Im Gespräch mit...

...Dr. Gerd Niebaum (Teil 2)

01.02.2004, 00:00 Uhr von:  Wade Jens
...Dr. Gerd Niebaum (Teil 2)

Auch wenn es zwei Tage nach einer erneuten Derby-Niederlage sichtlich schwerfällt, liefern wir heute Teil 2 des Interviews mit Gerd Niebaum. Da es schon vor dem Derby aufgenommen wurde, können wir natürlich keine Antworten auf den weiteren sportlichen Tiefpunkt erwarten.

Den ersten Teil findet ihr hier.

schwatzgelb.de: Aussagen der Vereinsführung haben bei Fans häufiger den Eindruck hinterlassen, dass man sich unsicher oder uneinig ist. Stichwort Amoroso. Die Posse um sein Nichterscheinen, die Beiträge im DSF, die dann noch zusätzlich im Fernsehen gelaufen sind, das war ja ganz schön krass. Wie kam es zu dem Sinneswandeln im Verein?

Dr. Niebaum: Dazu muss man natürlich folgendes erklären: Wir haben gesagt, dass Amoroso hier erscheinen soll. Amoroso wollte nicht kommen, sondern sich in den USA operieren lassen ohne hier vorher zu erscheinen. Wir haben gesagt, dass das nicht in Frage kommt und er zuerst hier auflaufen muss. Wir haben das auch durchgesetzt, denn er ist dann ja auch hier erschienen. Das hat länger gedauert als wir wollten, aber eines muss auch klar sein, das weiß jeder aus dem Arbeitsleben: Er war krankgeschrieben. Er war von einem brasilianischen Arzt krankgeschrieben. Der hat uns informiert, dass Amoroso nicht reisefähig ist. Wenn Sie nun den Vergleich zum Arbeitsleben ziehen und ein Arzt sagt, das sie sind nicht fähig, Ihren Arbeitsplatz aufzusuchen, was machen Sie da? Da können Sie gar nichts machen! Und das war die Situation, die wir arbeitsrechtlich auch zu berücksichtigen hatten. Die Äußerungen, das ist der andere Punkt, das ist natürlich immer so eine besondere Schwierigkeit. Am Ende heißt es immer: ?Das habe ich gar nicht gesagt! Das ist ein Übersetzungsfehler! Ich habe mit gar keinem gesprochen, der Dolmetscher hat vielleicht gesprochen!?

schwatzgelb.de: So können wir jetzt natürlich nicht argumentieren! Bei Herr Süßmilch haben wir ja gerade auch gesagt, das habe er nicht gesagt.

Dr. Niebaum: Nein, ich sage nur: Der Spieler sagt es ja und wie wollen Sie das denn beweisen? Haben Sie dann Fernsehaufzeichnungen darüber oder Originalwortlaute oder autorisierte Interviews von Amoroso? Haben sie nicht. Da wird eben natürlich auch vieles erzählt, ihm werden Zitate zugeschrieben und dann sagt der Ihnen am Ende: "Das hab ich nicht gesagt!" Wenn sie ihn dann auf ein ganz bestimmtes Zitat festnageln wollen, haben sie am Ende keine Beweise. Wir haben allerdings dann auch Dinge gehabt, wo wir sagen konnten: "Hier hast Du Dich nicht korrekt verhalten!" Weil er z.B. nicht zurück gekommen ist, obwohl er nach seinen eigenen Angaben schon reisefähig war, sondern erst drei oder vier Tage später. Das ist dann ein Punkt, wo Sie einschreiten können. Natürlich hat Amoroso, als er dann hier war, gesagt: Ihm tut es leid, dass der Eindruck entstanden ist, dass er oder seine Berater Kritik an der medizinischen Abteilung von Borussia Dortmund geäußert haben. Das hat er ja auch öffentlich erklärt und die Geldstrafe, die wir ihm dann gegeben haben, akzeptiert.

schwatzgelb.de: War das der einzige Grund warum es keinen größeren Ärger für Amoroso gab?

