Warmlaufen

Wir haben noch was vor!

13.05.2022, 09:11 Uhr von:  Nina T.
Ansicht des vollen Hertha Blocks auf der Nordtribüne
Hertha mit schöner Choreo und vollem Block

Unser Vorbericht zum letzten Heimspiel gegen Hertha BSC. Viele Herthaner kommen erst gar nicht zum Spiel. Das ist verständlich, aber auch traurig. Wir können leider keine Rücksicht nehmen: Wir haben noch was vor!

Am morgigen Samstag steht unser letztes Heimspiel der Bundesliga-Saison 21/22 gegen Hertha BSC an. Was die Fanszene unseres Gegners seit geraumer Zeit durchmachen muss, wird nur von wenig anderem Abfuck im deutschen Fußball getoppt. Und bei mir springt da eindeutig der „in den Farben getrennt, in der Sache vereint“-Modus an!

Vor drei Jahren stieg Investor Lars Windhorst bei den Berlinern ein, mit dem größten Investment der Bundesliga-Geschichte: 375 Millionen. Und – auf dem Papier – kaum Mitbestimmungsrechten. Im Fußball kann man viel Geld verdienen, Investoren wollen viel Geld verdienen. Nun, die Investitionssumme ist verbraten. „Das Geld ist weg“, sagte Fredi Bobic neulich.

Ein paar Fakten:

  • Schulden zum Zeitpunkt der Investition: 90 Millionen
    • o 120 Millionen für Schuldentilgung und Eigenkapitalstärkung
  • jahrelang der höchste operative Verlust der Liga, zuletzt -74% in 20/21
    • o Bundesliga Durchschnitt: -6% in 20/21
    • o Verlust in der Corona Saison: fast 80 Millionen
  • Anteil der Personalkosten: 89% der Einnahmen 20/21
    • o Bundesliga Durchschnitt: 52% in 20/21
    • o Trotzdem verliert Hertha jedes Jahr mehr Marktwert als jeder andere Bundesligist
  • 7 Trainerwechsel seit der Investition
    • o Felix Magath ist der dritte Trainer der aktuellen Saison

Lars Windhorst suchte zwischenzeitlich in Facebook-Gruppen den Kontakt zu Fans: Kein ein echtes Interesse an der Basis des Vereins, vielmehr Stimmenfang als einzige Intention. Das wird noch bestärkt von seinem Auftritt bei BILD TV nach dem ersten Sieg der Hertha in 2022. Der Funken Aufbruchsstimmung… im Keim erstickt. Windhorst bezeichnet seine Investition mittlerweile als Fehler, allerdings nicht aufgrund des Vereins, in dem er weiterhin Potential sieht, sondern wegen der dort handelnden Personen. So, so. Der völlig Fußball-ferne Geschäftsmann hat also die Streitaxt im Anschlag, um sich sein Mitspracherecht zu verschaffen. Falls dieses Vorhaben scheitert, können die Fans von Hertha BSC nur auf das Wort ihres (ungeliebten) Präsidenten hoffen, dass die Verträge mit dem Investor tatsächlich so gestaltet wurden, dass für Ihren Verein kein Risiko besteht, sollte sich Windhorst zum Verkauf seiner Anteile entscheiden.

Frontalansicht des Hertha Block mit roter Pyrotechnik
2018 brannte der Gästeblock noch - vor dem Polizeieinsatz

Diese fiese Gemengelage aus Egos, Eitelkeiten, Animositäten, Ambitionen, Gier und Geldsorgen dürfte unseren Gästen im Block Schlafstörungen bereiten. Wie sich heraus stellte: Viele kommen erst gar nicht zum Spiel, in der Nord/Ost-Ecke wurden kurzfristig Plätze freigegeben. Das ist verständlich, aber auch traurig. Mit dem ganzen Mist irgendwo im Tabellen-Mittelfeld die Saison abzuschließen, wäre schon schlimm genug, aber die Hertha kann zusätzlich noch in der Relegation landen und könnte dadurch auch absteigen. Ich weiß nicht, ob man es den Fans nicht wünschen sollte, damit dieser Schwachsinn möglichst bald ein Ende findet und sie beginnen können, ihren Verein neu aufzubauen.

Südtribüne mit eingerollten Fahnen
Aus Solidarität wurde auch der Support auf der Süd eingestellt

Wir können leider keine Rücksicht nehmen. Aber wir sollten uns glücklich schätzen, dass – trotz der Beinahe-Insolvenz vor (gerade mal) 17 Jahren – unser Verein immer noch (und gesund!) da ist. Einmalige Finanzspritzen retten nicht, das kann nur kontinuierliche, umsichtige Arbeit, die nicht kurzfristigen Erfolg und Ertrag, sondern die langfristige Stabilität des Vereins fest im Blick hat! Michael Zorc wird am Samstag verabschiedet und war bei uns maßgeblich mit dafür verantwortlich. Wir können echt dankbar sein.

Außerdem verabschieden wir Marcel Schmelzer nach beeindruckenden 17 Jahren und geschätzten 7.000 Kilometern auf der linken Seite. Weiter verlassen Roman Bürki nach sieben, sehr verdienstvollen Jahren und Dan-Axel Zagadou – als Publikumsliebling, leider doch – nach fünf Jahren unseren Verein. Axel Witsel geht nach vier Jahren, als loyaler Eckpfeiler in seiner letzten Saison. Erling Haaland verabschiedet sich nach zweieinhalb, beeindruckend torreichen Jahren. Reinier und Marin Pongracic gehen nach nach zwei Jahren bzw. einem Jahr Leihe zurück zu ihren Vereinen. Jedem einzelnen alles erdenklich Gute für die Zukunft!

Ansicht der vollen Südtribüne
Die letzte volle Süd gegen die Hauptstädter

Der sportliche Auftrag unserer Mannschaft besteht jedoch hauptsächlich darin, unseren beiden Legenden einen würdigen Rahmen zu geben: So gesehen, eines der wichtigsten Spiele der Saison! Unser Trainer hat in der Pressekonferenz nochmal darauf hingewiesen, dass es ein Punktspiel ist. Das ist zwar korrekt, aber durch die besonderen Umstände, ist es eben weitaus mehr. Diesen letzten Nachmittag für Zorci und Schmelle zu vermasseln, wäre „unverzeihlich“. Im Idealfall ergibt sich noch die Möglichkeit für Einwechslungen in den Schlussminuten. Das wäre halt toll für die anderen, deren Abschiede zwangsläufig verblassen werden. Sorry, Jungs, das müsst Ihr verstehen…

Lasst uns alles raus hauen! Auf gutes Wetter, gute Stimmung, ein gutes Spiel und ein letztes, großes HEJA BVB dieser Saison!

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel