Spielbericht Profis

Geplante Partys gehen immer schief

03.04.2022, 20:18 Uhr von:  Nina T.
Ansicht der Chaos Choreo auf der Südtribüne

Geplante Partys gehen immer schief, wenn man ab Punkt, an dem man vom Plan abweicht, nicht spontan sein kann. Die Sub-Party auf der Tribüne war gestern trotz der Niederlage ordentlich. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Westfalenstadion! Willkommen zurück, Vollauslastung!

Es wurde Plastik im menschlichem Blut nachgewiesen. Für unseren Gegner im Samstagabend-Topspiel gilt ja eher "Es wurde menschliches Blut im Plastik nachgewiesen". Während bei ersterem noch nicht ganz klar ist, wie gefährlich es für die Gesundheit wird, sich wöchentlich den Vergleichswert einer Kreditkarte reinzupfeifen, wissen wir im zweiten Fall wie giftig dieses Plastik für unseren Sport ist. Aus Sicht der Fans galt es also nicht nur drei Punkte im Westfalenstadion zu behalten und die Wiedervereinigung damit gebührend zu feiern, es ging auch mal wieder darum, den Standpunkt #NeinZuRB zu vertreten.

Kommt mir nicht mit dem BlaBla "aber sportlich…" – Donald Trump ist seinen zehn Enkelkindern sicherlich ein ganz toller Großvater. Das Sportliche kann niemals ein Argument in dieser Diskussion sein.

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Zitat aus den Fan-Infos zum Auswärtsspiel im Westfalenstadion: "WICHTIG: Es dürfen nur Fan-Utensilien mitgebracht werden, die durch RB-Leipzig autorisiert worden sind. Alle Fan-Utensilien, für die ihr einen gültigen "Fan-Tool-Pass" besitzt, dürfen mitgebracht werden. Den "Fan-Tool-Pass" selber müsst ihr jedoch nicht zwingend dabeihaben. Eine separate Anmeldung bei der Fanbetreuung ist nicht erforderlich." Wo liegt eigentlich Euer "Fan-Tool-Pass", falls den doch mal jemand sehen möchte?

Fanmarsch

Ab 15:30 Uhr an der Möllerbrücke/Westpark. Wir haben uns bewusst ein bisschen später angeschlossen, an der Kreuzung Lindemann und Schillingstraße. Einerseits, weil wir fanden, der Start gehört den aufrufenden Gruppen und so zeigen wir, dass wir uns diesen anschließen. Andererseits, weil wir schon auch den Aufmarsch sehen wollten…und das hat sich wirklich gelohnt, es war zum Heulen schön. Unglaublich, wie sehr es einem nach der langen Zeit emotional den Boden unter den Füßen wegriss. Dieser Marsch war mein absolutes Highlight, ich war mir nicht sicher, ob die Gänsehaut je wieder abklingt und allein durch die Menge an offenen Fenstern, die ich trotz meinem Adrenalin-Rausch nebenher wahrgenommen habe, hätten das Ganze die perfekte Werbung für Fankultur sein können.

Personen beim Fanmarsch

Ja, Scheiß-Konjunktiv! Es gab leider Zwischenfälle, die das ruinierten trotz der ausdrücklichen Ansage über Megafon, friedlich zu bleiben.

Kurz nach dem Start wurden einige umstehende Leute und BVB Fans, die mit Ihren Smartphones den Marsch fotografierten, massiv bedrängt und leider auch körperlich angegangen. Dabei wurde wenig Rücksicht auf Geschlecht oder Alter genommen. Einem Fotografen der Ruhr-Nachrichten wurde dabei ins Gesicht geschlagen und auch bei anderen Personen wurden nicht nur die Handys aus der Hand geboxt.

Ich muss die Frage stellen: Was stimmt denn mit euch nicht? Jahrzehnte lang wird sich vermummt, trotz des Verbots und jetzt, wo es durch die Pandemie völlig legal ist, seid ihr zu blöd, euch irgendeine Maske auf die Visage zu setzen, um die Identifizierung zu verhindern? Einfacher konnte man es euch nun wirklich nicht machen.

Im Stadion

Es war die klassische Silvester-Party, dieser 48. Geburtstag unseres Westfalenstadions. Der lange März 2020 war endlich zu Ende, ausverkauftes Haus und jeder war euphorisch – die ca. 1.000 Gästefans konnte man getrost vernachlässigen. Es war halt nichts als heiße Luft von Ralf Rangnick damals anzukündigen, nur wenige Vereine würden mehr Gästefans mitbringen.

