Tatort Bundesliga - der 21. Spieltag: Von Fans und Anderen - Lothar Alleskönner glänzt als Umfaller
Der rote Teppich für Lothar Matthäus war für ihn in Frankfurt ausgerollt. In einem Interview mit der „FAZ“ bekräftigte Matthäus sogar schon, dass er nicht blauäugig bei einem Engagement in Frankfurt „an das absolute Neuland“ herangehen werde: „Offenkundig wurden in den letzten 20 Jahren beim Traditionsklub viel Misswirtschaft betrieben und Eitelkeiten gepflegt“. Der Widerstand der Fans schreckt ihn nicht: „Hätte ich Erfolg, würde ich auch in Frankfurt geliebt“. Ne Lothar, wohl nich...
Beim Cottbus-Spiel gab es reichlich Anti-Spruchbänder wie «Lothar Staatsfeind Nummer 1» oder «Lothar hau ab». "Wir können uns darüber streiten", hatte Guido Derckum am Freitagabend kurz nach Mitternacht noch mitgeteilt, "ob nun 97, 98 oder 99 Prozent der Fans gegen Matthäus sind." Derckum muss es wissen. Er ist Abteilungsleiter der neuen Eintracht-Fanabteilung mit derzeit immerhin 257 Mitgliedsclubs. Heute dann der Rückzieher: Lothar Matthäus wird nicht Teamchef beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Das Risiko sei ihm wegen der sportlich schwierigen Situation der Eintracht jetzt plötzlich doch zu groß, begründete er fadenscheinig seine Absage. Es sei keine Entscheidung des «Wollens» gewesen, sondern des «Kopfes». Na denn Lothar - war absolut die richtige Entscheidung. Die SGE-Fans werden Dich auch ab jetzt wieder absolut toll finden...
Wie die Fans der Eintracht sich querstellten lest hier: http://www.fr-aktuell.de/fr/150/t150002.htm
„Battle of Rheinland, oder der Rhein in Flammen“
Bayer Leverkusen hat den „Machtkampf am Rhein“ für sich entschieden: In einem Derby voll Rasse und Klasse setzte sich die Werkself gegen den 1. FC Köln mit 4:1 durch. Allerdings schon vor dem 40. Bundesliga-Derby zwischen den rheinischen Erzrivalen nahmen die beiden Neu-Leverkusener Trainer Pierre Littbarski und Toni Schumacher jenen Verein gehörig auf's Korn, bei dem sie dereinst zu Nationalspielern wurden. „Wir hauen sie weg“, hatte „Litti“ mal kurzerhand erklärt und damit schon im Vorfeld für richtig Zündstoff auf den Rängen bei denen gesorgt, die ihn einst so verehrten! Weil der ehemalige Publikumsliebling seit Jahresbeginn bei den verhassten Leverkusenern arbeitet, hatten die Kölner Fans justament den Namen ihres früheren Idols aus der Reihe der besten Spieler, deren Schriftzüge über den Eingängen im Müngersdorfer Stadion befestigt sind, entfernen lassen. „Das war gemein. Ich konnte zwei Nächte nicht schlafen, aber ich habe das jetzt verarbeitet“, sagte Littbarski mit viel Ironie. Weniger ironisch war die Aussage gemeint: „Ich bin froh, dass man mich nicht um Mitarbeit im Geißbockheim gebeten hat. Sonst hätte ich den Traumjob hier nicht bekommen.“ Die früher mal sehr enge Bindung zwischen Littbarski und dem 1. FC Köln besteht nicht mehr. Genauso ist es bei Toni Schumacher, der für die Kölner ein noch größeres Idol als Littbarski war. „Ich habe die erfolgreichste Zeit des FC mitgeprägt, aber die Bindungen seien gestört“, sagte der frühere Nationaltorwart bei der Pressekonferenz. „Meine Freunde haben mir alle gratuliert, dass ich wieder eine Arbeitsstelle bekommen habe und dass ich bei einem sehr guten Verein untergekommen bin“, erklärte der Ex-Nationalspieler mit spöttischem Unterton. Sein Ziel, einmal das Präsidentenamt des 1. FC Köln zu übernehmen, habe er inzwischen aufgegeben: „Ich wollte auch mal Karnevalsprinz werden. Manche Träume lassen sich einfach nicht erfüllen. Mir fehlt der dicke Bauch, um Kölner Präsident zu werden.“ Ach ja, Fußball wurde am Rande des großen Ballyhoo auch noch gespielt, der FC allerdings durfte da nich viel zu beitragen. Zu überlegen waren „die von der anderen Rheinseite.“
Mit zunehmender Spieldauer wurde der Druck der Leverkusener aber immer größer und erhielt den Charakter einer Vorstellung „Meister gegen Lehrling“ und man konnte von einem hochverdienten Sieg sprechen. Teilweise ging es emotional hoch her und die vor dem Spiel geschürte Rivalität war beim Lokalkampf ständig zu spüren. Schiedsrichter Hellmut Krug aus Gelsenkirchen versuchte vergeblich, die erhitzten Gemüter zu beruhigen und zeigte sieben Gelbe Karten (fünf Köln / zwei Leverkusen) ausschließlich wegen rüden Foulspiels.