Dr. Niebaum: Nein, nicht allein das war der Grund. Er selbst hat den Eindruck vermittelt, nicht nur bei uns, sondern auch bei unserer medizinischen Abteilung durch die Gespräche und die Untersuchungen, dass er sehr besorgt war über den Zustand seines Knies und auch die Sorge hatte, Sportinvalide zu werden. Er hatte ein so genanntes ?Schubladenknie? und das hat ihn persönlich sehr beunruhigt. Dass der Vorgang für die Öffentlichkeit nur schwer zu verstehen ist, dass es auch da Irritationen gegeben hat bei den Fans und dass der ein oder andere da gesagt hat: ?Das versteh ich nicht, da muss man ganz hart durchgreifen bis hin zur fristlosen Kündigung!?, kann ich nachvollziehen aufgrund der ganzen Berichterstattung. Aber ich will mich ja hier auch bemühen, die Dinge so darzustellen, wie sie sind. Und ich habe ja schon einmal gesagt: Ich speziell sehe meine Aufgabe, das habe ich nie anders gesehen, nicht darin, Köpfe rollen zu lassen, sondern erst einmal diese Köpfe neu auszurichten. Und bei Marcio Amoroso hatten wir, nachdem er dann zwei, drei Tage hier war, und nachdem all diese Gespräche und Untersuchungen gelaufen sind, den Eindruck, dass es sich lohnt zu versuchen, hier eine solche Zusammenarbeit dann auch aufrecht zu erhalten.

schwatzgelb.de: Wie sieht das der sportliche Bereich, welche Meinung hat Matthias Sammer dazu?

Dr. Niebaum: Ich habe gehört, dass der Matthias, wenn Amoroso zurückkommt, ein klärendes Gespräch mit ihm braucht. Das halte ich auch für absolut in Ordnung. Ich denke, dass auch die Mitspieler und auch der ein oder andere Physiotherapeut da noch den Anspruch hat, dass das ein oder andere klargestellt wird.

schwatzgelb.de: Kommen wir von Amoroso zu Evanilson. Die Transfergeschichte ist einer ganzen Menge Fans sehr sauer aufgestoßen, weil der Eindruck erweckt wurde, dass die Öffentlichkeit da ein bisschen getäuscht wurde, um die hohe Ablösesumme, die Amoroso dann wohl offensichtlich doch gekostet hat, zu verschleiern. Können Sie diesen Eindruck so verstehen?

Dr. Niebaum: Diese Transaktion kann man eigentlich ganz einfach erklären. Wir wollten Amoroso kaufen, doch die Ablöse war für unsere Verhältnisse zu hoch. Daher haben wir zum AC Parma gesagt: "Wir können Amoroso nur verpflichten, wenn Ihr im Gegenzug einen Spieler von uns unter Vertrag nehmt.", was dann auch so passiert ist. Als das sportliche Management von Parma dann aber ohne Evanilson in die Saison gehen wollte und gleichzeitig kein anderer italienischer Club Evanilson kaufen wollte haben wir uns entschieden ihn vom AC Parma auszuleihen. Als sich an dieser Gesamtsituation, dass weder Parma noch ein anderer italienischer Verein Interesse an Evanilson hatte, haben wir uns entschieden, ihn wieder unter Vertrag zu nehmen. Unterm Strich haben wir für die Verpflichtung von Amoroso und den Rückkauf der Transferrechte an Evanilson zusammen liquide Mittel von 21 Mio. Euro ausgegeben. Es ist uns immer vorgehalten worden, dass wir alleine für Amoroso 25 bis 27 Mio. Euro an liquiden Mitteln ausgegeben hätten.

schwatzgelb.de: Aber dann war es doch ein Leihbasis-Geschäft, oder?

