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Tatort Bundesliga - der 10. Spieltag: Zweikampf Bayern gegen Bayer?

22.10.2001, 00:00 Uhr von:  BoKa
Tatort Bundesliga - der 10. Spieltag: Zweikampf Bayern gegen Bayer?
Tatort Bundesliga

Der FC Bayern scheint zur Stunde das Maß aller Dinge zu sein, dicht gefolgt vom rheinischen Werksclub. Was beide Mannschaften derzeit darbieten, ist für den Rest der Liga schlicht und ergreifend zu stark. In Kaiserslautern und Dortmund lecken sie derweil eifrig ihre Wunden. Hier scheint die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu groß auseinander zu klaffen, um den ?dauerhaft Siegreichen? ernsthaft Paroli bieten zu können. Aber morgen, da kann die Welt ja schon wieder ganz anders aussehen...

Bayern stößt Lautern „wie angekündigt“ vom Thron

Bayernspieler Roque Santa Cruz jubelt

"Scheiß auf Mario. Ich werde ihm die passende Antwort auf dem Platz und nicht mit Sprüchen geben", erklärte der in den letzten Wochen überragende Bayern-Torjäger Giovane Elber nach den Verbal-Attacken seines ehemaligen Busenfreundes. Allerdings kreuzten sich die Wege der "Streit-Hähne" im Olympiastadion auf dem Feld direkt nicht. Denn Lauterns Teamchef Andreas Brehme hatte ohne "Super-Mario" geplant. "Wenn ich die Trainingseinheiten in dieser Woche sehe, gehe ich davon aus, dass ich nicht spielen werde. Damit habe ich mich abgefunden", erklärte ein desillusionerter Basler, dem "Altersdepressionen" nachgesagt werden, bereits vor dem Anstoß. Auch ohne das „Enfant terrible“ allerdings waren die „Pälze Bubn“ ohne jede Chance! Der FC Bayern München spielte von Beginn an mit dem 1. FC Kaiserslautern nach belieben und entrissen ihnen die Tabellenführung. Die erschreckend schwachen "Roten Teufel", die noch im Vorfeld große Töne gespuckt hatten, ergaben sich bereits früh in ihr Schicksal. Bereits nach 30 Minuten war der Käs gegessen!

Die Lauterer, die trotz der hohen Bayern-Siege in dieser Woche selbstbewusst nach München gereist waren, schienen völlig überrollt vom effektiven Offensivdrang des Meisters. Nach einem schnellen Angriff erneut durch Elber und Salihamidzic wusste sich Dimitrios Grammozis nicht anders zu helfen, als Paulo Sergio im Strafraum zu Fall zu bringen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Salihamidzic souverän zu seinem vierten Saisontor (29.). Die „lauen“ Lauterer hatten in der ersten Halbzeit keine einzige echte Torchance, und die Abwehr war zu langsam für die schnellen Bayern- Angreifer. "Wenn man Erfolg hat, macht natürlich alles Spaß", meinte Münchens Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge die Partie zur Pause. Die Bayern schalteten einen Gang zurück und kassierten acht Minuten vor Schluss das erste Heim-Gegentor der Saison: Nach Foul von Samuel Kuffour an Miroslav Klose verwandelte Harry Koch den Elfmeter (82.). Pizarro erhöhte (90.) noch für Bayern. „Das ist Wahnsinn, wie wir spielen“, sagte der sonst eher kritische Bayern-Torwart Oliver Kahn nach der Gala im Olympiastadion. Die schwachen Pfälzer mussten nicht nur ihren „Platz an der Sonne“ räumen, sondern fielen nach der zweiten Saison-Niederlage auch hinter das punktgleiche Team von Bayer 04 Leverkusen (beide 24 Zähler) auf Rang drei zurück.

Teamchef Andreas Brehme, der unter der Woche noch mit breiter Brust und voller Selbstbewusstsein in München das CL-Spiel der Bayern gegen Rotterdam gesehen hatte, musste die Dominanz anerkennen: Bayern war gegen Lautern so unverschämt dominant, daß die Bayern-Fans am Ende lautstark von Brehme die Einwechslung von Super-Mario Basler forderten. Brehme blickte nur kurz und angewidert hinüber zur Fankurve und ließ Basler auf der Bank. Rehhagel hätte ihn früher vermutlich noch eingewechselt. Keinen Humor, dieser Andy Brehme...

