Spielbericht Profis

Beendet die Saison! Der BVB ist zu stark.

24.01.2010, 14:18 Uhr von:  Malte D.
Beendet die Saison! Der BVB ist zu stark.
Mann des Tages beim Jubeln

Gut, diese vor Arroganz nur so strotzende Überschrift mag etwas übertrieben klingen, aber momentan ist es einfach toll wie dieser BVB seine Punkte sammelt. Denn der HSV ist ja nun auch keine Gurkentruppe, aber wie relativ souverän dieser Sieg nach Hause gebracht wurde: Chapeau! Nun kann uns nur noch der Weltuntergang vom Einzug ins internationale Geschäft abbringen.

Es gibt keine Romantik mehr im harten Geschäft Profifußball? Denkste! Es war herzzereissend, wie vor dem Spiel in Nähe des BVB-Fanshops ein Ehepaar in den 60ern miteinander umging. Er: "Los, mach die Augen zu! Ich habe ein Geschenk für Dich!" Er küsst sie und setzt ihr eine so eben aus dem Fanshop erworbene Mütze mit praktischen Ohrenwärmern auf. Sie, sichtlich indigniert: "Was ist das? Lass mich mal sehen!" Ein Blick auf die Mütze offenbart, dass das Geschenk wohl etwas suboptimal einzuordnen sein wird: "Och Mensch, jetzt sind meine Haare ja ganz strubbelig." Der Mann, langsam schmollend, bitte sie, die Mütze doch wieder aufzusetzen. Sie: "Das mache ich nachher auf der Toilette vor dem Spiegel." Nach fünf Minuten sieht man das Ehepaar, wie sie den Platz verlässt. Er mit den letzten Worten: "Naja, wenn du sie nicht willst, dann kann man sie ja wieder zurückgeben." Das muss Liebe sein, liebe Fußballfreunde!

Hamburg City ist mal wieder da...

Im Presseraum dann etwas unromantischer Alltag. Marcel Reif mit dem früheren Trainer Oenning als Assistent. Wenn Reif Currywurst isst, sieht er übrigens aus wie Mrs. Doubtfire beim Frühstück im herbstlichen London. Zum Personal: Ziegler ersetzt Weidenfeller, beim HSV Söldner Petric in der Anfangself und Ex-BVB-A-Jugendspieler Arslan auf der Bank. Der Owo-Schreck Elia nur auf der Bank, während unser Nuri erstmals die BVB-Elf als Kapitän aufs Feld führt. Schon krass, wenn man sich an das Spiel in Wolfsburg vor 4 1/2 Jahren erinnert. Wie die Zeit vergeht...

Es geht los: Und schon nach zwei Minuten eine Top-Chance für den besseren Lucas der Bundesliga, doch verhält er sich wie ein argentinisches Mädchen beim "Miss Universum"-Contest, der Angst vorm bösen Rost hat und lieber das schöne Köpfchen einzieht. Dann der glatzköpfige Söldner erstmals in Aktion, dem man inzwischen wünscht, mit Wolfsburg im Mittelfeld rumzugurken (naja, am Ende der Saison will er bestimmt "immer schon mal" zu Bayern). Jedenfalls holt er gegen Hummels und Schmelzer einen geschickten Freistoß raus, den Trochowski aber um Sackhaaresbreite knapp am Tor vorbeisetzt.

Zum Teil richtig gut - Block Drölf

Der BVB immer wieder über rechts, was auch am heute nur kämpferisch guten Großkreutz lag, der auf links gegen Boateng nur selten offensives Land sah. Doch Owos Flankenlauf sah nach Erfolg aus, aber leider stoppte Valdez den Ball härter als Tinga schießen würde (13.). Dann ein flotter Dreier der Offensivleute des BVB: Leider scheiterte erst der überragende Bender an der Breite des Tores (24.), ehe Barrios nach Valdez-Kopfvorlage knapp daneben zielte (25.). Schließlich entschied Manuela Gräfe nicht auf Elfmeter, nachdem Schmelzer nach Rosicky-Außenrist-Gedächtnispass von Trochowski zu Fall gebracht wurde (27.): Udo würde morgen sagen, dass man den geben kann, aber nicht muss. Ab mit den 3 Euro nach Haiti!

Nun aber Feierabend mit dem Loser-Gelaber hier, wir sind der BVB und kennen nur noch den Erfolg! Dafür war heute Valdez zuständig, der einen schlimmen Fehler Aogos nach Hummels-Schlag ausnutzte und aus 18 Metern wunderbar platziert einschoss. Aber Aogo darf zu Löw und Mats nicht. Menno! Aber die beim DFB haben sie wirklich nicht mehr alle. Du musst heutzutage nur mal in der A-Jugend beim VfB Stuttgart, Hoffenheim oder Freiburg gespielt haben und darfst dich Nationalspieler schimpfen. Zurück zum autonomen Westfalen (exklusive Gelsenkacken). Denn nur zwei Minuten später ein Konter, der an Möllers und Chappis Zeiten erinnerte; über Barrios und Kuba ging der Ball zum Kevin aus Eving, der leider keinen Torabschluss erzwingen konnte.