Dr. Niebaum: Zuerst war es ein Leihgeschäft, die Transferrechte lagen ja, wie erwähnt, beim AC Parma. Wir haben dann eben gesagt: ?OK, wenn Ihr ihn nicht nehmt und Ihr ihn innerhalb Italiens jetzt auch nicht veräußern könnt, dann nehmen wir ihn zurück.? So und dann haben wir für beide Spieler letztlich zusammen 21 Millionen Euro liquide Mittel ausgegeben. Ich denke, dass das Geschäft auch kaufmännisch gesehen nicht das schlechteste ist.

schwatzgelb.de: Ist dann aber eben vielen Leuten mächtig sauer aufgestoßen, weil in der Süddeutschen war das ja erstmals so zu lesen und?

Dr. Niebaum: Ja, aber ich muss Ihnen da mal folgendes sagen: Das ist doch eine bekannte Tatsache! Wir haben das doch alles in unseren Geschäftsberichten veröffentlicht. Wir haben das damals adhoc gemeldet, wir haben die Dinge offen publiziert und kommuniziert und wenn der AC Parma nicht dieses Schicksal genommen hätte und wenn der Transfermarkt in Italien nicht zusammengebrochen wäre, dann wäre der heute nicht mehr bei uns. Dann wäre der weg und würde entweder bei Parma, Bologna oder beim AS Rom spielen.

schwatzgelb.de: Kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt: der Stadionname. Da ist ja schon sehr emotional mit den Fans diskutiert worden. Für Sie als Geschäftsführer der KGaA mag es ja auch eine Gefühlssache sein, aber sicherlich spielen da die monetären Dinge eine Hauptrolle. Wie steht es um dieses Thema?

Dr. Niebaum: Richtig ist, dass wir davon ausgegangen sind, dass wir bis 2006 eben einen solchen Stadionnamen nicht anderweitig vermarkten, sondern wenn, dann nur mit E-ON. Das ist immer die Ausgangslage gewesen. Das haben wir auch immer so mitgeteilt.

schwatzgelb.de: Das ist nie so klar geworden. Dass der Stadionname verkauft werden kann, ist überhaupt erst in den letzten Monaten aufgekommen.

Dr. Niebaum: Das ist doch normal.

schwatzgelb.de: Das finden wir nicht normal.

Dr. Niebaum: Dass er verkauft werden kann, ist ja nichts Neues. Ob er verkauft wird, das ist etwas anderes. Dass es technisch möglich ist, einen Stadionnamen zu verkaufen, das weiß ja jeder, glaube ich. Und ob er letztendlich verkauft wird, ist eine ganz andere Frage. Ich respektiere die Meinung derer, die sagen, sie sind traditionsbewusst und ihnen ist der Name Westfalenstadion ans Herz gewachsen und sie kämpfen für diesen Stadionnamen. Es gibt andere, die sagen - das haben wir auch auf der Fandelegiertentagung gesehen: "Gut, das wäre für mich nicht die ganz große Priorität. Ich kann mich auch letztendlich damit anfreunden, auch wenn ich es vielleicht nicht so gut finde, wenn der Name anders aussieht". Es ist sicherlich, würde ich meinen, so, dass man das von der einen wie von der anderen Seite aus sehen kann, wenngleich ich erkenne, dass diejenigen, die den Namen verteidigen, das vehementer tun und vielleicht auch in der Überzahl sind als diejenigen, die sagen, ihnen ist das mehr oder weniger egal oder es wäre nicht so wichtig.

Man muss natürlich folgendes berücksichtigen: Der Name "Westfalenstadion" ist ein gängiger Begriff, hat mit dem Verein, mit Borussia Dortmund gar nichts zu tun. Es wird kein großer Borusse mit diesem Stadion geehrt, wie Adi Preißler oder Max Michallek oder sonst wer, sondern es ist ein Name, der durch Zufall entstanden ist. Man hat also hier die Westfalenhalle, den Westfalenpark und den Westfalendamm und weil eigentlich alles nach Westfalen benannt hat, hat man letztendlich gesagt, was nimmt man dann für einen Namen? Nehmen wir also Westfalenstadion. Eine besondere Originalität war damit sicherlich nicht verbunden.

schwatzgelb.de: Für viele von uns hat das schon Tradition!