Diesen Bayern gelingt zur Zeit einfach alles

Kann auch schon mal sein Ränzlein schnüren: Der Ex-Chemnitzer Michael Ballack

Ob Moskau, der kleine Stadtrivale, der bisher souveräne Tabellenführer, der Deal mit Supertalent Deisler, Talent Ballack an der Angel und am Ende das 66% Happy-End in Sachen Fröttmaning (das neue Stadion mit 69000 Plätzen entsteht dort. Die Bau-Kosten von 400 Mio Mark teilen sich Bayern München und 1860 München. 320 Mio Mark zahlen Stadt, Land und Bund für die Infrastruktur - u.a. U-Bahn), für die Bayern gibt es offenbar derzeit keine Schranken! Sie walzen alles nieder! Und schön anzusehen ist es auch noch! Die Hitzfeld-Elf ist nicht wieder zu erkennen! Stichwort Ottmar Hitzfeld: Wenn noch irgend einer behaupten sollte, der Cheftrainer sei nicht ursächlich für Erfolg und Leistung seiner Mannschaft verantwortlich, der verkennt das „Wunder Bayern“ in diesen Tagen! Das ganz große Plus ist an der Säbener Strasse wieder die Geschlossenheit und die trägt nur und ausschließlich den Namen Hitzfeld. Was dieser Mann da leistet, nötigt einem (naja nicht ganz) neutralen Beobachter schon eine gehörige Portion Respekt ab! Unterdessen soll Ottmar Hitzfeld nach dem Willen von Franz Beckenbauer bis zur Rente beim FC Bayern München bleiben. „Wir wollen mit Ottmar alt werden. Darum biete ich ihm eine neue Art des Trainer-Jobs an“, deutete der Bayern-Präsident in einem Interview der „Bild am Sonntag“ an, was den Bayern der Erfolgstrainer inzwischen wert ist. Scherzhaft bot Beckenbauer dem 52-Jährigen sogar seinen eigenen Posten an. „Ottmar kann bei uns machen, was er will. Wenn er Präsident werden will, ist er meinetwegen morgen auch Präsident“ sagte der „Kaiser“. Demnach soll der Erfolgs-Coach in Zukunft nicht mehr auf dem Trainingsplatz agieren, sondern aus dem Hintergrund einen Trainerstab leiten.

Sicher bei Bayern: Herthas Sebastian Deisler

Gleichzeitig hat „Unsymp“ Hoeneß es endlich unter der erdrückenden Beweislast zugegeben: „Basti-Fantasti“ Deisler (20) spielt in der nächsten Saison bei Bayern! „Da bin ich mir sicher.“ In der DSF-Sendung „Doppelpass“ gestand der allmächtige Bayern-Manager auch die 20-Millionen-Zahlung an Deisler offiziell etwas kryptisch ein, die von „BILD“ mit dem Scheck-Einzahlungsbeleg ja längst bewiesen worden war. „Wir haben möglicherweise etwas gegeben, was wie ein Darlehen zu sehen ist.“ Kürzlich hatte Hoeneß das noch selbstherrlich als „Schwachsinn“ abgetan. Aber wer glaubt diesem Permanent- Lügner denn überhaupt noch?

Ganz nüchtern, Herr Hoeneß: Wir halten Sie und ihre Berater für so professionell, eine solche Vertragsangelegenheit unter Ausnutzung geltenden Rechts zu handhaben. Dennoch ist es an den Finanzbehörden zu überprüfen, ob im "Fall Deisler" gültiges Steuerrecht verletzt wurde. Dass dies in der Bundesliga (nicht unbedingt bei den Bayern) üblich ist, wissen die zuständigen Dienststellen spätestens, seit die Oberfinanzdirektion Münster diesbezüglich eine Analyse vorgelegt hat. Der Titel der internen Studie: "Handgelder - Steuerhinterziehung beim Transfer von Bundesligaspielern." Und eine Frage bleibt: Wofür braucht ein Millionär eigentlich ein Darlehen?

Bayer haut zur Zeit alles weg!

Krawattenfan: Klaus „Toppi“ Toppmöller

Da trifft es sich gut, daß die völlig überdrehten Münchner nun wenigstens noch einen einzigen in etwa ebenbürtig erscheinenden, ausreichend selbstbewußten und gut spielstarken Verfolger besitzen: Bayer Leverkusen.