Halbzeitfazit

Uwe gegen Jansen

Die zweite Hälfte war im Grunde noch besser als die erste, da der BVB inzwischen sogar attraktiv defensiv spielt. Es ist eine Augenweide wie die Defensive so sicher steht und mit geschicktem Verhalten im Zweikampf, in der Luft und bei Grätschen (fast) keine Chancen mehr zulässt. Nur wenige Möglichkeiten waren also zu verzeichnen wie in der 49. Minute, als Owomoyela böse gegen Jansen patzte, doch der bemitleidenswerte Torun an Ziegler scheiterte. Torun erinnerte heute irgendwie an einen untersetzten IT-Fachmann aus Boston, der bei den "American Gladiators" gegen Nitro zum Duell antreten musste. Hummels und Subotic waren wieder einmal unglaublich abgezockt und stark!

Die beste BVB-Chance in Halbzeit Zwei hatte nach 52 Minuten Barrios, der auf engstem Raum gegen Rozehnal (wollten den nicht auch viele im Forum nach Dortmund fordern ;) explodierte und nur an Rosts Arm scheiterte. Nach einer Stunde waren dann noch "Fünf Minuten im Januar" (nein, das ist kein neuer Sat1-Film mit Heino Ferch und Veronica Ferres) zu überstehen (62.), denn erst wehrte Ziegler mit einem Monster-Reflex einen Schuss aus Nahdistanz vom eingewechselten Berg ab, ehe Glatzkopf-Söldner in seiner besten Aktion einen Kopfball gegen die Laufrichtung nur auf das Tornetz setzen konnte (67.). Ah nee, umgekehrt war es! Aber ist auch egal, wenn man im Mai die Meisterschale präsentiert bekommt...

Und dann war da noch...

Bender wird demnächst adoptiert

...ein nettes Wortgeplänkel auf der Pressekonferenz. Nachdem Klopp zu Sven Benders Leistung und Entwicklung befragt wurde, schaltete sich Bruno Labbadia mit der Bemerkung ein, dass Klopp ihn gerade noch adoptieren wollte. Klopp entgegnete mit einem süffisanten: "Gleich sage ich hier allen, was van Nistelrooy verdient. Denn der spielt ja schließlich nicht umsonst für euch."

Stimmen zu Teil 19 des Projekts 81

Mladen Petric: Der BVB war heute ganz klar kompakter und hat dann auch in der zweiten Halbzeit kontern können. Wir haben aber auch einfach keine Mittel finden können.

Mats Hummels: Es ist einfach geil, mit dieser Mannschaft zu spielen! Allerdings ist es auch harte Arbeit, weil wir jede Woche unsere Leistung versuchen abzurufen, die wir uns im Training erarbeiten. Ich persönlich kann nur Leistungen bringen, denn alles Weitere kommt von selbst. Meinen Urlaub werde ich in den nächsten Tagen buchen, aber zum Glück gibt es ja eine Reiserücktrittsversicherung.

Nuri Sahin: Wir wollten heute ein Zeichen setzen, dass wir auch gegen starke Mannschaften stabil sein können und die Punkte holen können. Dass ich dazu als Kapitän habe beitragen können, war natürlich überragend. Als wir eingelaufen sind, habe ich ganz kurz meine Augen geschlossen, um diesen Moment ganz besonders genießen zu können.

Valdez war stolz

Nelson Valdez: Ich bin einfach stolz auf die Mannschaft, denn wir haben heute alles rausgehauen und gekämpft, um die drei Punkte heute auch hier lassen zu können.

Bruno Labbadia: Der BVB hat das heute klasse gemacht und nach 15 Minuten das Kräftemessen gewonnen. Denn da haben wir nicht mehr klar genug gespielt. So
fiel denn auch das Gegentor. Zwar haben wir in der zweiten Halbzeit noch einmal etwas zugelegt, aber insgesamt war das spielerisch heute nicht so stark, was auch am BVB lag. Aber trotzdem schade, dass aus unseren zwei klaren Torchancen nichts Zählbares resultieren konnte.

Jürgen Klopp: Wir waren heute ein sehr unangenehmer Gegner und dem HSV nur zwei kleinere Chancen zugelassen. Das ist auch ein Qualitätsmerkmal für uns! Heute bin ich extrem stolz auf die Truppe: Sie ist weite Wege gegangen und hat sich in jeden Ball geworfen. Höchstens könnte ich die Umschaltsituationen kritisieren, aus denen zu wenig Chancen entstanden sind. Aber der HSV ist eben auch deshalb nicht zufrieden, weil nichts zugelassen haben.