Elber schießt Tor für den größten Bazi-Fanclub
Ungewöhnliche Idee mit viel Sympathiegewinn: Giovane Elber netzte gegen den VfB Stuttgart ein und machte einen Ba*ern-Fanclub landesweit bekannt. Er lupfte sein Trikot, und da stand dann geschrieben: Fanclub Floss e.V. Der Verein, 1988 gegründet, ist mit 1050 eingetragenen Mitgliedern der weltweit größte Fanclub des Rekordmeisters. Der Präsident des Vereins, Gerhard Stadler, äußerte sich gegenüber Martin Henkel wie folgt:
Henkel: Herr Stadler, wie haben Sie Giovane Elber dazu bewegen können, so für ihren Verein zu werben?
Stadler: Normalerweise laden wir am Ende der Hinrunde der Bundesliga einen Spieler vom FC Bayern zu uns ein. Am 28. Januar kam Giovane Elber zu unserer verspäteten Weihnachtsfeier. Bei dieser Gelegenheit haben wir ihn gefragt, ob er das T-Shirt für uns tragen würde.
Henkel: Wie sind sie auf diese Idee gekommen?
Stadler: Giovanne Elber trägt öfter mal T-Shirts unter seinem Trikot, meistens mit einem Aufdruck von seinem Sohn Victor. Da kam uns die Idee, ob er nicht einmal solch ein Shirt mit der Aufschrift von uns anziehen würde.
Henkel: War es schwer, ihn davon zu überzeugen?
Stadler: Nein, ganz im Gegenteil. Herr Elber war überrascht, dass 700 Mitglieder zu der Feier gekommen waren. Außerdem haben wir ihm für sein Kinderdorf in Brasilien einen Scheck über 2000 Mark überreicht. Das hat ihn gefreut und aus Dankbarkeit hat er zu unserer Idee JA gesagt. Das T-Shirt haben wir ihm dann am Dienstag beim Training übergeben.
Wer mehr sehen will: http://www.fc-bayern-fanclub-floss.de/
Wir finden, dass gerade in Zeiten, da sich die Herren „Profi-Fußballer“ zusehends von der Fanbasis entfernen, ist dies eine schöne und nicht alltägliche Geste. Vielleicht trägt ja mal ein [zuverlässiger] Mittelstürmer von uns ein T-Shirt mit 15:30 – SONST NIX?
Und kaum einer kommt mehr ins Rattenloch...
Sie behaupten von sich, dass sie ja sooo viel toller wären als wir! Sie wagen es gar zu verkünden: Wir haben Fans, Ihr nur Zuschauer (Charly „Slimfast“ Neumann). Die Wahrheit aber ist eine andere. Sch*lke 05 jagt die großen Ba*ern - und kaum einen interessiert's! Diese knallharte Aussage traf „Rudi Cigar“ nach dem 2:0 Arbeitssieg gegen die Muschis. Die jetzt seit Monaten schon andauernde Mitgliedschaft in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga sieht er durch die eigenen Fans inzwischen unzureichend honoriert. "Ich bin unheimlich enttäuscht über die Resonanz", erklärte Assauer, denn auch gegen die zahnlosen Löwen blieb der Besuch um 6000 Zuschauer unter dem vor Saisonbeginn anvisierten Durchschnitt (39.500) zurück. Huub Stevens ist ebenfalls verwundert: "Wir bieten den Leuten erfrischenden Fußball an, aber ich höre nur die Frage nach Karten für das Pokalfinale in Berlin."
Eine Erklärung hat Assi scheinbar auch nicht: "Das werden wir in den nächsten Wochen intern gründlich analysieren müssen."
Zwar liegt der Saisonschnitt immer noch bei 42.500 Besuchern, doch die letzten drei Heimsiege sahen insgesamt nicht mal 100.000 Zuschauer Laufen also den Pappnasen ausgerechnet jetzt die Fans davon? Da schmerzt es zutiefst, dass beim großen Rivalen in Dortmund schon beim Einlauf von so „Kassenmagneten“ wie Unterhaching 62.000 Fans das Westfalenstadion überfluten! Selbst für das 3. Revierderby gegen Borussia Dortmund in zwei Wochen sind noch Karten zu haben. Dafür berichtete der „Kaschmirprolet“ Wunderliches vom weiteren Vorverkauf: "Der absolute Renner ist das Heimspiel gegen Unterhaching."