Dr. Niebaum: Wenn man sagt, es ist Tradition, dann sage ich Ihnen: Wenn 30 Jahre jetzt Tradition sind, will ich das gelten lassen, aber dann bin ich auch schon fast Tradition mit meinen 20 Jahren Angehörigkeit zum Vorstand. Als ich hier 1984 hinkam, da gab es das Westfalenstadion hier gerade mal zehn Jahre. Ich glaube, damals hätte niemand hier großartig für den Namen Westfalenstadion gekämpft, weil es den Namen erst zehn Jahre gegeben hatte. Ich glaube, es ist, wenn man das mal vergleicht mit anderen Bundesligastädten oder Bundesligastadien, dort das Niedersachsenstadion verschwunden, das Müngersdorferstadion mit einer ähnlichen Tradition, wenn es denn Tradition ist, ist in RheinEnergieStadion umgewandelt worden, Bayern München, der traditionsbewusste Verein, spielt demnächst nicht etwa in einer Bayern-Arena, sondern in einer Allianz-Arena. Es gibt natürlich diese Entwicklungen in sehr, sehr vielen Bundesliga-Städten ? ich behaupte mal, irgendwann wird es sie überall geben, so wie das Trikotsponsoring auch überall eingeführt ist.

Man muss klar sagen, dass es ein Wettbewerbsnachteil ist, wenn man es nicht macht. Wenn man jetzt darauf verzichtet, verzichtet man dauerhaft auf eine erhebliche Einnahme...dauerhaft! Wenn man bereit ist, dauerhaft einen Wettbewerbsnachteil in Kauf zu nehmen, dann muss man sich als Fan aber auch diese Frage stellen: "Will ich dauerhaft einen Wettbewerbsnachteil haben oder will ich den letztendlich nicht haben?" Das ist natürlich eine Frage, die wir zu beantworten haben, da haben wir viele Interessen zu berücksichtigen und die Entscheidung ist ja auch noch nicht gefallen. Ich selbst finde die Situation schwierig, weil ich eigentlich am liebsten immer etwas mache, wo ein breiter Konsens da ist. Ich finde aber, man sollte offen mit dieser Thematik umgehen. Ich habe in der Mitgliederversammlung oder der Aktionärsversammlung gesagt, dass ich das nicht für alle Zeiten ausschließen kann, und ich finde, das ist auch nur ehrlich und das ist jetzt die Situation.

schwatzgelb.de: Was werden Sie denn nun tun?

Dr. Niebaum: Was wir tun werden, das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen. Ich nehme das alles auch mit großem Respekt zur Kenntnis. Ich glaube, dass diejenigen, die auch an einem solchen Namen hängen, das sicherlich mit einer großen emotionalen Verbundenheit tun. Ich würde aber denen auch zu denken geben, dass sie hier an einem Zufallsnamen hängen, der ja mit Borussia Dortmund, mit dem Verein, mit den Emotionen dieses Vereins relativ wenig zu tun hat. Das ist Westfalen...ok. Wenn die damals die Namensgebung anders gewählt hätten, sagen wir mal, das ist jetzt das Florianstadion, wie der Florianturm, dann würden heute die gleichen, die für das Westfalenstadion sind, sagen, der Name ?Florianstadion? darf nicht sterben.

schwatzgelb.de: Es geht ja aber gar nicht so sehr um den Namen, sondern mehr darum, was viele von uns Fans noch mit dem Verein verbindet. Ich spreche mal für mich (Jens): Für mich ist der Verein eigentlich nur noch ein, für Außenstehende überhaupt gar nicht mehr zu verstehendes, Gemisch aus Tradition, Emotion und hauptsächlich Dingen, die ich mal erlebt habe. Denn mit dem jetzigen Verein tu ich mich eigentlich immer schwerer, das muss ich ganz ehrlich sagen. Wenn jetzt der Stadionname geändert wird, frage ich mich: Wo ist da Schluss? Was kommt als nächstes?

