Spielbericht Profis

Der BVB und die roten Pappnasen

29.11.2020, 11:00 Uhr von:  Christoph
Der BVB und die roten Pappnasen
© Jürgen Fromme/firo Sportphoto/Pool via Schwatzgelb.de

Nach 29 Jahren Sieglosigkeit in Dortmund gewinnt der 1.FC Köln verdient gegen einen harmlos agierenden BVB. Die zweite Heimniederlage schmerzt sehr und offenbart erneut eine schon längst überwunden geglaubte Schwachstelle.

Die Gäste aus Köln reisen personell stark geschwächt nach Dortmund. Zuletzt gab es eine Niederlage gegen Union Berlin und rum um das Geißbockheim brennt das erste Lichtlein schon eine Woche vor dem ersten Advent. Der Trainer, vom Präsidenten persönlich angezählt, und die Mannschaft stehen nach den letzten Auftritten stark in der Kritik. Einziger Lichtblick: Die 1:2 Niederlage gegen den Rekordmeister, bei der man nicht wie erwartet unterging.

„Ich habe das Gefühl, dass wir eine bessere Balance haben in der Mannschaft und uns weiterentwickelt haben. Die Gier ist da, der Fokus ist da.“


M. Zorc 27.11.20

Gedenkminute vor dem Spiel vor leeren Rängen
© Elmar Kremser/SVEN SIMON/Pool via Schwatzgelb.de

Auf der anderen Seite der BVB. Es läuft alles rund. Gelobt und gehypt rennt die BVB-

Bubi-Truppe von Sieg zu Sieg und wirkt nach den Ausrutschern gegen Augsburg und Lazio Rom inzwischen stabilisiert. Alles spricht für einen Sieg bei der Pflichtaufgabe 1. FC Köln.

BVB-Trainer Lucien Favre ändert seine Startelf nach dem Champions-League-3:0 gegen Brügge auf fünf Positionen. Für Guerreiro, Bellingham, Delaney, Hazard und Reyna spielen Passlack, Witsel, Can, Reus und Brandt. Eine zu erwartende Rotation, die in den Spielen zuvor kein Nachteil gewesen ist. Beim FC steht Cestic zum erst dritten Mal überhaupt im Kader. Der Abwehrmann, der gegen Haaland verteidigen darf, hat in dieser Saison bislang ausschließlich für die Kölner Reserve in der Regionalliga gespielt und gibt seine Bundesliga-Premiere gegen Torgarant Erling Haaland.

1. Halbzeit

Ausgerechnet in der 09. Minute ging der FC in Führung
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Das Spiel ist gerade einmal 09 Minuten alt, da klingelt es schon zum ersten Mal im Gehäuse. Nach einer Ecke setzt sich der nach Köln ausgeliehene Wolf (Arbeitsvertrag beim BVB bis 2023) gegen Erling Haaland durch und Skhiri drückt den Ball über die Linie. Diskussionswürdig ist zumindest das Einsteigen von Wolf gegen Haaland bei der Ecke. Wolf spring in Haaland hinein, so dass dieser zu Boden geht. Manch ein Schiedsrichter hätte auf Foulspiel entschieden. Doch die verbleibenden 81 Minuten sollten dem BVB genug Zeit bieten, Ergebniskosmetik zu betreiben. Doch scheinbar geschockt schiebt sich der BVB den Ball im Mittelfeld hin und her ohne dabei großen Druck auf die Kölner Abwehrkette aufzubauen. Hinzu kommt eine hohe Fehlpassquote, wenn es um Pässe in die Spitze geht. Der 1. FC kommt dabei kaum in Bedrängnis und kann immer wieder Akzente nach vorne setzen.

Highlights der ersten Halbzeit bleiben ein Schuss von Haaland in aussichtreicher Position, der aber knapp am Tor vorbeistreicht (26. Minute), und ein Lattenschuss von Sancho (4. Minute). Ansonsten hat der BVB gerade im Zweikampfverhalten gegenüber dem FC oft das Nachsehen. Lediglich Can wirkt in der ersten Halbzeit körperlich präsent.

