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Wo sind all die Hoffnungen hin

04.10.2019, 21:42 Uhr von:  Nadja
Wo sind all die Hoffnungen hin

Es ist noch gar nicht so lange her, da stand es um den BVB so viel düsterer, als selbst die größten Schwarzmaler dieser Saison gerade herbeireden können. Am 7. Februar 2015 reiste der BVB nämlich als Tabellenletzter in den Breisgau.

Damals hatte schon lange der Zynismus Einzug gehalten in die schwarz-gelbe Fanseele und die sonst schon nicht allzu beliebte Fahrt ins entfernte Freiburg stand unter dem Motto „Wir fahren weit, wir fahren viel, wir verlieren jedes Spiel“ (und endete mit der Frage, wo all die Indianer hin sind – aber das ist eine andere Geschichte).

Die Hoffnung Punkte zu holen war etwa so groß wie die Chance von Trump, außerhalb des Mittleren Westens eine Beliebtheitswahl oder einen Intelligenztest zu gewinnen.

Weshalb sind wir trotzdem gefahren? Vielleicht, weil der Auswärtsblock so gute Sicht bietet und man mitnehmen kann, was immer man möchte, ohne blöd von der Seite angemacht zu werden wozu man die Handcreme braucht? Oder weil man in Freiburg als Auswärtsfan immer so herrlich angekuschelt und in Freundschaftsschals eingehüllt wird? Was könnte es schöneres geben, als nach einem schrecklichen 0:0 von gegnerischen Fans zu hören, dass der BVB die Punkte ja eigentlich mehr verdient hat oder wie toll sie die Dortmunder finden? Im Breisgau ist die Fußballwelt noch rosa und alle haben sich lieb, das ist so wunderbar. (Vorsicht, der vorangegangen Absatz könnte Spuren von Ironie, Sarkasmus oder Zynismus enthalten.) Nein, deswegen würde sicherlich auch kein Fußballfan nach Süden fahren.

Nicht mal Jürgen Gott konnte 2015 wirklich Hoffnung schüren

Der einzige Grund war, ist und bleibt die Borussia. Keine Saison ist schlecht genug, kein Spiel ist schrecklich genug, keine Emotion ist scheiße genug, um das Gefühl, das selbst der kleinste Hoffnungsschimmer auf ein Erfolgserlebnis in Gelb auslöst, übertönen zu können. Und kein Sieg ist schöner, herrlicher und besser als der, den keiner erwartet hat. Das war auch an diesem 7. Februar der Fall. Ganz der Gentleman-Club, den er ist, hat der SC Freiburg Aufbauhilfe geleistet und es dem BVB ermöglicht, den ersten Schritt aus dem tiefen Tal der Tränen zu machen. Am Ende stand immerhin noch eine Europapokal-Teilname und die schrecklichste aller Saisons der Nach-CL-Final-Ära war gar nicht mehr so schrecklich. Der schlimmste Auswärtsblock der Liga war gar nicht mehr so schlimm. Und die lange Rückreise war gar nicht mehr so lang (hat jemand die Indianer gesehen? Wo sind die hin??).

Ein frühes Tor von Reus ebnet den Weg zum Sieg

Heute muss man das Lied, das uns damals diesen wochenlangen Ohrwurm beschert hat, etwas umdichten: Wo sind all die Hoffnungen hin? Wann verlor das große Ziel den Sinn? Die Saison ist gerade einmal ein paar Spiele alt und die ganze Euphorie des ersten Spieltags und der Sommerpause ist einem großen Blues gewichen. Und mal abgesehen davon, dass blue immer scheiße ist, kann es doch eigentlich nicht sein, dass wir als Tabellenführer der Championsleague Gruppe und mit drei Punkten Rückstand auf den Bundesliga-Ersten eine Stimmung um den Verein wahrnehmen, die schlimmer ist als Anfang Februar 2015 als Tabellenletzter. Bevor die Frage aufkommt: Ja, ich habe die meisten Spiele dieser Saison gesehen und ich will nicht behaupten, dass diese bisher genau so gelaufen ist, wie sie sollte. Bis auf das Spiel gegen Barcelona gab es eigentlich kein Spiel, das einem wirklich zufrieden zurückgelassen hat – und selbst bei diesem war das Ergebnis irgendwie doof. Aber wir können doch nicht jetzt schon den Sand in den Kopf stecken, um mal einen der ganz Kleinen des Deutschen Fußballs zu zitieren.
Stattdessen sollten wir alle mal den Kopf rausholen, wo auch immer der gerade drin steckt, und voller Motivation und Zuversicht nach Freiburg fahren. Scheiß auf die bisherigen Spiele! Scheiß auf den beschissenen Gästeblock! Scheiß auf die Kuschelfans! Solange die Borussia spielt, kann es so schlecht nicht sein.

Auf geht’s Dortmund kämpfen und siegen!

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