Spielbericht Profis

Dortmund bleibt in Lauerstellung: Kehl als „Löwenbändiger“

07.04.2002, 00:00 Uhr von:  Wade
Los ging's
Los ging's

Der Zauberfußball vom Donnerstag steckte allen noch in den Köpfen. Doch zum genießen blieb nicht viel Zeit, denn der Bundesligaalltag verlangte nach voller Aufmerksamkeit. Immerhin hatten die Münchener Löwen die beiden letzten Auswärtsspiele in Dortmund gewonnen. Die Ausgangslage war klar, nur ein Sieg würde den Glauben auf einen immer noch möglichen Gewinn des 6. Meistertitels im Dortmunder Umfeld weiterleben lassen.

Sammer musste die Mannschaft von Donnerstag auf 3 Positionen umstellen. Laux rückte wieder für den gesperrten Lehmann ins Tor. Amoroso war nach seiner 5. gelben Karte gesperrt, für ihn rückte Addo ins Team. Dede laboriert an einer Leistenverletzung, für ihn wechselte Heinrich auf die linke Seite. Reuter wurde geschont, seine Position übernahm Sebastian Kehl. Lars Ricken fehlte, ebenso wie Billy Reina ganz in der Aufstellung. Ricken wurde noch geschont und Reina hatte sich beim Abschlusstraining eine Muskelzerrung zugezogen.

Dortmund zeigte Moral

Ganze 15. Minuten dauerte es in der ersten Halbzeit, bis der BVB seine bis dahin von vielen kleinen Unsicherheiten geprägte Spielweise über Bord warf und das Spiel an sich riss. Hauptakteure dieses Umschwungs waren Sebastian Kehl und Jörg Heinrich. Dazwischen lag die 0:1 Führung für 1860 München. Ganze 12 Minuten waren gespielt, als die Löwen überraschend zubissen. Schroth legt im Mittelfeld den Ball mit der Hacke auf Häßler und startete in Richtung Dortmunder Strafraum. Kein Dortmunder fühlte sich für ihn verantwortlich und so konnte er den Pass von Häßler ungestört aufnehmen und das Leder zur 1:0 Führung der Löwen ins Dortmunder Gehäuse befördern. Das muss der Moment gewesen sein, in dem Kehl klar wurde, dass er ja beim möglichen UEFA-Cup Finale nicht aktiv dabei sein wird.

Kopfball zum 1:1 durch Sebastian Kehl
Kopfball zum 1:1 durch Sebastian Kehl

Nur bei der Entscheidung um den Gewinn der deutschen Meisterschaft kann er ein Wörtchen mitreden und so begann er das Spiel an sich zu reißen. In der 17. Spielminute zeigte Kehl dann seine ganze Klasse. Auf Höhe der Mittellinie ergatterte er das Leder aus einem Zweikampfgetümmel. Mit einem langen Ball schickt er Addo auf die Reise und setzt selbst zum Sprint in den Münchener Strafraum an. Addo flankte den Ball in die Mitte und Kehl erzielte mit einem wunderbaren Kopfball den 1:1 Ausgleichstreffer.

Die Löwen sahen sich nun dem Dauerdruck der Dortmunder ausgesetzt. Kehl fand auf der linken Seite mit Jörg Heinrich einen Partner, der schon am Donnerstag gegen Mailand seine wohl beste Saisonleistung gezeigt hatte. Beide sorgten über die linke Seite immer wieder für Gefahr. Die 4. Ecke brachte dann endlich die verdiente 2:1 Führung für den BVB. Der Eckball wird von den Löwen hoch abgewehrt. Der Ball landet bei Heinrich, der aus 17 Metern direkt abzog. Torwart Jentzsch war die Sicht versperrt.

In der Folgezeit erspielte sich Dortmund mehrere hochkarätige Torchancen und hätte sogar mit einer höheren Führung in die Halbzeitpause gehen können.

