Fehlfarben

2009 ? Gschichten aus der Bundesliga

21.01.2009, 22:12 Uhr von:  Redaktion

Poldi wird KölnerEin kleiner Ausblick, was im Jahr 2009 geschehen könnte, vielleicht sollte, vielleicht aber auch nicht.

Januar:

Lukas Podolski unterschreibt in Köln einen Rentenvertrag. Sein Handgeld besteht aus Anteilsscheinen an anderen Spielern des 1. FC Köln. Auf Nachfrage bezeichnet Kölns Manager Meier dies als „ganz normalen Vorgang".

Jürgen Klinsmann stößt mit seiner Maßnahme, zum Trainingslager in ganz Dubai kleine Buddha-Statuen aufstellen zu wollen, auf wenig Gegenliebe. Die Scheichs konnten die notwendigen Baumaßnahmen mit ihren klammen Geldbeuteln nicht finanzieren. Über religiöse Aspekte wurde nicht gesprochen.

Die blaue Rumpeltruppe absolviert ihr Trainingslager vormittags auf einem Ascheplatz in Oer-Erkenschwick und nachmittags in den ansässigen Sonnenstudios. Andreas Müller: „Nein, es hat nicht mit unserer finanziellen Situation zu tun, dass wir auf gefrorenem Rasen trainieren. Wir wollten lediglich die Nähe zu unseren Fans suchen. Gazprom ist ein großer Konzern und toller Partner." Willi Wittke deckt bei einer Recherche-Reise in die Ukraine auf: Gazprom kann seine Sponsorengelder nur noch mit heimlichen Gaslieferungen nach Gelsenkirchen zahlen.

Februar:

Die TSG Hoffenheim präsentiert Cristiano Ronaldo als Neuzugang und Ersatz für Ibisevic. Die Ablösesumme in Höhe von 3 Millionen SAP-Anteilsscheinen bestreitet Welle nach dem Derby in der TurnhalleDietmar Hopp aus eigener Tasche, beteuert jedoch, dass der Verein ihn jederzeit aus eigener Tasche hätte finanzieren können. Ralf Rangnick: „Cristiano passt gut in unser System, ist noch jung und formbar und er passt in unser Gehaltsgefüge.". Auf kritische Nachfrage erklärt Dietmar Hopp zerknirscht, lediglich Ronaldos Gehalt pro Woche passe in das Gehaltsgefüge. Daraufhin lässt er den kritischen Journalisten in einem Kerker in Sinsheim einschließen und ihm eine eiserne Maske anlegen.

Der sympathische Gelsenfkirchener Vorortverein wird ein weiteres Mal bei einem Derby gedemütigt. Zu Hause führen sie zur Halbzeit mit 6:1 gegen acht Dortmunder. Die roten Karten für Boateng, Zidan und Tinga für grob unsportliches Verhalten bekommen sie bereits vor Anpfiff. Als in der Heimkurve das Gelbe-Wand-Banner präsentiert wird, stürmen die drei über den Platz und holen sich das Banner. In der folgenden Rangelei mit Asamoah und dem Maskottchen der Blauen beweisen Boateng und Zidan Streetfighter-Qualitäten, während Tinga das Banner zur Auswärtskurve trägt. In der 78. Minute wird Alex Frei eingewechselt und schießt Borussia mit einem doppelten Hattrick zum Derbysieg. Ein Dortmunder Fan nach dem Spiel: „Das war die Mutter aller Derbies... irgendwie hat so ein Derby schon ziemlich viele Mütter". Die Fans errichten für Tinga, Zidan und Boateng ein Messing-Denkmal auf dem Borsigplatz.

März:

Zidan und BoatengBei Werder Bremen brennt der Baum. Diego erwischt Claudio Pizarro und Sarah Connor in flagranti. Thomas Schaaf: „Ich weiß nicht, warum sie sich alle so aufregen. Wir Friesen klären das, indem wir den Nebenbuhler über Nacht spurlos im Sumpf verschwinden lassen". Manager Allofs beschwert sich bei Schaaf, dass die Spieler doch das Kapital des Clubs seien und somit in Zukunft wieder miteinander klarkommen müssten. Das Tischtuch zwischen Trainer und Manager scheint zerschnitten. Otto Rehhagel wird nach neun Niederlagen in Folge bei den Griechen entlassen. Seine Statue wirft ein griechischer Hubschrauber über dem türkischen Teil von Zypern ab und trifft eine UNO-Zentrale. Otto Rehhagel dazu: „Das kommt davon, wenn man zu junge Piloten einsetzt." Kontakte zu Werder dementiert Rehhagel, als er betrunken Arm in Arm mit Allofs aus einer Hafenspelunke in Bremerhaven torkelt.

