Unsa Senf

Von Couto, Owusu & BVB-Fans Grobes Foulspiel mit rassistischem Nachspiel

20.08.2025, 08:55 Uhr von:  Caroline    
Couto liegt schmerzverzerrt auf dem Boden und hält sich das Knie

Der Einzug von Borussia Dortmund in die zweite Runde des DFB-Pokals wird überschattet von rassistischen Anfeindungen der eigenen Fans.

Aber von vorn: Wir schreiben die 94. Minute im Ruhrgebietsduell mit Rot-Weiss Essen. Der BVB führt – vielleicht nicht gerade so souverän, wie man es ob des Klassenunterschieds erhoffen mag, aber er führt und das auch eher ungefährdet. Dennoch – wer mag es dem Drittligisten ob des knappen Spielstands verdenken – wirft RWE in den letzten Minuten noch mal alles rein – und am Ende zu viel.

Kelsey Owusu möchte keine Chance ungenutzt lassen und geht vollkommen übermotiviert ins Duell mit Yan Couto, der den Ball nach vorne schlagen will und dabei mit der offenen Sohle vom RWE-Offensivmann getroffen wird. 

Rot. Glasklar – außer vielleicht für den Schiedsrichter.

Legitime Kritik vs. Diskriminierende Grenzüberschreitungen

Man kann Owusu viel vorwerfen, aber wie Niko Kovac bereits sagte, so ein Foul begeht „keiner mit Absicht“. Der gebürtige Hamburger wollte seinen Gegenspieler sicherlich nicht verletzen. Hat er es durch sein ungestümes Einsteigen in Kauf genommen? Keine Frage. Aber da entscheiden Hundertstelsekunden, nicht gerade viel Zeit für eine fundierte Kosten-Nutzen-Abwägung. Übermotivation dürfte hier die größere Rolle gespielt haben, die Hoffnung, doch noch in der letzten Sekunde des Spiels etwas reißen zu können. Rückblickend wird der 21-Jährige sein Foul bereuen und sich selbst wohl am meisten über diese Szene ärgern. So hat er sich bereits auf dem Platz und später in der Gästekabine bei Couto für sein Einsteigen entschuldigt. Fairplay nach grobem Foulspiel.

Ja, man kann sich zurecht über Owusu ärgern, dass er eigentlich chancenlos den Ballgewinn erzwingen wollte. Man kann sich auch darüber aufregen, dass dieses Foul nicht entsprechend mit Rot geahndet wurde. Man kann einen Menschen aufgrund seiner Handlung kritisieren, man kann einen Menschen aber nicht aufgrund seiner Hautfarbe diskreditieren, beleidigen und entmenschlichen. Doch genau das ist passiert.

Und – let me be clear: Diese rassistischen Anfeindungen, die nach dem Spiel auf Owusu gerade über die sozialen Medien eingeprasselt sind, sind weitaus schlimmer als das Foulspiel, das sie vermeintlich verurteilen. Dieser menschenverachtende Aktionismus von Affenbildern über das N-Wort bis zur Forderung, seine Privatadresse zu veröffentlichen, haben einen 21-jährigen Deutschen (nicht, dass das was zur Sache tun würde, aber ihr Vollidioten könnt ja nur in Schubladen denken) dazu gezwungen, sein Instagram-Profil zu löschen bzw. zu deaktivieren, und seinen Verein dazu genötigt, die Kommentarfunktion abzustellen. Weil massenhaft Hass unter die Beiträge gespült wurde. Wer dort kommentierte, tat dies bewusst. Ihr musstet im Gegensatz zu Owusu nicht in einer Hundertstelsekunde entscheiden. Ihr konntet euch gut überlegen, was ihr dort tut und was ihr dort schreibt. Und ihr habt euch entschieden, Rassisten zu sein. 

Am Ende sind es wahrscheinlich die gleichen Stammtischparolengröler (bewusst nicht gegendert), die ständig rumheulen, Politik gehöre nicht ins Stadion. Doch genau ihr seid der Grund. Dabei geht es hier nicht mal um Politik, sondern um Anstand und Menschlichkeit. Und wegen euch müssen wir diese Werte noch lauter in die Stadien tragen. Jeder Einzelne, der sich an Antirassismus-Kampagnen stört, ist kein Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Vereine stellen sich gegen rassistische Anfeindungen

Die Trainer beider Mannschaften fanden im Nachgang eindringliche Worte. Während Niko Kovac kurz nach Abpfiff noch emotionalisiert von einem „Anschlag“ sprach, wurde er später auf der PK deutlich: „Das ist Sport und es kann nicht sein, dass dann irgendwo irgendjemand irgendwelche Kommentare Richtung dieses Spielers schickt.“

Und auch bei Rot-Weiss Essen ist man sich einig: 

Uwe Koschinat, Trainer von RWE: „Ich glaube, es ist unverzeihlich, wenn ein Spieler so hart einsteigt. Aber es ist nicht deswegen unverzeihlich, weil der Spieler dunkelhäutig ist, sondern weil die Aktion einfach scheiße ist. Ich finde das so niederträchtig, was teilweise für Kommentare auf Menschen einprasseln. Das finde ich völlig unangemessen.“ 

Alexander Rang, Vorstandsmitglied von RWE: „Wir entschuldigen uns bei Yan Couto und wünschen ihm alles Gute. Gleichzeitig machen wir deutlich: Fehler auf dem Platz dürfen niemals ein Freifahrtschein für Hass, Hetze und rassistische Anfeindungen sein. Als Verein stehen wir klar an der Seite unseres Spielers und werden uns weiterhin mit aller Kraft gegen Rassismus einsetzen.“

Der BVB, der sonst sehr gute Arbeit im Kampf gegen Diskriminierung leistet, hat sich im Gegensatz zu RWE bislang nicht in Form eines offiziellen Vereinsstatements geäußert. 

Rassismus hat bei Borussia keinen Platz – weder auf dem Rasen, noch auf den Rängen, noch im Netz. Wenn ihr Hass hört: Widersprecht! Wenn ihr Hetze seht: Stellt euch dagegen! Nur gemeinsam können wir Rassismus die rote Karte zeigen – und das auch ganz ohne VAR.

Gute Besserung, Yan Couto.
Viel Kraft, Kelsey Owusu.

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