Spielbericht Profis

Souveräner Sieg in der Pampa

31.07.2011, 19:29 Uhr von:  Redaktion

Souveräner BVB-Sieg beim SVSFrisch und spielfreudig meldet sich der BVB aus der Sommerpause zurück. Mit dem 3:0 fuhr der BVB einen nie gefährdeten Sieg ein. Und doch: Erste Runde Pokal ist kein Bundesliga-Ersatz. Das zeichnetete sich schon beim Kartenvorverkauf ab. Viele Fans fragten sich: „Was bitte soll ich in Sandhausen?“ Klar, die Mannschaft unterstützen. Aber das obligatorische Pokalaus gegen Drittligisten hebt sich der BVB ja standardmäßig immer für die zweite oder dritte Runde auf.

In der ersten Runde wird es die Mannschaft auch so schon richten. Und so gab es an der Tageskasse noch rund 200 Gästekarten zu kaufen. Sandhausen, das klingt einfach nach Langeweile. Den Namen kennt der Fan höchstens aus dem kicker-Sonderheft oder durch die BVB-Amateure. Sandhausen, was ist das eigentlich?

Sandhausen ist ein Ort bei Heidelberg und Mannheim, 14.000 Einwohner. Der an einem Wald beheimatete Fußballverein SVS ist heute noch so richtig stolz auf damals, 1995. Als man die Stuttgarter im Elfmeterschießen aus dem Pokal warf.

Die Mitmachquote hielt sich in GrenzenEine fast schon familiäre Stimmung erwartete den Zuschaueram Sandhäuser Sportplatz, dem Hardtwaldstadion. Hardtwaldstadion? Dieser Name könnte die Bezeichnung für ein traditionelles, ehrwürdiges Stadion eines ehemaligen Bundesligisten sein. Irgendwie ein schöner Name. In Wahrheit spielt hier aber eben Sandhausen. Wenn besagter, trostloser SVS nicht hier spielen würde, könnte das eigentlich ein netter Ort für ein Fußballspiel sein. Fußballstimmung kommt hier auch auf. Aber eher die eines Westfalenligisten. Da hilft die Schwiegermutter noch mit beim Fanartikel-Verkauf. Achja, „30.7.2011 – SV Sandhausen vs. Borussia Dortmund“ - auch ich war dabei!

Genauso wie 11.500 andere Zuschauer. Darunter gut 4500 aus Dortmund. Die meisten waren mit dem Bus oder Auto angereist, weil die Zugverbindung der Rückfahrt sehr ungünstig gewesen wäre. Die Schwarzgelben verteilten sich fast genau auf die Häffte der Sportstätte, die Gegengerade und Teile der Hintertortribünen stellten den Gästeblock dar. Sandhausen dagegen besitzt keine Fans, so wie man es von einem Bundesligisten wie Dortmund, Hamburg oder Köln kennt. Nein, in Sandhausen geht man eben zum Fußball, wie bei einem Westfalenligisten um die Ecke. Es wird sich das Spiel angesehen und wenn man verliert, naja es gibt Schlimmeres. Diesen Eindruck bestätigte die Stimmung der Sandhäuser. Die Sitzplätze blieben das ganze Spiel über Sitzplätze und Fangesänge hat Sandhausen auch nicht. Naja, außer das, was die 30 harten Jungs hinter dem Tor da fabrizierten.

Ille stand in der StartelfObwohl vor dem Spiel eben jene familiäre Stimmung herrschte und der BVB-Fan nur nach Sandhausen kam, „weil's eben muss“, stufte die Polizei diesen Kick als – Achtung – Hochsicherheitsspiel ein. Ja, selbst das Abstiegsspiel von River Plate in Argentinien war Peanuts gegen das, was das gewaltbereite Dorf Sandhausen erwarten sollte. Und so war gefühlt alles an Baden-Württembergischer Polizei anwesend, was an diesem Tage keinen Krankenschein bekam.

Die spürbare Brisanz dieses Spiels in den Adern, startete der BVB gekonnt souverän in die Partie. Nicht ein einziges Mal konnten die Gastgeber in der Anfangsphase dem BVB gefährlich werden. Der Deutsche Meister machte von Beginn an klar, dass dieses Mal ausnahmsweise nicht gegen einen Drittligisten Schluss sein sollte. Der BVB trat dabei im gewohnten 4-2-3-1-System an. Auf der linken Seite wie erwartet Chris Löwe für den verletzten Marcel Schmelzer, im defensiven Mittelfeld mit Sebastian Kehl.

Die Führung ließ nur zehn Minuten auf sich warten. Nach einem schönen Pass von Kagawa vollendet Lewandowski zum 1:0. Auch danach lässt der BVB nichts anbrennen. Dennoch gab es ein paar Dinge, die Jürgen Klopp nicht gefallen haben dürften. So fehlte manchmal etwas die Konzentration vor dem finalen Pass.