April:

Mohamed Zidan und Kevin-Prince Boateng sorgen mit ihrem wöchentlichen Erscheinen für Angstzustände beim örtlichen Lamborghini-Händler. Noch liegt Mohamed mit zwei Lamborghini vorne, doch Kevin-Prince kann auf 11:13 verkürzen. Die Wirtschaftskrise macht sich lediglich dadurch bemerkbar, dass Borussias Vorzeigeprofis wieder im Jugendinternat wohnen.

Markus Babbel installiert sich aufgrund der haarsträubenden Abwehrfehler in den letzten Spielen selbst als Abwehrchef. Horst Heldt lässt er auf rechts außen verteidigen. Der Jugendwahn ist auch beim VfB Stuttgart Vergangenheit. Jens Lehmann zieht nach Dubai auf die Palmeninsel und kommt nun immer mit dem eigenen Airbus A-320 aus dem Emirat zum Training eingeflogen.

Neuerding fliegt Lukas Podolski die tägliche Strecke Bergheim-München mit einem Helikopter, den er gebraucht von Jens Lehmann erstanden hat. Er hat sich in weiser Voraussicht wieder bei Mutti eingemietet. Zu Hause ist es immer noch am schönsten!

Mai:

Leverkusen wird zweiterHoffenheim rutscht am letzten Spieltag aus den UEFA-Cup-Rängen. Die Fans und ihre blaue Wand kehren dem Verein den Rücken und Dietmar Hopp verkündet nach dem Spiel: „Das Thema Hoffenheim ist für mich durch. Ich habe mir einen neuen Verein gesucht: Den SV Niederauerbach. Bei diesem Verein habe ich einst drei Monate gespielt und versuche nun mit dem gleichen Herzblut, auch diesen Verein zum Meistertitel zu führen." Er nimmt Ralf Rangnick und Cristiano Ronaldo mit. Ronaldo hat eine klitzekleine Klausel in seinem Vertrag übersehen. Dort steht: „Diese vertragliche Vereinbarung gilt nicht für die zweite Liga". Von der fünften Liga ist dort nicht die Rede. Der kritische Journalist aus dem Kerker in Sinsheim wird freigelassen. Es ist Rolf Töpperwien. Daraufhin fordern der deutsche Blätterwald und viele Fernsehzuschauer: „Sperrt ihn wieder ein!".

Bayer Leverkusen wird .... Trommelwirbel .... Zweiter. Bruno Labbadia gewinnt den Preis „schönster Haarschopf" in der Kategorie „glänzend" knapp vor Kevin Kuranyi und Michael Zorc. Tim Wiese wird Vierter, wie auch einen Monat später in Jogi seinem WM-Kader für 2010.

Der FC Bayern wird Deutscher Meister, was die Spieler ausgiebig mit einmaligem Zuprosten beim Lieblingsitaliener feiern. Die Fans pfeifen ihre Mannschaft aus, weil sie am letzten Spieltag nur 1:1 gegen den VfB Stuttgart spielt. So geht die Übergabe der Meisterschale in einem gellenden Pfeifkonzert des Operettenpublikums unter. Lothar Matthäus ist verwirrt und glaubt, die Pfiffe gelten ihm und seiner neuen 16jährigen Verlobten.

Rolf Töpperwien kommentiert das Pokalfinale, eine Neuauflage des Vorjahresduells. Das Problem: Da bei der Liveübertragung die Hälfte des Bildes immer mit seinem Konterfei gefüllt ist, verpasst der Fernsehzuschauer die drei Tore der Schwarzgelben. Wütende Anrufe in der ZDF-Zentrale zeigen Wirkung. In der zweiten Hälfte wird der Netradio-Kommentar von Borussia Dortmund eingeblendet. Rolf Töpperwien übergießt sich im Presseraum mit Berliner Weiße und versucht sich anzuzünden.

Juni:

Meier braucht GeldUm die fehlenden drei Millionen Euro für den Podolski-Transfer zu bekommen, versucht Michael Meier alles. Bei einem extra anberaumten Freundschaftsspiel verlieren sich 5.000 Zuschauer ins Müngersdorfer Stadion. Meier: „Wir hätten im Vorverkauf 100.000 Karten verkaufen können. Leider konnten wir wegen der hohen Anzahlung an den FC Bayern das Gehalt des Geschäftsstellenmitarbeiters im Ticketing nicht mehr bestreiten.". Die Gaffel-Brauerei stellt daraufhin die fehlenden 2,8 Millionen bereit und erhält dafür von Meier die Namensrechte an Lukas Podolski. Der muss sich nun mit dem neuen Namen Lukas G. Podolski anfreunden.