2. Halbzeit

Erling Haaland gegen Ellyes Skhiri
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Der BVB kommt mit frischem Schwung aus der Halbzeit. Der Ball läuft von Beginn an besser zwischen den Reihen. Dennoch bleiben die Großchancen zunächst aus, was auch an den leidenschaftlich agierenden und läuferisch starken Gästen liegt. Ein Schuss von Witzel geht in der 56. Minute endlich mal auf das Kölner Gehäuse. „Jetzt aber“ will man rufen. Jetzt fangen sie endlich an. Doch während Dortmund in Unterzahl spielt, weil Meunier verletzt vom Platz humpelt, tritt der FC eine Ecke, wieder verlängert Wolf am ersten Pfosten, wieder trifft Skhiri am zweiten. Es steht 0:2! Und täglich grüßt das Murmeltier. Entweder trainieren die gegnerischen Mannschaften gegen den BVB nur noch Standards oder der BVB sollte sich bezüglich seines Defensiverhaltens in Standardsituationen schleunigst etwas einfallen lassen. Von neun Gegentoren, die der BVB in der Bundesliga bislang kassierte, fielen ganze fünf nach Standardsituationen. Bei beiden Gegentreffern stimmte die Zuordnung der Gegenspieler nicht - mal wieder. Immerhin, es bleiben noch 30 Minuten, dieses Spiel zu drehen. Der BVB erhöht die Taktzahl und Favre bringt kurze Zeit später Reyna für Brandt und Moukoko für Passlack. Die Präzession und Schärfe der Pässe nimmt zu. Der Anschlusstreffer in der 74. Minute fällt nicht ganz unerwartet. Reyna bedient Hazard auf der halblinken Seite und der Belgier netzt mit einem überlegten Flachschuss ins lange Eck ein. Sollte da noch etwas gehen? Der Druck der Dortmunder nimmt von Minute zu Minute zu. Es folgen absolute Großchancen in der 87. und 94. Minute. Erst scheitert Hummels per Schuss an Horn, dann schafft es die sonstige Tor-Maschine Haaland nicht, den Ball aus 5m Entfernung in das leere Tor zu schieben.

Bin tief enttäuscht


L. Favre

Zum Schluss

Auch Youssoufa Moukoko, hier gegen Sebastiaan Bornauw, konnte bei seinem ersten Heimspiel keine Wende herbeiführen
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Mit dem Abpfiff geht der BVB als verdienter Verlierer vom Platz. Verdient, weil der BVB heute in den entscheidenden Situationen nicht das nötige Glück hatte, verdient, weil er auf eine Kölner Mannschaft getroffen ist, die heute über sich hinausgewachsen ist. Hätte Sancho statt der Latte in der 4. Minute das Tor getroffen, wäre das Spiel vermutlich ganz anders ausgegangen. Hinzu kommt das fragwürdige 0:1 nach einem Foulspiel von Wolf. So aber bekommt der BVB von den Kölnern die roten Pappnasen aufgesetzt. Immerhin unterstützt der BVB die Aktion Abstieg GE 2021 aktiv. Irgendetwas Positives muss diese ärgerliche Niederlage doch haben.

So haben sie gespielt

Borussia Dortmund: Bürki – Meunier (ab 61. Hazard), Akanji, Hummels, Passlack (ab 67. Reyna) – Witsel, Can – Sancho, Reus, Brandt (ab 67. Moukoko) – Haaland

1. FC Köln: T. Horn – Wolf, Bornauw, Czichos (ab 66. J. Horn), Cestic, Jakobs – Thielmann (ab 90.+3 Ehizibue), Skhiri, Özcan, Rexbehcaj (ab 74. Drexler) – Duda

Tore: 0:1 Skhiri (9.), 0:2 Skhiri (60.), 1:2 Hazard (74.)

In Summe wohl eher ein Tag zum Vergessen
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