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Euro 2012-Tagebuch Teil 2: Warmlaufen in Breslau und Deutschland in Lemberg

10.06.2012, 22:09 Uhr von:  Rene
Euro 2012-Tagebuch Teil 2: Warmlaufen in Breslau und Deutschland in Lemberg
Euro 2012

Unsere Tour begann bereits am Donnerstag. Erstes Ziel war die kleine Stadt Niemodlin ca. 80km östlich von Breslau. Zum warm werden stand dann am Freitag das Spiel Russland gegen Tschechien auf dem Plan. Am nächsten Tag ging es recht früh weiter zum deutschen Spiel in Lemberg.

Da wir zwei Tage später im 1300km entfernten Donetsk sein wollen, mussten wir am heutigen Sonntag auch bereits wieder recht früh aufbrechen um unsere Zwischenstation in Khorol zu erreichen. Leider hatten die Straßen in Lemberg unserem Auto so stark zugesetzt, dass wir erst noch eine Werkstatt aufsuchen mussten.

Die Fahrt nach Polen verlief ohne große Probleme. Die Grenze konnten wir ohne Kontrollen passieren. Polizei war nirgends zu sehen. Unser 16 Jahre alter Opel Omega lief ohne Probleme. Lediglich die Beifahrertür hat sich bei einem Zwischenstopp selbst mit einer Kindersicherung ausgestattet. Irgendetwas hat sich dort hinter der Verkleidung gelöst.

Warmlaufen in Breslau

Von unserem 2-Sterne Motel ging es gegen Mittag bei 25°C und Sonnenschein nach Breslau. Kostenfreie Parkplätze mit guter Verkehrsanbindung standen zu diesem Zeitpunkt in Stadionnähe noch zur Verfügung. Von dort führen wir zunächst in Stadtzentrum. Weite Teile der Innenstadt waren für das Fanfest abgesperrt. Auf mindestens vier großen Videowänden konnte man das Eröffnungsspiel verfolgen. Gegen 15 Uhr hatten sich auch schon viele Polen eingefunden. Schnell haben wir uns noch mit einer polnischen SIM Karte fürs Handy ausgestattet (2 GB Internet für 25 PLN ~ 6 Euro), dann ging es auch schon wieder Richtung Stadion.

Euro 2012

Kurz vor dem Stadion befand sich auch noch ein Fanfest mit einem angeschlossenen Fancamp. In vielen EM Städten wurden diese Zeltplätze eingerichtet um zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen. Ca. 50 Euro kostet ein Zelt für 2 Personen pro Tag. Auf den Fanfesten kann man leider nicht mit Bargeld zahlen, sondern muss eine von einem Sponsor angebotene Zahlkarte erwerben. Hat man das erledigt, bekommt man für 2 Euro einen halben Liter leckeren Gerstensaft, natürlich ebenfalls von einem EM Sponsor.

Die erste Halbzeit des Eröffnungsspiels haben wir noch auf dem Fanfest verfolgt. Dort ließen wir gut gelaunte Polen zurück, die die 1:0 Führung ihrer Mannschaft gegen nur noch 10 Griechen feierten. Das polnische Team hatte auch bei uns einen starken Eindruck hinterlassen, auch wenn sie mit zunehmender Spieldauer etwas nachgelassen haben. Um so erstaunter waren wir dann, als wir vom 1:1 Endstand hörten. Dies und der mittlerweile einsetzende starke Regen führten wahrscheinlich dazu, dass kaum Polen ihr Glück am Stadion suchten um evtl. noch das Spiel zu sehen. Dumm für uns, denn wir hatten noch ein Ticket übrig. Selbst nach einer Stunde war kein Käufer in Sicht. Als wir schon auf dem Weg zum Eingang waren, fand sich noch ein deutscher EM-Fahrer, der immerhin 10 Euro bezahlt hat.

Euro 2012

Das Stadion in Breslau – ein kompletter Neubau – konnte von außen mit einer beleuchteten Fassade punkten. Innen erwartete uns trotz eines Fassungsvermögens von über 40.000 Zuschauern nur ein Ring. Bereits in der Stadt hatten wir Probleme auf Grund der gleichen Farben russische und tschechische Fans auseinander zu halten. Im Stadion konnte man das Kräfteverhältnis erst nach Toren erahnen. Es waren scheinbar ein paar mehr Fans aus dem nahen Tschechien angereist. Im russischen Block waren auch einige Lücken zu erkennen. Die Tschechen konnten zu Beginn durch einige Gesänge punkten, stellten den Support allerdings nach der deutlichen Führung der Russen in Halbzeit eins komplett ein. Der Anschlusstreffer in Halbzeit zwei ließ dann die tschechischen Fans nochmal etwas Motivation schöpfen. Insgesamt präsentierte sich ihr Team aber recht desolat im Abwehrverhalten und wurde verdient mit 4:1 nach Hause geschickt.

