Unsa Senf

Entschuldigung, sorry, scusa, perdón!

23.09.2008, 19:11 Uhr von:  SSC
Entschuldigung, sorry, scusa, perdón!
Dortmund in Hoffenheim

Ein trauriger Tag in der glorreichen Geschichte des Ballspielvereins: 1:4 verloren, das tat uns allen weh. Doch nichts entschuldigt das Verhalten auf den Tribünen – einige wenige Borussen legten dort ein Verhalten an den Tag, welches den Fans Borussia Dortmunds einfach nicht gerecht wurde.

Nach einer turbulenten Woche, die zahlreiche Höhen und Tiefen für die Fans Borussia Dortmunds bereit hielt, führte uns der fünfte Bundesligaspieltag ins beschauliche Mannheim. Die TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH hatte geladen, knapp 7000 Borussen waren zum fröhlichen Beisammensein angereist. Die Leistung Borussias auf dem Rasen war mit dem Wort „erbärmlich“ noch euphemistisch beschrieben, doch sorgte wenigstens der Gästeanhang für beste Stimmung im altehrwürdigen Carl-Benz-Stadion. Dieser lieferte sich am Tag des Fairplay-Gedankens ein packendes Gesangsduell mit rund 15 Fans der Heimmannschaft.

Und das kam nicht von ungefähr, stand das Spiel für viele Borussen sinnbildlich für den Kampf gegen den modernen Fußball. Das Motto „Tradition schlägt jeden Trend“ sollte wachrütteln und ein weiteres Zeichen setzen, dass Ungetüme der Marke Hoffenheim sich auch zukünftig aus der Bundesliga fernzuhalten hätten. Immer wieder sorgten dabei Unmutsbekundungen der Dortmunder Fans für Widerhall, die zumeist dem Fäkalvokabular entstammten: „Dietmar Hopp, du Sxxn einer Hxxe!“, „Ihr seid die Hxxen der Liga!“, „Ihr macht unsren Sport kaputt, ihr Wixxxer!“ und „Ihr seid scheiße, wie der S04!“ sind dabei nur einige Beispiele.

Rauball und Watzke in Mannheim

Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich für dieses Verhalten entschuldigen. Denn wie selbst ihr, liebe Anhänger der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH, bereits mitbekommen haben dürftet: niemand ist so scheiße wie der S04 – auch ihr nicht.

Leider musste es aber wieder einmal Personen aus dem Umfeld des Vereins geben, die über das Ziel hinaus schossen. So sah sich unser Präsident und „Anwalt der Fans“, Dr. Reinhard Rauball, in seiner basisnahen Art dazu veranlasst, sich noch während des laufenden Spiels im Namen Borussia Dortmunds für das Verhalten der Fans zu entschuldigen. Dabei missachtete er jedoch den tiefen Wunsch seiner Anhänger und Vereinsmitglieder: die Ächtung des Provinzclubs aus dem Kraichgau.

Damit wir uns richtig verstehen: nichts läge uns ferner, als derartige Schmähgesänge schön zu reden oder ihnen gar so etwas wie Niveau anzudichten – das haben sie gewiss nicht. Dennoch legte der Gästeblock in Mannheim nur das Verhalten an den Tag, das seit eh und je im Fußballsport zuhause war: Emotionen, leidenschaftlicher Support, Provokationen und Anfeindungen in Richtung des Gegners. Diese Werte sind es, die den Reiz unseres Sports ausmachen und bereits seit vielen Jahren die Stadien unseres Landes in Tollhäuser verwandeln – ungeschliffen und roh, wie sie manchmal auch sein mögen.

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß, Olaf Thon, Lothar Matthäus, Hasan Salihamidzic oder Christian Wück – sie alle hatten in Dortmund einen schweren Stand und wurden bei jedem Aufeinandertreffen aufs Schärfste attackiert. Oliver Kahn und Luca Toni fanden gar Gefallen an den Beleidigungen der Fans – sie zogen daraus die Motivation, es allen zeigen zu wollen. Wer erinnert sich nicht an die wütenden Beschimpfungen der Bremer Fans in Richtung Uli Hoeneß, als Klaus Allofs vor einem Millionenpublikum im Fernsehen jede Art der Entschuldigung ablehnte? „Stell dich nicht so an, als ob das was Besonderes wäre. Du bist lange genug dabei und weißt genau, dass es bei euch genauso aussieht.“

Und wie sieht es aus mit den Fans? Sie werden regelmäßig als Prunkstücke ihrer Vereine bezeichnet, immer wieder als beste Fans der Liga begrüßt und von den Sponsoren inniglich umworben. Wenigstens da müsste es doch jemanden geben, der auf eine Entschuldigung für ungebührliches Verhalten pochen sollte? Pustekuchen. In beinahe jeder Partie provozieren Spieler die Fans ihrer Gegner: sie feiern ihre Torerfolge mit Vorliebe direkt vor deren Augen, zeigen ihnen hasserfüllte Gesten oder haben gerne mal eine Beleidigung für sie parat.

Seit langem ist es für uns Borussen Gang und Gäbe, in den Stadien der Bundesliga mit „Scheiße BVB“ oder „BVB Hurensöhne“ begrüßt zu werden. Nicht einmal auf der Arbeit oder im Urlaub ist man davor gefeit, dumme Sprüche ob seiner Vereinszugehörigkeit ertragen zu müssen. An beinahe jedem Spieltag werden wir beschimpft als Ruhrpottkanaken, Asoziale oder Dortmunder Arschlöcher. Wir gaben die Antwort auf dem Platz und auf den Rängen, regelten diese Angelegenheiten wie Männer. Oder, in diesem Zusammenhang wohl treffender: wie Fußballfans.

Dortmund in Hoffenheim

Abgesehen von den zweierlei Maß, mit denen im Fall Dietmar Hopp so gerne gemessen wird, wirkt es befremdlich, dass sich der Fokus mal wieder ausnahmslos auf den Anhang des Gegners legte. Schon vergangene Saison fühlte sich kein Funktionär der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH dafür verantwortlich, den Fans Borussia Dortmunds Bedauern ob der diversen Schimpfworte auszudrücken, mit denen diese von Seiten der Gäste belegt wurden. Auch diesmal streckten uns mehrere Fans der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH ihre Mittelfinger entgegen, bezeichneten uns als Wichser, Arschlöcher und sogar – für Borussen die schlimmste aller Beleidigungen – Schalker. Plötzlich alles nur noch halb so wild, weil die Vorfälle auf der eigenen Seite passierten

Die Dortmunder Anhänger haben in Mannheim nichts anderes getan, als Fußballfans seit eh und je zu tun gedenken. Wir lieben unseren Sport über alles und lassen Jene unsere Ablehnung spüren, die ihn zu vernichten drohen. Nur weil Dietmar Hopp auf dem Businessparkett keinen Kontakt zu rauen Umgangsformen kannte, wird sich Fußballdeutschland ganz sicher nicht ändern. Wenn er sich daran nicht gewöhnen mag, soll er (mitsamt seines Vereins) wieder in der Versenkung verschwinden.

Wir lehnen die „Excusatio Hopp“ entschieden ab.

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