Dr. Niebaum: Das finde ich z.B. nicht. Diese Dinge kommen ja auch in E-Mails usw. vor : ?Wenn Ihr den Stadionnamen ändert, dann werdet Ihr auch bald den Vereinsnamen ändern.? Das finde ich z.B. nicht in Ordnung, so eine Argumentation, weil auch dadurch, dass Trikotwerbung auf der Brust steht, dass andere Stadien Allianz-Arena oder Gotttlieb-Daimler-Stadion oder RheinEnergieStadion heißen, diesen Vereinen auch nicht unterstellt wird, dass sie demnächst den Namen 1.FC Köln, FC Bayern München oder Hannover 96 ändern. Warum wird das Borussia Dortmund unterstellt?

schwatzgelb.de: Die Diskussion gibt es auch bei anderen Vereinen. Die werden vielleicht nicht so öffentlich, aber Diskussionen gibt es da schon.

Dr. Niebaum: Ich kenne sie aber nicht. Also die AOL-Arena z.B., da wird niemand dem HSV unterstellen, dass demnächst der Name geändert wird. Es ist im Übrigen in unserer Satzung schon enthalten, wie der Verein heißt, und das könnten wir gar nicht machen. Also das ist etwas, was gar nicht möglich ist, und ich finde, das ist sehr schnell gesagt, ?Wenn Ihr das macht, dann macht Ihr auch gleich den nächsten Schritt!?, nur das ist schon rechtlich völlig ausgeschlossen, das zu tun. Der Verein heißt so, das ist ein Satzungsbestandteil und diese Argumentationslinie ist auch nicht richtig. Und dann muss ich auch noch eines sagen: Ich finde, wenn ein Verein Tradition lebt, dann ist das Borussia Dortmund. Wir haben gezeigt, durch die Zusammensetzung unseres Ältestenrats und auch das Vorleben von Tradition mit Aki Schmidt und auch Lothar Emmerich, dass wir Tradition leben. Ich glaube, das ist manchmal wichtiger, als nur ein Etikett vor sich zu tragen. Wir führen die Traditionsspieler von Borussia Dortmund immer wieder zusammen mit dem heutigen Verein und deshalb finde ich, dass wir nicht in dem Verdacht stehen und auch nicht stehen können, dass wir jetzt in irgendeiner Form uns nicht der Tradition dieses Vereins würdig zeigen. Wenn wir darüber nachdenken oder es zumindest nicht ausschließen, dass der Name eines Stadions jetzt aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit in einer verträglichen Form, das betone ich auch noch dazu, geändert wird ? man könnte sich ja auch vorstellen, dass der Name Westfalenstadion erhalten bleibt, nur mit einem Zusatz versehen wird -, ?.

schwatzgelb.de: Bitte nicht Arena!

Dr. Niebaum: Nein, aber zurück: Das könnte man sich ja auch vorstellen. Es ist ja die Frage, wie ich so etwas gestalte. Ich denke, dass zum Beispiel ein bisschen die Dramatik herausgenommen ist - auch für die Traditionalisten - wenn man zum Beispiel den Begriff Westfalenstadion wieder findet, auch in einer werblichen Aussage. Das könnte ich mir vorstellen.

schwatzgelb.de: Das könnten sich viele wohl auch eher vorstellen. Also, wenn Sie so einen "Unfall" sehen wie in Bielefeld, wo die Alm jetzt auch noch "Schüco-Arena" heißt, das finden wir wirklich schrecklich.