Auf nach Lemberg - Erste Schäden am PKW

Bereits früh am nächsten Morgen ging es nach Lemberg. Kurz nach Krakau mussten wir dann über Landstraßen fahren. Die Autobahn befand sich leider noch immer im Bau. Des öfteren kreuzten wir die neue Trasse, die eigentlich extra zur EM fertiggestellt sein sollte. Viel Polizei und noch mehr Blitzer begleiteten uns stattdessen die komplette Strecke bis zur Grenze. Bis auf einen halbstündigen Stau in Jaroslaw, verursacht durch einen gut frequentierten Zebrastreifen, ging es jedoch recht zügig. An der Grenze erhielten wir gleich den grünen Passierschein und waren nach zügiger Abfertigung 45 Minuten später in der Ukraine.

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Auch in der Ukraine ging es nur über Landstraßen weiter. Ein paar Kühe versperrten uns nur kurzzeitig den Weg. Die Straßen waren jedoch in akzeptablen Zustand, bis wir nach Lemberg kamen. Hier hatten wir wohl die absolut schlechteste Straße der ganzen Stadt erwischt: Kopfsteinpflaster mit tiefen Löchern und Straßenbahnschienen in der Mitte. Die Schienen ragten teilweise bis zu 20 Zentimeter aus dem Pflaster heraus. Öfters mussten wir auf Grund von geparkten Autos auf die Schienen ausweichen. Und dann war es auch schon passiert. Bei einem Ausweichmanöver blieb der Auspuff an einer Schiene hängen. Glücklicherweise ist er nicht abgerissen, jedoch war er stark verbogen und hing nun noch tiefer unter unserem Omega. Einen Kilometer vor unserer Bleibe mussten zwei Personen den Weg zu Fuß antreten um noch ein paar Millimeter mehr Raum zwischen Straße und Auspuff zu schaffen.

Mit dem beschädigten PKW erreichten wir unser Ziel aber dann doch recht zügig. Gebucht war ein Appartement mit eigener Küche für 160 Euro pro Tag. Im Vergleich zu nicht EM Zeiten ist das der dreifache Preis. Über ein uraltes Treppenhaus, dass sich mitten in der Renovierung befand, wurden wir zu unseren Zimmern geführt. Hier erwartete uns das komplette Gegenteil. Das Appartement war sehr geräumig, frisch renoviert und in bestem Zustand. Die versprochene Küche bestand zwar nur aus einer Mikrowelle, aber da wollen wir mal nicht meckern! Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit verschoben wir die Reparatur unseres Autos auf den Sonntag. Mit ein paar kurzen Zwischenstopps an den zahlreich vorhandenen Kiosken ging es per Shuttle zum Stadion.

Euro 2012
Am Stadion mussten wir noch 20 Minuten über eine noch nicht komplett fertiggestellte Straße laufen. Ebenso wie das Stadion in Breslau fanden wir auch hier einen kompletten Neubau vor. Dieser war ebenso komplett fertiggestellt und stand einem westeuropäischen Bau in nichts nach. Das Spiel selbst dürften wohl die meisten gesehen haben: Bayrischer Sicherheitsfußball + Mats Hummels brachten hinten die Null und vorne ein glückliches Tor durch Mario Gomez.


Nach ein paar Bierchen auf dem Rückweg fielen wir dann gegen 2:30 Uhr ukrainischer Zeit (+1 Stunde) ins Bett. Von der Stadt hatten wir bisher nicht viel gesehen und das sollte sich am nächsten morgen nicht ändern, denn jetzt mussten wir schleunigst eine Werkstatt finden, um den Wagen für die heute anstehenden 800 Kilometer nach Khorol schnell wieder fit zu bekommen. Nach ein wenig Suchen und durch Mithilfe einiger sehr freundlicher Einheimischer konnten wir schnell eine Werkstatt finden. Nach 2 Stunden waren wir 25 Euro los, der Auspfuff geschweißt und wieder gerade gebogen. Um 13 Uhr konnten wir also weiter. Zunächst ging es vorsichtig aus Lemberg über diverse Schlaglochpisten hinaus.

Aktuell (20 Uhr) befinden wir uns auf dem Ring in Kiev. Die Straßen sind eigentlich recht gut, teilweise vierspurig und Autobahn ähnlich ausgebaut. Wobei es selbst da auch Abbiegespuren nach links und Zebrastreifen gibt. Auf dem 4 bis 6-spurigen Ring um Kiev fehlen die Fahrbahnmarkierung zum Teil komplett und die Straßenqualität ist deutlich schlechter. Wir hoffen Khorol gegen 23 Uhr zu erreichen und nicht noch bei Dunkelheit in einem größeren Schlagloch zu landen.

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