Unsa Senf

Kollektives Versagen auf dem Platz und auf der Tribüne

07.02.2022, 09:32 Uhr von:  Nina T.
Leverkusen Spieler feiern den Treffer zum 4:1. BVB Spieler schauen enttäuscht zum Gegner.

Der BVB verliert völlig verdient gegen die Pillen aus Leverkusen mit 2:5. Doch auch von den Tribünen kam wenig Support für die Mannschaft. Über Pfiffe im Stadion und Begegnungen an der Tankstelle.

Wie gerne würde ich mich in gerechtem Zorn über die Konzentration meiner Mannschaft oder die Wechsel meines Trainers empören. Kann ich aber nicht. Ich muss mich entschuldigen: Liebe Mannschaft, lieber Trainer, es tut mir leid, wir haben Euch hängen lassen. Wir sollten der 12. Mann sein, mit diesem "weichen Faktor" wurdet ihr bei der Anwerbung geködert. In dieser Rechenart musstet ihr heute faktisch mit einem Mann weniger antreten. Ich kann nur um Verzeihung bitten.

Schon in der ersten Halbzeit war der Support schwach. Ja, mit Maske ist Singen und Rufen nicht so leicht. Aber Meckern ging schließlich durchaus. So krass dieses Kacktor des Jahres (Grüße an Herrn Zeigler, ich möchte hiermit die Bewerbung einreichen) in der 11. Minute war, so sehr einen das schockt, danach gehören die Fäuste in die Luft und "BRUSSIA! BRUSSIA!" gebrüllt. Nicht heute. Nach ein paar Minuten Stille gab es dann doch einen Wechselgesang, in den Freistoß rein...Ausgleich! Trotzdem weiterhin nur vereinzelte Versuche, Stimmung aufzubauen.

Pfiffe als Motivation?

Nach zwei weiteren Gegentoren wurde unsere Mannschaft mit Pfiffen in die Kabine geschickt...als Motivation für die zweite Hälfte?! Zur Einordnung: In der Saison 2014/15 ging es ohne auf Platz 17 in die Winterpause. Erst am 19. Spieltag nach einer 0:1 Niederlage gegen Augsburg wurde die Mannschaft kollektiv ausgepfiffen.

Versteht mich nicht falsch, es war eine beschissene Halbzeit und ich war ebenso bedient. Pleddernass geregnet, mit dem Wind aus allen Richtungen und dann das, natürlich ist das nervtötend. Trotzdem, Fußball ist halt mehr so Mitmach-Theater, das wird auch immer uncool, wenn sich niemand beteiligt.

"I came for you"...die Mannschaften kamen zurück. Leverkusen zuerst, aber Pfiffe bekamen nicht nur die Pillen. Was ist denn los mit Euch!? Wir zerstören das größte, nicht finanzielle, Pfund mit dem wir wuchern konnten! Der Rückhalt unserer Mannschaft zu sein, sie an schlechten Tagen auch mal zu tragen.

Bellingham bettelt um Unterstützung

Dass Jude Bellingham mehrfach vergeblich um Unterstützung betteln musste, hat mir das Herz gebrochen... Die zweite Halbzeit war von der Tribüne noch schlechter als die erste: Nöhlendes Arena-Publikum "Die Gladiatoren erheitern uns nicht." anstelle von Support. Gekrönt von erneuten Pfiffen und "Rose raus"-Rufen als nach Abpfiff alle zur Tribüne kamen. "Und wenn Du das Spiel verlierst, ganz unten stehst, dann stehen wir hier und singen Borussia, Borussia BVB, was auch immer geschieht, wir stehen Dir bei, bis in den Tod..." wäre eine Alternative gewesen, naja.

Aber ich sollte noch eine Kirsche auf die Sahne bekommen: An der Tankstelle traf ich zufällig den Vater von Mitchel Bakker (Linksverteidiger von Bayer Leverkusen). Komplett in schwatzgelb war ich nur unschwer als BVB-Fan auszumachen und er sprach mich an. Er fand, wir wären in der zweiten Hälfte doch durchaus mal am Drücker gewesen und wollte wissen, warum dann nicht mehr von den Tribünen kam? Wir wären schließlich so berühmt dafür... Tja, Papa Bakker, wir waren tatsächlich so unorganisiert und unmotiviert wie unsere Mannschaft ausgesehen hat. Von dem kollektiven Versagen können wir uns nicht ausnehmen.

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