Dr. Niebaum: (lacht) Ich weiß nicht, wie die Bielefelder darauf reagiert haben, aber ich meine, es kommt zum Ende auch sehr stark darauf an, dass es irgendwie verträglich gestaltet wird.

schwatzgelb.de: Mit Norman Rentrop hält jetzt eine Privatperson einen sehr hohen Anteil der Aktien an der BVB KGaA. Gibt es eine Zusammenarbeit mit ihm und welche Ziele verfolgt er mit seinem Engagement, sofern Sie das beurteilen können?

Dr. Niebaum: Ja, er hat uns gesagt, dass er das als eine langfristige Kapitalanlage ansieht und dass er insbesondere dieses Investment getätigt hat in die Aktie, weil er die hohe Anzahl an Zuschauern und an Dauerkartennutzern sieht und dass ihn das beeindruckt. Er ist auch jemand, der aus dem Verlagswesen kommt, der also mit solchen Zahlen, mit Abonnements auch umgehen kann. Er hat uns gesagt, dass er dieses Engagement dauerhaft sieht, also als eine langfristige Anlage, und dass er sich auch von kurzfristigen Entwicklungen nicht beeinträchtigen lässt und das ist auch gut so.

schwatzgelb.de: Also knapp zusammengefasst ist die Stimmung in der Fanszene äußerst kritisch. Man könnte es so auf einen Nenner bringen: Egal, was da jetzt ist und so schwierig die Situation auch sein mag, ist ja im Grund klar, dass die Situation nur von zwei Personen gelöst werden kann. Das sind Sie und das ist Herr Meier!

Dr. Niebaum: Also ich denke, dass man mir und Michael Meier die Gelegenheit geben müsste, in einer solchen Situation, die auch schwierig ist, da mache gar kein Hehl daraus, auch mal ein bisschen Vertrauen in uns haben und uns auch die Gelegenheit geben, diese zu lösen. Wenn mir einer sagen würde, ?Du hast einen riesigen Fehler gemacht! Nach den Cottbus-Spiel hättest Du einen Rosicky, einen Koller, einen Amoroso und vielleicht noch einen Dede verkaufen müssen, dann wärst Du auf der sicheren Seite gewesen! Dann hättest Du die Mannschaft billiger gemacht und hättest ja noch die Gambinos dieser Welt usw., dann richtest Du die Mannschaft jetzt schon ein für einen möglichen UEFA-Cup-Wettbewerb aus. Dann kommt erst das Qualifikationsspiel gegen Brügge! Da hätte ich aber mal unsere Fans erleben wollen, wenn das dann schief geht. Das Problem ist, wir haben zwar eine Mannschaft für die CL, aber wir wissen nicht, ob wir reinkommen.

schwatzgelb.de: Sie meinen die Qualifikationsspiele finden zu spät statt?

Dr. Niebaum: Um in dieser Richtung vernünftig planen zu können, müssten die Qualifikationsspiele viel früher stattfinden. Spätestens 14 Tage nach Ende der Saison. Da muss das drangehängt werden und dann können sie sagen, ob sie in der Champions League sind oder im UEFA-Pokal, dann hat das ganze Umfeld die Möglichkeit, das zu verdauen. Dann hat man erst einmal Sommerpause und danach fängt es dann wieder an. Jetzt ist es so: Sie gehen mit dem vollen Ensemble in die neue Runde und es gibt einen großen Verlierer. Sie scheiden aus in so einer Qualifikation und dann haben Sie noch einen Tag oder zwei Tage, um Spieler zu verkaufen. Das ist dann natürlich ein Problem! Wenn dann jemand sagt: ?Ich hätte erwartet, dass Sie das dann machen!?, Dann ist das ein Standpunkt, da kann ich mich mit auseinandersetzen. Da kann ich sagen: OK, wir sind gemeinsam dieses Risiko gegangen, mit dem vollen Ensemble, mit dem großen Kammerorchester da rein zu gehen, und spielen am Ende nur auf dem Dorffest, das ist das Risiko! Aber ich bleibe dabei. Dieses Risiko ist trotzdem kalkulierbar. Wir werden auch zeigen, dass wir das beherrschen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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