Toppmöllers Werkself schickte den frechen Nachdrängler VfB Stuttgart im Klassestil mit 4:1 zurück nach Hause ins Ländle. Nun liegen sie nur noch einen Punkt hinter den Bayern und haben mit 25 Buden ebenso viele Tore gemacht. Leverkusen bleibt das einzige Team ohne Saison-Niederlage in der deutschen Eliteklasse. Kaufen können sie sich dafür zwar nichts, aber Mut macht es, am übermächtigen München dranzubleiben. Besonders, da sie bei Bayer einen in ihren Reihen haben, der nicht Tod und Teufel, auch keinen Bayern fürchtet: Lucimar da Silva Ferreira, kurz „Lucio“. Der 23 jährige Brasilianer war mal wieder nicht zu stoppen und damit der beste Mann auf dem Platz. Sie nennen ihn bei Bayer inzwischen das „freundliche Tier“, einen tierischen Biß hat er. Schnappt sich den Ball, zieht los, der Mann kombiniert nicht, nimmt keine Gefangenen. Und dann wieder sein geiles Törchen, wie das zum 3:1 über den VfB. So ein Lucio – der gefällt uns. Schon verständlich, daß die Bayern an ihm auch dran waren- und dem Vernehmen nach weiter sind... wofür wir sie auch alle lieben.

Mit diesem neuerlichen Heimsieg bleibt Bayer 04 also weiter aussichtsreich im Titelrennen. Die Westdeutschen erwarten jetzt binnen einer Woche zwei Auswärtsaufgaben: Am Dienstag geht es bei Fenerbahce Istanbul um die erwartete Qualifikation für die zweite Runde der UEFA Champions League, am kommenden Wochenende gastiert die Werkself bei den angeschlagenen 60´ern in München. Der Höhenflug des VfB Stuttgart ist hingegen zunächst gestoppt. Doch bereits nächstes Wochenende können sich die Schwaben mit einem Heimsieg über den FC St. Pauli im vorderen Feld der Tabelle zurückmelden.

Meier wütend: „Andere lachen sich kaputt“

Krawattenfan: Klaus „Toppi“ Toppmöller

Ein gellendes Meer von Pfiffen begleitete die „Arbeit-nach-Vorschrift-Kicker“ in die Kabinen! Die BVB-Fans verließen wild gestikulierend und fluchend das Westfalenstadion, der BVB-Trainer drohte (und das nicht zum ersten mal) mit einschneidenden Konsequenzen, und der BVB-Manager flüchtete sich ein weiteres mal in bitteren Sarkasmus. Ausgerechnet vor den beiden entscheidenden Champions- League- Spielen gegen Dynamo Kiew (Heim) und dem FC Liverpool (Anfield Road) ist der schwatzgelbe Betriebsfrieden bei Borussia Dortmund empfindlich gestört.

Bei der peinlichen 0:2 Heimschlappe gegen den ersatzgeschwächten SC Freiburg verspielten die arbeitsunwilligen Fußball-Millionäre nicht nur ihre glänzende Ausgangsposition, sondern auch ihren guten Ruf. „Die anderen lachen sich inzwischen über uns kaputt“, klagte Michael Meier angesichts des schweren Rückfalls in Steinzeiten über seinen Luxuskader. Maßlos verärgert über das bereits dritte sieglose Bundesliga-Heimspiel in Folge ging nicht nur der Manager mit den Borussen- Profis hart ins Gericht. Die bedenkliche Einstellung der zu Saisonbeginn mit über 80 Millionen Mark aufgerüsteten Mannschaft gegen den intelligent zum Nulltarif verstärkten Gegner sorgte vor allem bei Trainer Matthias Sammer für einen grundlegenden Sinneswandel. „Einfach abhaken ist nicht meine Mentalität, jetzt werde ich dazwischen gehen“, kündigte er künftig eine wesentlich härtere Gangart an.