Im Abschluss fehlt die Konzentration

Auf seiner Abschiedstournee: Unser Jürgen "Fussballgott" Kohler
Auf seiner Abschiedstournee: Unser Jürgen "Fussballgott" Kohler
© Quelle: BVB

Zu Beginn der 2. Halbzeit hatte der BVB Riesenglück, als in der 47. Minute wiederum Schroth völlig frei im Dortmunder Strafraum zum Drehschuss ansetzte, den Ball aber nicht richtig traf. Das war der Weckruf für die Dortmunder Spieler, die nun so weitermachten, wie sie die 1. Halbzeit beendet haben. Vor allem Ewerthon stand wiederholt im Mittelpunkt der Dortmunder Aktionen. In der 50. Minute sorgte dann der schwache Schiedsrichter Weiner für den ersten großen Aufreger unter den Dortmunder Zuschauern. Ewerthon wurde vom letzten Mann der 60´er von den Füßen geholt. Die richtige Entscheidung hätte die rote Karte sein müssen für den Münchener. Doch der Schiri entschied auf weiterspielen. Nicht die einzige Fehlentscheidung des Unparteiischen an diesem Abend. Dortmund erspielte sich in der Folgezeit eine Torchance nach der anderen. Die Löwen konnten sich vor allem bei Ihrem Schlussmann Simon Jentzsch bedanken, dass der Sieg nicht höher ausfiel. In der 72. Minuten wehrte er mit einem tollen Reflex einen Kopfball von Koller ab, bei dem die Zuschauer schon den Torschrei auf den Lippen hatten. Ganze drei Minuten später scheiterte wiederum Ewerthon nach schönem Doppelpassspiel mit Kehl. Diesmal verhinderte die Latte das 3. Tor der Dortmunder. Ewerthon glänzte heute zwar immer wieder in der Vorbereitung, zeigte sich vor dem Tor aber sehr unkonzentriert. Da der BVB es nicht schaffte, ein drittes Tor zu schießen, blieben die Gegenangriffe der Löwen immer gefährlich. Doch Dortmund brachte das 2:1 letztlich über die Runden.

Fazit:

Mannschaft bedankt sich
Mannschaft bedankt sich
© Quelle: BVB

Ein hoch verdienter Sieg, der aufgrund der schlechten Chancenverwertung der Dortmunder bis um Schluss nicht klar war. Amoroso muss sich auf der Tribüne wohl schwarz geärgert haben. Das wäre heute sein Spiel gewesen. Ein anderer Spieler machte heute den Unterschied beim BVB aus. Sebastian Kehl scheint fest entschlossen den BVB noch zur Meisterschaft zu führen. Der UEFA-Cup findet ja ohne ihn statt und so hängt er sich in er Meisterschaft rein und reißt mit seinem Ergeiz seine Mannschaftskollegen mit. Ein zweiter Garant der Dortmunder Erfolge ist Christian Wörns, der seit Monaten in bestechender Form spielt. So kann es weitergehen!

Trainerstimmen:

Pacult: Das war ein verdienter Sieg für Dortmund. Wir haben das Spiel in der 1. Halbzeit zu wenig nach vorne gemacht.

Sammer: Ich bin zufrieden mit der Moral meiner Mannschaft. Sicher war Kehl heute sehr stark, aber auch Jörg Heinrich wird von Spiel zu Spiel immer besser. Auch wenn die Tore fehlten, so waren doch die Torchancen gut rausgespielt. Ausdrücklich möchte ich hier auch noch Christian Wörns loben.

Statistik:

Dortmund
Laux 3, Wörns 2, Heinrich 2, Metzelder 2,5, Kehl 2, Oliseh 4 (Kohler 83.), Evanilson 4, Addo 3 (Reuter 70.), Rosicky 3, Ewerthon 4 (Herrlich 90.), Koller 2,5,

1860 München
Jentzsch, Kurz, Votava, Riseth, Max, Häßler, Tapalovic, Cerny, Schroth, Dheedene, Pfuderer

Schiedsrichter: Michael Weiner (5) lang mit vielen Entscheidungen daneben.

Karten: Evanilson (60.), Reuter (79.), Kehl (84.)

Tore: 0:1 Schroth (12.), 1:1 Kehl (17.), 2:1 Heinrich (26.)

Zuschauer 66.000

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