Warmlaufen

Du bist keine Schönheit

31.10.2008, 00:00 Uhr von:  Jakob
Du bist keine Schönheit
Die Ostkurve in Bochum

Wenn man wochentags über die A40 von Duisburg nach Dortmund fahren muss, dann fragt man sich nur eins: „Zu welchem Zweck, Teufel nochmal, wurde eigentlich dieses Bochum erfunden?".

Zum einen scheint es in Bochum immer zu regnen, was ja logisch ist, sind die Wolken bei Nordwestwind kurz zuvor über Gelsenkirchen geflogen, zum anderen ist dort immer Stau und das nicht, weil ein jeder der gefühlten 100.000 Autofahrer NACH, sondern weil er sich schnellstens DURCH diese totale Einöde hindurch schlängeln möchte. Die Diagonalgürtelrose des Ruhrgebiets „Gelsenkirchen-Bochum" führt einem schmerzhaft vor Augen, dass im Ruhrgebiet eben doch nicht alles Pils ist, was glänzt.

Begriffe wie „Wandel", „Dienstleistung" oder auch „Fortschritt" passen zu Bochum so gut, wie die Liedzeile von Herbert Grönemeyer „machst mit dem Doppelpass jeden Gegner nass" zum VfL. Und doch müssen wir uns mit diesen Kröten wieder einmal herumplagen, genau wie man sich eben immer mit den Ausfahrten „Stahlhausen", „Harpen" „Riemke" herumprügelt, bevor einem die leuchtend gelben Schilder zeigen, dass alles gut wird und Dortmund nicht mehr fern ist.

VfL-Coach Marcel Koller

Dem gegenüber steht die ultimative Selbst-Lobhudelei der Stadt Bochum, die in ungefähr so anmutet, wie die Meisterschaftsträume des Michael Meier beim FC: „Kultur pur, darüber hinaus attraktive Freizeitangebote, mit dem Bermuda-Dreieck der beliebteste Szenetreff weit und breit, das Ruhrstadion ohne Zweifel das „Schmuckkästchen" der deutschen Fußball-Stadien, historische Kirchen mit wertvollen Kleinoden. Bochum ist eine lebendige Stadt mitten im Ruhrgebiet.". Dr. House, übernehmen Sie!

Zufällig steht also der Fahrstuhl gerade mal wieder im Erdgeschoss und die dazugehörige Rumpeltruppe spielt somit in unserer Liga, wenn auch schon wieder mit einem Bein im Keller. Das ist ungefähr so, wie wennse damals im Sandkasten dieses unscheinbare Rotzblag mitspielen lassen musstest, nur weil dessen Eltern deine gerade angerufen haben und ihnen erzählt haben, dass der nur einen Freund - den Charlie - hat, der aber sowohl kriminell als auch heruntergekommen ist. Und wat macht der Bengel dann, wenn er einmal in deiner Spielrunde integriert is? Richtig! Er macht alles kaputt. Womit wir bei der Spielweise des VfL wären. Über das kriminelle und heruntergekommene Scheißkind reden wir dann kurz nach Beginn der Rückrunde.

Kuba wird wieder mit Maske spielen

1-4-5. Das ist nicht etwa die spiegelverkehrte Aufstellung, sondern die Ausbeute des VfL in dieser Saison. Ein ganzer Saisonsieg gegen „Auf der Weide steht ne Kuh" steht da zu Buche und lediglich in Sachen Untentschieden kann der VfL uns annähernd das Wasser reichen. Aber auch da reicht es nicht ganz. Schreibt man die Namen der VfL-Spieler mal hintereinander (Fernandes Pfertzel Maltritz Yahia Fuchs Imhof Azaouagh Dabrowski Ono Sestak Hashemian), so fällt einem nur eins ins Auge: Nichts. Yoko Ono kennt man vielleicht noch von den Ärzten und den ollen Hashemian bringt mein Gehirn gerade irgendwie mit Hubschraubern in Verbindung. Das war es dann aber auch mit Assoziationen. Ok, krame ich etwas länger, dann fällt mir noch Imhof auf, den ich irgendwie mit einer Fernsehserie über einen Ponyhof assoziiere und Yahia dürfte wohl der Name des neuesten Modells dieser tollen indischen Autoschmiede sein, die unsere Rentenkassen auf Dauer entlasten soll. Fernandes hat sich den Namen bei der Leverkusener Nummer zwei geklaut und ein „s" gekauft. „Ein s?" „Psssst!" „Genau!". Von wem der eidgenössische Trainer seinen Namen abgekupfert haben könnte, darauf gehe ich an dieser Stelle nicht näher ein. Am Ende fragt er mich noch, wers erfunden hat...na das Fußballspielen hat der bestimmt nicht erfunden. Unser Schweizer ist besser. Auch wenns beim Eff-Zeh mit dem Toreschießen nicht klappte und diverse Meckereinlagen des Schweizers nicht gerade die feine Art sind, so kann man sich doch darauf verlassen, dass er den Bochumern einen einschenken wird. Egal, ob er von Beginn an spielt oder eingewechselt wird.