Torjubel zum 0-1Einen sehr guten Eindruck machte Sebastian Kehl. Mit einer wunderbaren Spielübersicht verteilte er die Bälle auf beide Seiten und ließ seine Zweikampfstärke wieder zum Vorschein kommen. Dass Shinj Kagawa was kann, weiß der BVB-Fan. Aber wenn man ihn jetzt wieder an drei Gegenspielern vorbei tanzen sieht, macht das noch mehr Lust auf die neue Spielzeit.

Kehl war es auch, der die große Chance zum 2:0 einleitete. Nach einem Superpass des Kapitäns dringt Kagawa im Strafraum bis zur Grundlinie durch, spielt in die Mitte, Lewandowski verpasst und Gündogan schießt letztlich über das Tor.

Die Stimmung bei den BVB-Fans schwankte zwischen lockerem und lautem Gesang, und leisem Gemurmel in Dauerschleife. Für einen Erstrunden-Kick in der Pampa in Ordnung. Auf Seite der Sandhäuser erreichte das Klatschpappen-Konzert seinen krönenden Höhepunkt, als die Gastgeber kurz vor der Pause mal einen Eckball bekamen. Mehr auch nicht.

Kagawa erzielt das 0-2Eine Viertelstunde war in der zweiten Halbzeit gespielt, da machte Shinji Kagawa mit einem wundershönen Tor alles klar. Hervorzuheben sei noch die Vorarbeit Gündogans, der mit einem lockeren Heber diesen Treffer erst möglich machte. Sandhausen tat sich schwer, überhaupt mal in die Nähe des Dortmunder Strafraumes zu kommen. Das Spiel lief einzig und allein über den BVB, der den Klassenunterschied mehr als deutlich machte.

Nach 90 Minuten sollte dann auch Schluss sein. Aber nicht, bevor Lewandowski den Sportjournalisten noch einmal einen Grund gab, um in die Tasten zu hauen – und das 3:0 und somit den Endstand markierte.

Erste Runde und Hexenkessel Sandhausen souerän gemeistert. Jetzt dürfen wir gespannt sein, ob Borussia auch in diesem Jahr traditionell nicht im Pokal überwintert, oder ob dieses Jahr doch mal ein Ausrutscher möglich ist. Am nächsten Samstag findet um 20.30 Uhr bei sky jedenfalls die Auslosung für die zweite Runde statt.

Die Noten:

Roman Weidenfeller: Kaum gefordet, am Ende einmal stark gehalten: Note: 2-

Chris Löwe: Ein Linksverteidiger schießt rechts vorne einen Freistoß? Daran müssen wir uns wohl gewöhnen. Ob Sprint, Aufmerksamkeit oder Technik: Der kann was. Note: 2+

Neven Subotic: Einmal einen unnötigen Fehlpass gespielt, ansonsten solide. Note: 3

Mats Hummels: Ließ nichts zu. Note: 2

Lukasz Piszczek: Eher der Unauffällige in diesem Spiel. Note: 3

Sebstian Kehl: Eine überzeugende Rückkehr des Kapitäns. Wirkte sehr eingespielt, ruhig und souverän. Note: 2

Ilkay Gündogan: Mit einigen Akzenten nach vorne, einmal Pech im Abschluss. Note: 3+

Mario Götze: Ackerte und rackerte viel, ein starker Schuss in der ersten Halbzeit. Note: 2-

Kevin Großkreutz: Etwas planlos. Note: 3 Etwas planlos. Note:3

Shinji Kagawa: Wie haben wir ihn vermisst! Was für Laufwege, Flanken und ein Tor. Note: 1-

Robert Lewandowski: Ja gut, eine Großchance vertan, ein ansehnicher Fallrückzieher und zwei Tore. Note: 2

Ivan Perisic: Wurde eingewechselt, belebte das Spiel noch mal. Note: 3+

Kuba: Durfte auch noch ran, das wirkte sich aber nicht mehr großartig auf das Spiel aus. Note: 3

Moritz Leitner: In der Schlussphase eingewechselt. Ohne Note

Fakten

SV Sandhausen: Ischdonat - Busch, Pischorn, Schulz, Halfar - Danneberg - Öztürk (46.Rohracker), Lönig, Ulm (66. Blacha), Blum (78. Kandziora) - Dorn
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Löwe - Kehl, Gündogan - Götze (70. Kuba), Kagawa (85. Leitner), Großkreutz (71. Perisic) - Lewandowski
Schwatzgelber JubelTore: 0:1 Lewandowski (10., Kagawa), 0:2 Kagawa (56., Gündogan), 0:3 Lewandowski (90., Perisic)
Schiedsrichter: Tobias Christ (Münchweiler)
Zuschauer: 11.300 (ausverkauft)

Sven, 31.07.2011

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