Joachim Löw, seines Zeichens Schalträger der Jahre 1990 bis 2009, verkündet den vorläufigen WM-Kader. Erste Überraschung: Otto Rehhagel wird sein neuer Co-Trainer. Unter den Nominierten findet sich ebenfalls manche Überraschung. Neben Karl-Heinz Riedle werden unter anderem Horst Hrubesch, Rudi Völler, Andi Brehme und Bodo Illgner nominiert. Rehhagel dementiert, Einfluss auf die Nominierungen genommen zu haben.

Der SV Niederauerbach steigt in die Bundesliga auf. Dietmar Hopp nimmt kein Blatt mehr vor den Mund: „L'etat c'est moi - Der Etat ist mein! Und wenn mir jetzt hier einer von Ihnen dumm kommt, dann endet er wie der Töpperwien!" Die Journalistenschar verdrückt sich leise murmelnd aus dem Container, der gleichzeitig Internat, Umkleide und Pressezentrum von Niederauerbach ist. SAP gibt eine Gewinnwarnung heraus.

Juli:

Es ist Sommerpause. Lukas G. Podolski berichtet dem Kölner Express freudestrahlend: „Isch wollte schon immer wie eine Brauerei heißen". Auf die Frage, ob Michael Meier ihn mit der Aktion nicht bevormundet habe, erwidert Podolski: „Wat heiss hier bevormundet? Isch mach de Tore für et Eff Zeh unden Rest musse Mischa machen!". Gaffel springt ob gewaltiger Absatzprobleme in Mönchengladbach ab und wird in letzter Minute durch eine Bürgschaft von Beate Uhse ersetzt. Die Namensrechte wandern ebenso an das Erotikimperium. Schon bald erscheinen die ersten Erotik-Artikel mit Podolskis Konterfei. Erotikfilme für die Nischen, wie „Hau den Lukas" oder „Lulu auf Lukas" kommen auf den Markt. Bergheim ist stolz auf seinen Ehrenbürger.

Martin Kind wird das spießige Hannover 96 leid und kauft sich den FC Chelsea zum symbolischen Betrag von einem Rubel. Er übernimmt damit einen Schuldenberg von ca. 3,2 Milliarden Euro und eine vollkommen zerrüttete Kickertruppe um Michael Ballack unter einem desillusionierten Felipe Scolari.

August:

Klinsi erreicht die Mannschaft nicht mehrLukas-Beate Podolski-Uhse ersteht mehr als 50 Prozent an seinen Sturmkollegen Novakovic und Vucicevic und lässt bei ihnen vertraglich fixieren, dass im Sturm ab sofort nur noch ein Stammplatz zur Verfügung steht. Das Kartellamt schaltet sich ein, weil es eine Monopol-Stellung von Gaffel im Kölner Sturm befürchtet. G. Novakovic und G. Vucicevic sind sich keiner Schuld bewusst.

Der neue Manager des FC Bayern heißt: Lothar Matthäus. Als erste Amtshandlung entlässt er am zweiten Spieltag Jürgen Klinsmann. Dieser hatte die ersten beiden Spiele gegen Werder Bremen und Hoffenheim jeweils mit 4:0 gewonnen. Matthäus: „Jürgen Klinsmann erreicht die Mannschaft nicht mehr. Das schwächste Glied in einem Team ist nunmal der Trainer. Gerade wenn es so gut läuft." Neuer Trainer wird Bernd Trautmann, den Matthäus bei seiner Trainertätigkeit in Sambia kennen- und schätzen gelernt hat. Trautmann belegt an der Volkshochschule in München einen Kurs: „Deutsch für Ausgewanderte".

September:

In Gelsenkirchen werden sämtliche Geschäftsstellenmitarbeiter gefeuert und durch russische Zwangsarbeiter ersetzt. Der Trainerstab und die Mannschaft werden ebenfalls ersetzt. Ein etwas älterer Fan der Blauen sagt nach drei Spielen unter dem neuen Trainer Oberst Rutski: „Endlich herrscht hier wieder Zucht und Ordnung. Ich finde diese standrechtlichen Erschießungen beim Training einfach erfrischend". Nach dem Interview eilt Rolf Rojek wieder zu seiner Flak.
Hans Meyer wird Trainer in NürnbergBorussia Mönchengladbach feuert Trainer Meyer, nachdem dieser zehn Spiele in Folge verloren hat. Meyer tritt nach: „Jetzt ist Mönchengladbach wieder so spießig und langweilig wie eh und je. Darauf erstmal nen Rotkäppchen-Sekt".