Vor allem auf die zahlreichen Schönspieler „Marke Oliseh“ war der ehemalige Vorzeige-Profi schlecht zu sprechen. „Ich kann meinen Gegner nicht veralbern wollen, da platzt mir der Kragen.“ Da seine Spieler nach zuletzt drei Pflichtspiel-Siegen gegen die bisher auswärtsschwächste Liga-Mannschaft im Schongang punkten wollten, zweifelt Sammer mehr denn je an deren Charakterstärke und ergänzt: „Wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen, klappt es. Haben wir Ruhe, klappt es nicht. Offenbar brauchen wir immer erst einen Tritt in den Hintern. Das ist eine Frage der Mentalität, das macht mich wahnsinnig.“ Ohne Druck sei einfach niemand mehr bereit, bis an die Leistungsgrenze zu gehen. Stattdessen liegt der Meisterschafts-Mitfavorit bereits fünf Punkte hinter dem Tabellendritten Kaiserslautern. „Wir sind im Niemandsland der Tabelle angekommen“ , klagte Manndecker Wörns, „offenbar ging es uns wieder zu gut.“ Weiteres Unheil erwartet der Nationalspieler mit Blick auf die richtungsweisende Champions-League-Partie gegen Dynamo Kiew aber nicht: „Nach der Niederlage wird es bei uns wieder krachen. Jeder ist in Alarmstimmung, jeder wird nun wieder richtig in die Zweikämpfe gehen.“ Aber - so fragt sich der treue Betrachter der Szenerie – warum immer erst dann, wenn bereits der Baum brennt? Was eine angemessene Arbeitsmoral bewirken kann, stellten die Freiburger anschaulich im Kollektiv unter Beweis. Das ersatzgeschwächte Team kam vor allem dank einer bravourösen Abwehrleistung und einer in Dortmund mal wieder starken Vorstellung von Torhüter Richard Golz zum ersten Auswärtssieg. Überglücklich sprach der von Borussia umworbene Jung-Nationalspieler Kehl an seiner künftigen Wirkungsstätte von einem Befreiungsschlag: „Jetzt wissen wir, dass wir doch noch gewinnen können.“ Und was wissen wir?

Die Hansa-Kogge nimmt wieder Fahrt auf!

Hansa Rostocks Kapitän Rene Rydlewicz kämpfte vorbildlich gegen Kölns Markus Kreuz.
© Foto: Onlinesport

Der FC Hansa Rostock siegt und Trainer Friedhelm Funkel behält seinen Job, Hansa´s Ex-Coach Ewald Lienen sieht sich nach dieser Niederlage beim 1. FC Köln dagegen an den Rand der Arbeitslosigkeit gebracht. Der Kölner Trainer erhielt nach dem 0:3 in Rostock und der vierten Niederlage in Folge bei beachtlichen 1:12 Toren eine „Galgenfrist“. Niemand muß Prophet sein, um das richtig beurteilen zu können... Allerdings schränkte Maoager Hannes Linßen sogleich ein: „Der Druck wird immer größer, wenn man verliert. Das ist nicht nur in Köln so. Aber sicher ist, dass Ewald Lienen gegen den FC Bayern auf der Bank sitzt“. Was passiert, wenn die Kölner ihre Negativserie gegen den deutschen Rekordmeister fortsetzen, wollte Linßen naturgemäß hingegen nicht kommentieren.

Der an der Ostsee ungeliebte Funkel, der seinen alten Gefährten schon vor zweieinhalb Jahren mit dem 4:1 seines MSV Duisburg über den damals von „Zettel-Ewald“ betreuten FC Hansa vom Trainerstuhl geschubst hatte, wünschte seinem Kollegen außerhalb jeder Realität jedenfalls „einen Sieg über die Bayern, damit auch in Köln endlich wieder Ruhe einzieht“. Auch wenn der Rausschmiss aufgeschoben ist, sieht die Lage für Lienen jedoch wahrlich nicht rosig aus. Auf einem Abstiegsrang, den der FC nun erstmals in dieser Saison einnimmt, will Präsident Albert Caspers seine „Geißböcke“ wahrlich nicht überwintern sehen.

Der FC Hansa hat hingegen mit dem lang ersehnten Erfolg eine mehr als fünf Monate währende Durststrecke ohne Heimsieg seit dem 5. Mai (1:0 über Cottbus) beendet und die Minus-Serie von sieben sieglosen Saisonspielen gestoppt. Dabei sorgte der gerade acht Minuten zuvor eingewechselte Radwan Yasser mit seinem 1:0-Hammer aus fast 30 Metern nach einer Stunde für einen „Weckruf“: Plötzlich waren die Hanseaten da, kombinierten, kämpften - und hatten auch die treuen 15.000 Fans wieder hinter sich. Markus Beierle aus Abseitsposition (62.) und Peter Wibran (73.) beteiligten sich in der Folge am Trefferreigen. Entspannte Gesichter bestimmten danach in der Hansa-Kabine die Szenerie. Rechtzeitig zu Dr. Hergesell´s 60. Geburtstag konnte der Weg für Ruhe an der Kopernikusstrasse geebnet werden.