Das findet bekanntlich am letzten Spieltag statt und die völlig überdrehte Kundschaft spekuliert offenbar darauf, dass dann die Meisterschale im Parkstadion übergeben wird. Neidisch blickte man in Gelsenkirchen auch gestern wieder auf den Nachbarn Borussia Dortmund, der gegen Werder Bremen einmal mehr mühelos die 62.000-Zuschauer-Marke erreichte. "Das ist auch ein echtes Fußballstadion, wie wir es erst im nächsten Jahr bekommen", sagte Assauer mit bitterböser Mine.
Lass gut sein, Haching!
27(!) Unterhachinger sollen es gewesen sein, die ihre Mannschaft auf den Kaiserslauterer Betzenberg begleitet haben. Sieben-und-zwanzig! Drei, vier Sitzreihen mehr, und sie hätten gleich im Mannschaftsbus mitfahren können. Das Desinteresse verstehe, wer will. Wann bekommen sie wohl so schnell wieder die Gelegenheit, die heiligsten Tempel der Bundesliga zu sehen? Denn wie es scheint, sind die sympathischen Vorort-Münchner auf Abschiedstournee von der großen Fußballwelt. Und wisst Ihr was, das ist wohl auch besser so.
Natürlich haben wir sie alle gern gehabt, als sie so herrlich-unverdorben und bescheiden in den Kreis der Großkopferten eindrangen, sich dafür bei jeder Gelegenheit entschuldigten und sich dann, völlig unbemerkt, erstens retteten und zweitens erkühnten, die Meisterschaft zu entschieden. Doch wie einst im Mai ist es nimmer, mittlerweile gewinnt auch Leverkusen im Fußball-Dorf, das vielen mittlerweile nur noch lästig ist. Wer die Wahl hat, Sonntag abends die Kicker der Großgemeinde zu sehen oder noch Mal die Briefmarkensammlung zu sortieren, der erteilt zunehmend der Philatelie den Zuschlag. Selbst im heimischen Sportpark schwindet die Zahl der Fans, und das im zweiten Jahr Bundesliga.
Nein, ihr Lieben, lasst es gut sein, spielt wieder in eurer Zweiten Liga und genießt den frischen Ruhm, den euch der Abstecher in höhere Gefilde gebracht haben. Jede Wette, im Unterhaus seid ihr die Attraktion, sogar die Osnabrücker wollen euch mal wieder sehen.
Dabei geht es gar nicht nur um Haching. Sie sind nur der neueste Beweis dafür, dass die Bundesliga nur Klubs mit Tradition will. Je dicker der Staub, um so besser. Die Attraktion der Unverbrauchten ist dagegen von kurzer Haltwertzeit. Der Liga-Debütant Energie Cottbus kriegt weder daheim noch auswärts die Hütte voll, bei Mitaufsteiger und Nulltitel-Graumaus-Klub VfL Bochum ließen sich während der Heimspiele getrost Elternabende auf der Gegentribüne abhalten und wen interessiert eigentlich das traditionslose Wolfsburg? Es gibt, da die Zersplitterung der Spieltage durch die TV-Verträge derzeit wohl unabänderlich ist, offenbar nur eine Lösung: Zwangsabstieg für alle Farblosen! Und die Aufsteiger werden per Plebiszit ermittelt. Damit wir endlich auch Gladbach wieder sehen...
BVB stößt seinen Nachwuchsfans vor den Kopf
Auch der BVB legt offenbar nicht mehr viel Wert auf seine [jüngeren] Fans, denn wie schwatzgelb.de gestern erfuhr, soll die in ganz Deutschland erhältliche Monatsschrift nach Entscheidung der UFA zum nächsten Monat eingestellt werden.
In den Top-News des Vereins findet Ihr freilich keine Silbe dazu. So sind sie nun mal. Nun will ich ja nicht sagen, dass ich diese „Buntbildpostille“ irgendwie sonderlich vermissen würde, aber mein Sohn sieht das da schon etwas anders! Er ist davon keineswegs so erbaut und wenn ich mir vor Augen führe, was über dieses Medium in den letzten Jahren seit dem Start im August 1996 für Freundschaften geknüpft, Sympathien erkämpft und erhalten und bis zur Fan-Club-Gründung, Eheschließung oder Fahrgemeinschaftsbildung angebahnt wurde, bin ich von dieser Entscheidung mehr als überrascht. Eigentlich gab es keinerlei Notwendigkeit zu so einer Einstellung, zumal auch durchgesickert ist, dass es um die Wirtschaftlichkeit des Heftes so schlecht nicht bestellt gewesen sein soll...
Schade finde ich zudem auch, dass damit die „Niebaum-Vision“ aus dem Jahre 1993, als er bei Juventus ein italienweit erscheinendes Comicheft entdeckte, dass die Jugend dort allmonatlich lechzend erwartete, zu Grabe getragen wurde.
BORUSSIA LIVE hatte jedenfalls die Akzeptanz beim schwatzgelben Jungvolk! Den nun aufgabenlosen Redakteurskollegen/innen danken wir für ihr über Jahre erbrachtes Engagement!