Schon beim Warmmachen war die Stimmung richtig gut, unseren Jungs war die (Vor-)Freude deutlich anzumerken. Beim YNWA endlich wieder lückenlos Schals auf den Tribünen, eine wunderschöne Choreo und stadionweit eine gute Lautstärke und ein furioser Start ins Spiel – Chancen zur Führung in der 7., 13. und 14. Minute, aber man wollte zaubern und vergab. Es sollte unbedingt eine großartige Party werden…obwohl bodenständiger Fußball gereicht hätte.

Emre Can grätscht den Ball weg

Und wie so oft in solchen Situationen, weicht die Wirklichkeit dann leider von der Planung ab: In der 21. Minute rutschte uns das Buffet vom Tisch, 0:1-Führung durch Konrad Laimer. Es spielte keine Rolle, dass sowohl Kampl (19.+24.) als auch Simakan (18.+25.) nach 25 Minuten je zwei gelb-würdige Fouls zu verbuchen hatten, wenn die Security die Gäste nicht vor die Tür setzt, geht es mit denen weiter. In der 30. Minute setzten die Musik-Boxen das erste Mal aus, Eigentor durch Emre Can zum 0:2, während Axel Witsel nach einer Behandlungspause noch am Spielfeldrand wartete. „Wenn Du schon kein Glück hast, kommt auch noch Pech dazu.“

Zur Halbzeit bekundeten die ersten Partygäste mit lautstarken Pfiffen ihren Unmut – ich fand das verfrüht, weil wir bereits ganz andere Spiele gedreht hatten, bin aber an diesem Spieltag keine objektive Referenz, weil meine Serotonin- und Adrenalinwerte noch viel zu hoch waren. Als nach knapp einer Stunde die Sound- und Zapfanlage zeitgleich den Geist aufgaben (Christopher Nkunku zum 0:3, 58. Minute), gingen die ersten und der verbleibende Rest formte Sub-Partys wie in solchen Fällen üblich.

Drehte man sich zunächst noch vom Spielfeld weg und sang nur noch für die Tribüne, wurden später Lieder wie "Wir halten fest und treu zusammen", "Und wenn Du, das Spiel gewinnst" und "Leuchte auf, mein Stern Borussia" angestimmt. Diese dienten nicht mehr dazu den Spielausgang zu beeinflussen, sondern waren vielmehr ein Statement für unseren Verein und ein Versöhnungsangebot. Mich hat das erneut emotional sehr gepackt.

Der Ehrentreffer von Donyell Malen in 84. Minute war am Ende nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich hätte ihm so sehr gewünscht, dass sein erstes Tor vor ausverkauften Rängen gebührender hätte gefeiert werden können. Das postwendende 1:4 durch Dani Olmo (86. Minute) feierten die Leipziger so peinlich überschwänglich, dass ich vermute, sie hielten es für irgendeine Art Rache für das Pokalfinale…nun ja.

Das Pfeifkonzert nach Spielende hätte ich lieber durch einen geschlossenen Gesang – "Dortmund, Dortmund"/"Und wenn Du, das Spiel gewinnst" – ersetzt gesehen, kann dem eine gewisse Berechtigung jedoch nicht absprechen.

Mein Fazit

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Es wird eine Herausforderung, Team und Tribünen wieder so eng zusammen zu bringen, wie wir es in Dortmund brauchen, um unser volles Potential abzurufen. Unsere Notabwehr war bisher die beste in dieser Saison. Die Vollauslastung hat wirklich gutgetan, es gab zwar sehr traurige, aber auch wirklich schöne Nachrichten und wir wissen, dass es weitergeht. Eine volle Tribüne kann immer noch ein Scheiß-Spiel wettmachen, weil es zusammen irgendwie immer Bock macht. Uns bleiben (hoffentlich) zwei weitere Heimspieltage zur "Wiedereingliederung" von Mannschaft und Fans, bevor wir diese dritte Corona-Saison am 14. Mai 2022 im Westfalenstadion beenden – mein Wunsch wäre, mit einem "Der BVB ist wieder da" von 80.000 Stimmen zum Abschluss.

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