völlig unvorhersehbare Folgen haben. Wenn jetzt ein Schmetterling mit den Flügen schlägt, kann woanders ein Hurrikan ausbrechen.“ (Nicola Yoon)

Mir ist die letzten Tage durch die große Anteilnahme noch mal richtig bewusst geworden, dass du um so heftiger mit den Flügeln geschlagen hast, seitdem du wusstest, wie krank du warst. Über die Jahre hinweg, hast du so viel in der Fanszene und in sozialen Projekten angestoßen und verändert. Zusammengenommen war das alles mindestens ein Hurrikan!

Ende August habe ich dich das letzte Mal gesehen und mit Ramona noch lange über deine Behandlung geredet, weil in meinem Freundeskreis ebenfalls jemand an diesem verdammten Lungenkrebs leidet. Niemals hätte ich für möglich gehalten, dass wir uns 7 Wochen später von dir verabschieden müssen. Du wirktest immer so optimistisch, stark und voller Tatendrang, so dass ich nach dem die deprimierenden Anfangsmonate nach deiner Diagnose überstanden waren, irgendwie immer dachte, du schaffst das schon. Irgendwie auch deswegen habe ich viel zu selten gefragt, wie es dir geht.

Die letzten Tage habe ich viel darüber nachgedacht, wie wir unser Leben führen sollten. Jürgen Klopp hat mal gesagt, man solle nicht mit Scheuklappen durchs Leben gehen, weil man dann doch alles irgendwie verpasst. Ich glaube, du kanntest diesen Begriff gar nicht und ich habe mir vorgenommen, deinem Beispiel vielleicht wenigstens ein wenig mehr zu folgen. Mutiger sein, ein bisschen mehr das tun, was einem wirklich wichtig ist, egal wie schwer es auch erscheinen mag. Schwatzgelb wird ohnehin nun um so vehementer versuchen für die Dinge, die dir wichtig waren einzutreten und zu streiten.

Zwischen all den guten Worten, Erinnerungen (Wembley, Berlin, Grillabende, etc.) und Schlüssen, die wir alle aus so einer Tragödie ziehen, empfinde ich vor allen Dingen eins... unbändige Wut! Es trifft mich jedes Mal wie ein Vorschlaghammer, wenn ich unser Forum öffne, Facebook oder unsere Whatsapp Gruppe und ich kann mir kaum vorstellen, wie es den Menschen geht, die dich so viel besser kannten, als ich. Ich bewundere dich dafür, dass du immer für deine Ansichten eingestanden und deinen Weg gegangen bist. Egal, wie viele Umwege, Kreisverkehre und Sackgassen darin enthalten waren. Aber diese verdammte letzte Abkürzung, hättest du dir echt mal sparen können...

Mach's gut!

Steffi, 31. Oktober 2015

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