Danke für alles, Arne! (von Nina)

Redaktion - 06.11.2015, 12:11 Uhr

Unbedingt wollte ich direkt nach Deinem Tod (wie unfassbar das immer noch klingt) einen Text für Dich schreiben, der dann hier veröffentlicht werden könnte. Ich habe es nicht geschafft. Und auch jetzt frage ich mich, wie ich einen Text über Dich und für Dich schreiben kann, der Dir gerecht wird. Das geht wohl nicht, aber ich versuche es trotzdem. Und zwar deshalb, weil ich Dir danke sagen möchte.

So richtig lange kannten wir uns noch nicht. Patrick hat in seinem Text beschrieben, wie wir uns das erste Mal am Vorabend vom CL-Finale in Wembley getroffen haben. Ein paar Monate später hast Du mich, wie so viele andere auch, zu schwatzgelb.de geholt und ich habe in der Folge unfassbar viele gute Leute kennengelernt. Allein dafür bin ich Dir sehr dankbar. Leute zusammenführen konntest Du wirklich perfekt.

Eigentlich erstaunlich, wo Smalltalk so gar nicht Deine Sache war. Ich erinnere mich, wie ich bei einem der Auswärtsspiele, die wir in großer Gruppe gemeinsam im Stadion geschaut haben – es müsste in Hannover oder in Wolfsburg gewesen sein – neben Dir gestanden habe und Du fast nichts gesagt hast. Aber wie anders war das, wenn man sich mit Dir in Ruhe über ein Projekt unterhalten hat, das Dir am Herzen lag. Oder wenn man selbst von etwas berichtet hat, das einem wichtig war. Du warst dann immer ganz bei der Sache, hast ganz ruhig und sachlich sehr pointiert argumentiert. Du konntest aber auch anders, wenn Dich etwas geärgert hat. Dann hast Du gekämpft und manchmal auch gemeckert, auf eine mir sehr westfälisch vorkommende echte, direkte Art. Nicht umsonst haben wir Dich heimlich (wie ich anfangs dachte) und nicht nur wegen Deiner Körpergröße Napoleon genannt. Aber das hat Dir überhaupt nichts ausgemacht oder Du hast es zumindest nicht gezeigt. Im Gegenteil, Du hast gemeinsam mit uns Späße darüber gemacht.

Als schwatzgelb.de im Sommer den 15. Geburtstag gefeiert hat, sollte ich für die Party Fotos zusammensuchen. Du hast mir dabei geholfen und was habe ich gelacht, als ich die Fotos von Dir im Hippiekostüm, auf einem Kinderkarussell oder feixend im Auswärtsblock entdeckt habe. Natürlich habe ich sie Dir sofort unter die Nase gerieben und wir haben dumme Sprüche ausgetauscht. Ich habe mir die Fotos jetzt noch mal angeschaut und mich gefreut – weil man sieht, was Du für einen Spaß am Leben hattest. Verfluchter Krebs!

Von Deiner Krankheit habe ich anfangs erst gar nichts mitbekommen. Ein gemeinsamer Freund hat davon in der Roten Erde beinahe beiläufig erzählt, weil er annahm, ich wüsste davon und ich bin aus allen Wolken gefallen. Dir hatte ich rein gar nichts angemerkt. Du hast Deine Krankheit nie verschwiegen, sie aber auch nicht in den Vordergrund gestellt. Als ich fünf Tage vor Deinem Tod zu Besuch bei Dir in der Uniklinik war, hast Du mir erzählt, dass Du der Krankheit den ihr zustehenden Raum geben, zugleich aber nicht „Arne Steding-Lungenkrebspatient“ sein wollest. Das ist Dir in einer wirklich beeindruckenden Art und Weise gelungen. Vieles ist mir erst bei diesem Treffen klar geworden, manches erst auch später. Manches übersehe ich vielleicht immer noch. Klar geworden ist mir aber nochmals, was für ein toller Mensch Du warst. Sich in einer solch beschissenen Situation dafür zu entscheiden, sich erst recht um andere zu kümmern; die Kraft zu haben, immer wieder – was ich erst nachträglich von anderen erfahren habe – anderen zu helfen, wenn es ihnen schlecht ging; nie aufzuhören, nachzufragen; für politische Überzeugungen einzustehen und ganz konkret Dinge auch in die Tat umzusetzen und nicht nur zu reden. Du hast wirklich Haltung gezeigt. Was Du mir aber am eindrücklichsten gezeigt hast, ist, dass es wichtig ist, Lieblingsmenschen zu haben und diesen auch zu zeigen, was sie einem bedeuten.

Danke, dass ich in #teamarne sein durfte. Danke für alles!

Nina, 06. November 2015

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