Die BVB-Helden im Recall

Marc Ziegler: Der sympathische Mensch zeigte wieder einmal eine bärenstarke Leistung und avanciert immer mehr zum heimlichen Publikumsliebling. Fantastisch sein außerirdischer Reflex gegen Berg aus Nahdistanz. Auch sonst sicher und souverän. Note 2.

Hummels gegen Aogo

Neven Subotic und Mats Hummels: Einmal mehr wie das doppelte Lottchen, weil gleich stark und teils mit guten öffnenden Passen nach vorne. Nur mit kleineren Aufmerksamkeitsschwächen gegen Petric und Co. Beide Note 2.

Nuri Sahin: Wenn er weiter so spielt, dann ist er am Ende der Saison 30 Millionen Euro wert. Teils heute schon zidanesk mit fast arroganten Pässen und Lupfern über den Gegner. Allerdings auch kleinere Lässigkeiten im Aufbauspiel. Trotzdem weiß man jetzt immer mehr, warum ihn Arsène Wenger einst als "größtes Talent in Europa" pries. Note 2.

Nelson Valdez: Eiskalter Torschütze und nimmermüder Läufer und Kämpfer. Klopp meinte zur Tatsache, dass heute Valdez das goldene Tor erzielte, zurecht: "Das Leben ist eben doch gerecht." Note 2.

Kuba: Ihm fehlt noch etwas der bekannte Mut im Eins-gegen-Eins, doch knüpft er langsam wieder an seine alte Bestform an. Note 2,5.

Lucas Barrios: Zwar ohne Tor, doch trotzdem bleibt er brandgefährlich zu jeder Zeit des Spiels. Muss sich bei Kontersituationen noch abgeklärter und galliger zeigen. Bewies gegen Rozehnal, dass er das Zeug zum internationalen Klassemann hat. Note 3.

Grosskreutz war stark

Kevin Großkreutz: Der Held von Köln kämpferisch und defensiv stark, ohne jedoch offensive Impulse gegen einen aber auch starken Jerome Boateng setzen zu können. Schade, dass sein Volleyschuss kurz vor der Halbzeit nicht von Erfolg gekrönt war. Note 3,5.

Sven Bender: Ging angeschlagen ins Spiel und bot eine überragende Leistung. Am Anfang der Saison nur Mitläufer bei den Amateuren steigert er sich inzwischen von Spiel zu Spiel. Spielte leider nie in der A-Jugend vom VfB Stuttgart... Note 1,5.

Patrick Owomoyela: Gefühlt gewann er jedes Kopfballduell und degradierte den sich zuletzt in bestechender Form befindlichen Jansen bis auf wenige Ausnahmen zum Statisten. Hatte allerdings auch Glück, dass der eingewechselte Elia, sein persönlicher Angstgegner, gegen Schmelzer agieren sollte. Note 2,5.

Marcel Schmelzer: Der solideste Part im heutigen Team. Ohne größere Probleme gegen Trochowski, jedoch sind von ihm keine Dede-Wunderdinger in der Offensive zu erwarten. Hatte auch Elia gut im Griff. Note 3.

Statistiken zum Spiel

BVB (4-2-3-1): Ziegler - Owomoyela, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender (75. Santana), Sahin - Kuba (90. Dede), Valdez, Großkreutz - Barrios

Hamburg (4-2-2-2): Rost - Boateng, Rozehnal, Mathijsen, Aogo - Jarolim (84. Pitroipa), Rincon - Trochowski (60. Elia), Jansen - Petric, Torun (60. Berg)

Tor: 1:0 Valdez (36., Rechtsschuss, Vorarbeit Aogo)

Chancen: 5 - 4

Zuschauer: 80.552 (ausverkauft)

Schiedsrichterin: Gräfe (Berlin - Dinger, Häcker, 4. Mann: Borsch), Note 2,5. Hätte zwar bei Trochowskis Schubser gegen Schmelzer auch auf Elfmeter entscheiden können, aber insgesamt mit guter Leistung. Allerdings hätte man die drei Minuten Nachspielzeit für so ziemlich jedes BVB-Spiel in der Vergangenheit akzeptiert, nur nicht heute.

Gelbe Karten: Subotic (48.) - Mathijsen (35.), Boateng (57.), Rozehnal (90.)

Jubel vor der Süd
Torschüsse: 17 - 10

Ecken: 5 - 6

Flanken: 11 - 12

Ballkontakte: 49% - 51%

Gew. Zweikämpfe: 54% - 46%

Fouls: 15 - 23

Abseits: 3 - 6

Die meisten Torschüsse: Valdez (6) - Jansen (3)

Die meisten Torschussvorlagen: Sahin (4) - Aogo, Petric (je 3)

Die meisten Ballkontakte: Sahin (79) - Boateng (85)

Die Zweikampfstärksten: Bender (81%) - Mathijsen (71%)

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