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Fußballheimat Ruhrgebiet-Eine Buchrezension Viel Schwarzgelb begann in Essen

23.08.2023, 05:30 Uhr von:  DocKay
Das Schwarz-Weiß-Bild zeigt "Manni" Burgsmüller nach Spielende im BVB Trikot. Damals war UHU noch Hauptsponsor
© Archiv Gerd Kolbe

Manfred Burgsmüller schnürte zum ersten Mal beim VfB Rellinghausen 08 seine Fußballstiefel, bevor er später beim BVB auf Torejagd ging. Der Essener ist kein Einzelfall in der Geschichte von Borussia Dortmund.

Von 1976 bis 1983 trug „Manni“ das Trikot von Borussia Dortmund und schoss in 224 Spielen 135 Tore. Damit ist er immer noch Rekordtorschütze des Vereins. Ein anderer, ebenfalls in Essen geborener Fußballspieler, lernte das Fußballspielen beim BV Eintracht 1916 in Essen-Altenessen. Seinen einzigen Titel holte Frank Mill später mit dem BVB im DFB-Pokalfinale 1989 gegen Werder Bremen, bevor er seine Spielerkarriere bei Fortuna Düsseldorf beendete. Der Essener Jens Lehmann spielte zunächst als Mittelstürmer bei der DJK Heisingen 1920. Erst nach seinem Wechsel zu Schwarz-Weiß Essen wurde er Torwart. Mit dem BVB wurde er 2002 Deutscher Meister und zwei Jahre später holte er dann mit dem FC Arsenal den Titel in der Premier League.

Man sieht das Cover des Buches Fußballheimat Ruhrgebiet. Auf den Bildern sieht man Orte der Erinnerung
© Arete Verlag

Einer, der nie für den BVB gespielt hat, aber von Juli 1976 bis April 1978 bei den Borussen einen Trainerjob bekleidete, bedarf dennoch der Erwähnung. Er ist in Essen-Altenessen geboren und am 09. August diesen Jahres 85 Jahre alt geworden. Bis heute besucht er noch gerne das griechische Restaurant Hügoloss in der Nähe der Villa Hügel. Gerade als Pfälzer muss man an Otto Rehagel, einen berühmten Sohn des TuS Helene Essen erinnern, der bis 1960 bei diesem traditionsbewussten Verein spielte und über RW Essen zum Start der Bundesliga zur Hertha nach Berlin wechselte.1972 beendete er dann seine Karriere beim 1.FC Kaiserslautern, mit dem er als Trainer Historisches schaffte. Innerhalb von zwei Jahren stieg er mit seinem Team in die 1. Bundesliga auf und holte als Aufsteiger in der Saison 1997/1998 die Deutsche Meisterschaft. Sein größter Erfolg aber war der Gewinn des EM-Titels als Trainer der griechischen Nationalmannschaft gegen Gastgeber Portugal im Jahr 2004. „Rehakles“ wurde zum „Griechen des Jahres“ gewählt und genießt seitdem Heldenstatus bei den Hellenen. In Dortmund gab man ihm nach dem 0:12 am letzten Spieltag gegen die Fohlen im Düsseldorfer Rheinstadion den Namen Otto "Torhagel" und entließ ihn nach dem Debakel am 29.04.1978. Von ihm stammt der Spruch:

Fußball bleibt ein Spiel der Unwägbarkeiten. Innerhalb von wenigen Sekunden kann immer was passieren. Auf einmal gibt der Schiri einen unberechtigten Elfer, dann kannst du deinen Laptop wegschmeißen.


Otto Rehagel

Diese Geschichten und 96 andere Erzählungen kann man in dem kürzlich erschienenen Buch Fußballheimat Ruhrgebiet nachlesen. Auf 216 Seiten erfahren wir nicht nur etwas über die Schwergewichte des Fußballs im Ruhrgebiet. S04, BVB, VfL, MSV, RWE und RWO sind nur ein Teil von vielen traditionsreichen Vereinen im Herzen des Deutschen Fußballs. Bei dem Autor Uwe Wick spürt man die Nähe zum Ruhrgebiet. Als Sport- und Kulturhistoriker beschäftigt er sich mit dem Auf und Ab großer und kleiner Vereine im Ruhrgebiet, die auf ihre Art und Weise Geschichte geschrieben haben.

Blick auf den Eingang des Stadions Rote Erde von der Strobelallee aus
Das Stadion "Rote Erde" steht als Baudenkmal in der Denkmalliste der Stadt Dortmund
© DocKay

Ich bin kein Kind des Ruhrgebietes, aber in fast 20 Jahren zum absoluten „Pottfan“ geworden. Deswegen liebe ich auch diese Bücher, die sich mit dem Umfeld des Fußballs im Ruhrgebiet beschäftigen. Dazu gehören die verschiedenen, auch in Vergessenheit geratenen Arenen, die Aschenplätze und die Denkmäler des Ruhrgebiets. Dazu gehören ebenfalls die besonderen Kneipen und auch die Friedhöfe, deren Gräber an verstorbene Fußballstars erinnern. Auf mehr als 100 Fotos wird in diesem Buch an besondere Orte des Ruhrgebietes mit Fußball-Tradition erinnert. Erinnert wird aber ebenfalls an die Zeit vor der Gründung der Bundesliga in der Saison 1963/1964, als es noch Ruhrbezirksmeisterschaften, Gauligen und die Oberliga West gab. Viele der damals erfolgreichen Mannschaften kicken heute in diversen Kreisligen. Ihre historischen Erfolge sind längst vergessen.

Jedem, der Interesse hat, über den eigenen Tellerrand zu schauen, kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. Es ist im Arete Verlag erschienen und kostet als Paperback 18 Euro. Daneben gibt es 13 weitere Bände der Reihe Fußballheimat. Das Buch kann direkt über den Verlag bezogen werden. Es ist aber auch im Buchhandel und bei Amazon*erhältlich.

Eine schöne Ergänzung zu den Ausführungen von Uwe Wick ist die aktuell laufende Ausstellung Mythos und Moderne auf Zeche Zollverein. Auch sie gibt Einblicke in die Geschichte des Revierfußballs. Diese außergewöhnliche Fotografie-Ausstellung mit verschiedenen Themenwelten dauert noch bis zum 4.2.2024.

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