Oktober:

Der 1. FC A. Roth stellt seinen neuen Trainer vor. Es ist Hans Meyer. Am österreichischen Nationalfeiertag übernimmt Toni Polster das Traineramt beim 1. FC Köln. Christoph Daum wird Opfer der Kölsch-Affäre. Was früher die Drogen waren, ist heute das Kölsch. Enge Vertraute raten ihm - seiner Gesundheit zuliebe - wieder auf die Drogen umzusteigen. An einem Kölner Institut finden Wissenschaftler in Daums Haarproben erhebliche Rückstände von Kölsch, Rasenkalk und Düngemittel.

In der laufenden Bundesliga-Saison steigt das Abstiegsduell Hoffenheim gegen Niederauerbach vor 85 zahlenden Zuschauern in der SAP-Arena. Ein Fan von Hoffenheim hält ein Transparent mit dem Titel „Hopp Hopp Hopp, Kugel in den Kopp!" hoch, ein anderer „Hassel the Hopp!" und wird darauf von Hopps Schutzsta .... äh .... truppe festgesetzt. Beiden Vereinen werden wegen Nichterfüllung der Lizenzierungsbedingungen 40 Punkte abgezogen.

November:

Der S04 wird verstaatlicht. Jedoch nicht in Deutschland sondern in Russland. Die DFL ist verzweifelt darum bemüht, dass Staatsunternehmen nicht in der Bundesliga antreten dürfen. Auf einer außerordentlichen DFL-Tagung wird die Klausel nach einer flammenden Rede von Reinhard Rauball durchgebracht. Rauball: „Erst steht dieser Kind vor der Tür und jetzt auch noch der Russe. So weit wollten wir es nie nie wieder kommen lassen!" Der S04 muss fortan in der russischen Liga antreten. Zum ersten Auswärtsspiel nach Wladikawkas fliegen Sie mit einer guten alten Tupolev der russischen Armee. Rolf Rojek ist als Fanbeauftragter für die Board-Flak zuständig.

Dezember:

Schaaf schickt frische Moor aus dem NordenBorussia Dortmund wird 100 Jahre alt. Geschenke aus allen Teilen des Landes trudeln ein. Thomas Schaaf schickt einen Eimer mit echtem Moor aus Friesland. Auf dem Grußkärtchen steht: „Falls mal wieder der Hennecke oder der Röckenhaus zu neugierig werden.". Lothar Matthäus schickt eine Autogrammkarte von sich selbst für das Borusseum mit dem herzlichen Gruß „You can say you to me". Jürgen Klinsmann schickt aus Florida einen kleinen Buddha und wünscht sich, dass Jürgen Klopp ihn doch bitte auf dem Trainingsgelände aufstellen möge. Lukas-Beathe Podolski-Uhse schickt ein Potpourri seiner neuen Serie. Daraufhin lässt Christian Wörns freundlich anfragen, ob er etwas von dem Geschenk abbekommen könne. Er habe schließlich selbst als bester Innenverteidiger der Welt immer zu seiner Liebe Borussia Dortmund gestanden. Aus Niederauerbach kommt ein schweres Bündel SAP-Wertpapiere, die jedoch aufgrund ihrer Wertlosigkeit bereits in der Poststelle aussortiert werden. Der VfB Stuttgart schickt 100 Kilogramm Maultaschen verbunden mit dem Wunsch, man möge sie bei Zimmertemperatur aufbewahren und einen Tag vor dem nächsten Duell in der Bundesliga zu sich nehmen. Borussia Mönchengladbach schickt nichts. Dafür schickt jedoch der Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach sein Verdienstkreuz aus dem zweiten Weltkrieg und gesteht seine ewige Liebe zum Stadteil Rheydt. Hans Meyer schickt eine Flasche Rotkäppchen-Sekt und tritt verbal noch einmal gegen seinen alten Arbeitgeber nach: „Es gibt nur eine Borussia".

Michael Meier referiert im Trikot seines neuen Vereins, des Hamburger Sportvereins, vor 100 Bankenchefs in New York darüber, wie man Unternehmen mit riesigem Potential und einer langen Tradition beinahe zugrunde richtet und somit für einen Neuanfang fit macht. Sein Motto: „Erst Planieren, dann sanieren". In Managerkreisen wird er als Messias gefeiert. Allerdings dürfte er in Hamburg auf ein unüberwindbares Hindernis treffen: Die Ecken der Arena sind bereits ausgebaut.

Jakob, 17.01.2009

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