Unsa Senf

Revierderby Dortmund gegen Schalke Ein Spiel, das nur verloren werden kann

15.03.2023, 09:30 Uhr von:  janniksch
Blick auf den Gästeblock in GE mit Pyro
Feuer und Flamme waren am Wochenende leider nur die Fans auf den Rängen

Für den BVB gibt es im Revierderby nichts mehr zu gewinnen. Das wurde bei dem 2:2 am vergangenen Samstag mehr als deutlich. Und das Spiel wird zukünftig unangenehm bleiben, wenn wir nicht dagegen steuern.

Als ich vor einigen Monaten in meinem Artikel „Quo Vadis, Revierderby?“ nach einer generellen Einschätzung der BVB-Fans aus verschiedenen Sozialen Medien zum Derby fragte, wurde klar, dass wenn das Derby stattfindet, dann ist es den meisten Fans wichtig.

Und da liegt das Problem für uns als BVB in diesem besonderen Spiel. Über Jahre und Jahrzehnte kämpften zwei Mannschaften in diesem Spiel gegeneinander, die sportlich nicht sehr weit auseinanderlagen. Natürlich gab es Aufs und Abs der jeweiligen Klubs und natürlich lag das Leistungsvermögen der Teams immer mal näher zusammen oder mal ein Stück weiter auseinander. Nach der Beinah-Insolvenz des BVB 2004/05 waren wir sportlich von den Blauen abgeschlagen, wohingegen sich das Blatt rund um die 2010er Jahre zugunsten der Borussia wendete. Verlieren machte auch da keinem der beiden Fanlager Spaß, aber es war im Vorhinein einzukalkulieren.

Was hat sich verändert?

Spätestens seit der Coronapandemie ist GE ein unterdurchschnittlicher Erstligist gewesen. In den Lockdown-Derbys haben wir ohne Gegentore sichere Derbysiege eingefahren und schließlich den blauen Abstieg bejubelt. Wir hatten somit alles im Derby erreicht, was geht.

Nun kommen die Blauen zurück in Liga eins und geben sich als gefallener Held. Die Story lautet: Man wollte zu viel und jetzt ist man wieder auf dem Boden angekommen. Der Klub kommuniziert, dass man die eigene Lage nun anerkenne und damit auch seine aktuelle Situation in der Liga und die lautet: Abstiegskampf.

Schlimmer geworden ist es mit dem Kulttyp Reis, mit dem sich diese neue Bodenständigkeit auch auf den Fußball übertragen hat. Man spielt zwar immer noch scheiße, aber dafür recht erfolgreich.

Vor dem Derby gab es keine großen Kampfansagen aus GE, sondern: Demut. Es werde schwer was zu holen und so. Damit hat man sich in eine exzellente Ausgangsposition gebracht. Wenn man verliert ist das schon okay und war ja auch klar. Unentschieden oder gar ein Sieg löst dafür dann doppelte Euphorie bei den Fans aus. Cleverer Schachzug; hätte ich auch so gemacht.

Und der BVB?

Klar waren wir von Anfang an Favorit. Aber die neue „Demut“ aus GE drückte den BVB noch deutlich stärker in diese Favoritenrolle. Es gab wenig „im Derby ist alles möglich“ und „Derby muss gewonnen werden“ aus der Turnhalle zu hören.

Wir mussten das Spiel gewinnen, alles andere wäre eine Niederlage. Und so kam es dann auch, das Kalkül der Blauen ging auf. Die Ekelbier-Arena feierte das Unentschieden wie die Meisterschaft und wir standen als hätten wir diese tatsächlich grade an GE verloren.

Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wenn die Blauen die Klasse halten sollten, die Verantworlichen in Herne-West ein Teufel tun werden und wieder vermehrt Giftpfeile nach Dortmund schicken. Der Imagewandel bedeutet demütig sein und kleine Brötchen backen. Das ist natürlich nur die offizielle Seite und das blaue Fanlager wird das logischerweise anders sehen. Aber wenn es dann doch mal wieder zu einer deutlicheren Derbyniederlage kommen sollte, werden die Fans des GEsocks natürlich auf den Zug der Demut aufspringen und argumentieren, dass das ja klar sei und der BVB ja viel mehr Geld habe usw.

Da hat man sich ein schön kuschliges Nest der Sicherheit gebaut, sodass das Derby nie wirklich eine heftige, schmerzhafte Niederlage werden kann und im Gegenzug Unentschieden oder gar Siege wie Meistertitel bejubelt werden können.

Was tun?

Als BVB-Verantwortliche kann man dem nicht viel entgegensetzen. Ich glaube auch nicht, dass das auf Ebene Watzke überhaupt noch eine große Rolle spielt.

Als Fan dagegen ist man einer beschissenen Situation. Siege gegen Blau sind Pflicht und fühlen sich bei weitem nicht an wie früher. Deswegen müssen wir unsere Rolle im Revierderby neu erfinden, um nicht zwei Spiele der Saison einfach nur nicht verlieren zu wollen. Das ist unbefriedigend und wird auch unserem Klub nicht gerecht. Eigentlich müssen wir GE jeden Tag daran erinnern, was für eine Lachnummer ihr Verein eigentlich ist. Oder einfach auf den Abstieg hoffen.

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