Unsere Borussia, die in dieser Spielzeit fast durchweg gute bis sehr gute Leistungen auf den Rasen gezaubert hat, hält den Anschluss an die Oberen, wobei der Hoffenheimer Traditionsverein wohl außer Konkurrenz kickt. Hoffen wir, dass man sie nächste Saison einfach nicht mehr mitspielen lässt. Klappt beim VfL doch auch immer mal wieder. Die nächsten drei Gegner werden zeigen, wohin die Reise in dieser Hinrunde geht. Gegen Bochum und Frankfurt müssen unsere Jungs in dieser Verfassung einfach gewinnen, was in HH zu holen sein wird, bleibt abzuwarten. Nun also Bochum. Jürgen Klopp wird wohl mit der gleichen Elf, wie gegen Köln beginnen und damit steht folgende Elf auf dem Platz. Roman Weidenfeller dürfte gegen den VfL etwas mehr zu tun bekommen als in Köln, weil weniger einfach gar nicht möglich ist. Davor werden Leeeeeeee, die abgeklärten Youngster Hummels und Subotic sowie Uwe Mojela auflaufen. Uwe hat laut Klopp vor allem wegen des stärkeren Kopfballspiels und eines ordentlichen Auftritts in Köln die Nase vorn. Im Mittelfeld werden sie die flache Raute spielen. Kehl, unser wiedererstarkter Leader in defensiver Rolle, davor Tinga und Kringe und als Offensivkraft Hajnal, der hoffentlich etwas auffälliger agieren wird als in Colonia. Womit wir beim Sturm wären und der Frage, wer denn neben dem unglaublich starken Kuba von Beginn an spielen wird.

Kehl und Kringe wollen auch gegen Bochum wieder Grund zum jubeln haben

Wahrscheinlich läuft es auf eine Teilzeit-Lösung hinaus. Erst Valdez, dann Frei. Alles weitere wird der Sonntagnachmittag zeigen. Freuen wir uns auf einen weiteren starken Auftritt von Borussia Dortmund und darauf, dass wir sowieso gewinnen.

Und wenn ich nach dem Spiel mit dem 3:0 im Kofferraum auf dem Heimweg über die A40 ne Viertelstunde von Bochum-Zentrum bis Bochum-Zentrum brauche, dann wird mir wieder diese Frage durch den Kopf gehen: „„Zu welchem Zweck, Teufel nochmal, wurde eigentlich dieses Bochum erfunden?" Und dann wird es mir wie Schuppen von den Augen fallen. Wegen Fritz. Fritz Eckenga. Der ist ein Sohn der Stadt Bochum und trotzdem seit März Träger des „Eisernen Reinoldus". Und was trägt der für nen Verein im Herzen? Richtig. Und wenn du jetzt aus Bochum kommst, dann denkse da mal ne Viertelstunde drüber nach. Denken? Schaffst du schon. Glück auf!

B1:

Weidenfeller - Lee - Subotic, Hummels - Owomoyela - Kehl - Tinga, Kringe - Hajnal - Blaszczykowski, Valdez

Die Welle nach dem Sieg gegen Köln

A40:

Fernandes - Pfertzel - Maltritz, Yahia - Fuchs - O. Schröder, Zdebel - Freier, Grote - Azaouagh - Sinan

Schiedsrichter:

Knut Kircher

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