„Nie hätte ich gedacht, dass wir das Ding so klar gewinnen. Heute werden wir uns mal ein Bierchen über den Durst genehmigen“, scherzte Rayk Schröder. Doch Rene Rydlewicz konterte als gestrenger Kapitän: „Richtig gefeiert wird nicht nach einem Sieg, sondern am Ende, wenn wir nicht abgestiegen sind.“ Auch bei Aufsichtsratschef Horst Klinkmann wirkte der höchste Sieg seit 10 Monaten wie ein Beruhigungsmittel. „Die Gespräche der letzten Woche waren nicht spektakulär, aber wirkungsvoll. Die Einheit zwischen Mannschaft, Fans und Leitung ist wieder hergestellt.“ „Mir sind Steine vom Herzen gefallen. Endlich sind wir für das gute Spiel in der zweiten Halbzeit auch mal belohnt worden“, meinte auch Funkel erleichtert und betonte, dass er auch zuletzt in Ruhe habe arbeiten können. „Nur in einigen Medien wurde Druck gemacht“, fügte er beinahe resignierend hinzu.

Ohne Werner geht´s aber auch nich...

Auslöser der Entlassung: Das böse 1:5 der Löwen gegen den unliebsamen Nachbarn von der Säbener Straße...

Die Löwen reagierten unter der Woche auf das bitterböse 1:5-Debakel im Münchner Derby gegen die Bayern vom vergangenen Samstag. Es war die höchste Heim-Pleite der 60´er in den bisherigen 194 Stadt-Duellen. Präsident Karl-Heinz Wildmoser: "Der Saisonverlauf entspricht nicht der Stärke des Kaders. Ausschlaggebend aber war die blamable Niederlage im Derby, wobei nicht das Ergebnis entscheidend war, sondern die Art und Weise, in der wir uns ergeben haben." Lorant verabschiedete sich nicht mal mehr von der Mannschaft. Der geschasste Coach: "Das Gespräch mit Wildmoser dauerte nur drei Minuten. Ich bin nicht enttäuscht. Heute Abend fliege ich nach Marbella und mache Urlaub."

Mit der plötzlichen Lorant- Entlassung geht auch eine lange Trainer-Ära in der Bundesliga zu Ende. Neun Jahre (seit dem 1. Juli 1992) war "Werner Beinhart" Coach der Münchner und hatte den Verein mit einem Mini-Etat aus der dritten in die erste Liga (Aufstieg 1994) geführt und seither auch in der Liga gehalten. Freilich, nirgends war der Verschleiß an Spielern auch so groß als an der Grünwalder Straße! Aber zwischen ihm und Präsident Karl-Heinz Wildmoser herrschte eine „seltsame“ Männerfreundschaft. Auch in schweren Krisen (Ende 2000 blieb Lorant acht Spiele in Folge ohne Sieg) hielt der Löwen-Boss eisern zu seinem Trainer, betonte stets: "Solange ich im Amt bin, heißt der Trainer Lorant." Diesen Treue-Schwur hat Wildmoser jetzt gebrochen.

Schmeißt jetzt (oder erst im Falle einer Niederlage beim Bürgerentscheid) auch der Löwen-Präsident hin? Dagegen spricht: Das Verhältnis zwischen den beiden hatte in letzter Zeit unüberbrückbare Risse bekommen. Immer wieder hatte Lorant (52) seinen Chef mit Rücktritts-Drohungen vor den Kopf gestoßen. Auch nach dem zweiten Saisonspieltag (1860 war mit Null Punkten Letzter) polterte er los: "Wenn dem Präsidenten was nicht passt, muss er mich eben entlassen." Das hat er am Donnerstag Morgen um 9.30 Uhr dann ja auch getan.

Lorant verschwand wie er einst gekommen war...

Gegen „Königsblau“ zum erstenmal gemeinsam auf der Löwen-Bank: Peter Pacult (mi.) und Ex- Spieler Gerald Vanenburg (hier mit Wildmoser)

Lorant verschwand am Donnerstag ohne Worte und verabschiedete sich nicht einmal mehr von seiner Mannschaft. Torhüter Simon Jentzsch erklärte lapidar: „Es ist eine Entscheidung des Präsidiums und des Vereins. Damit müssen wir leben." Sprachs und ging wie gewohnt seiner Arbeit auf dem Trainingsgelände nach.... Ab sofort leitet sein langjähriger Co-Trainer Peter Pacult das Training, der die "Löwen" als Stürmer zusammen mit Bernhard Winkler aus der Bayernliga zurück in den Profi-Fußball geschossen hatte. Seit 1996 arbeitete der 43-jährige Österreicher als Lorants Assistent, Sentimentalitäten genehmigte er sich nicht: "Jetzt ist keine Zeit für Gefühle", verkündete Pacult: "Ich will versuchen, die Mannschaft möglichst schnell zu ihrer wahren Leistungsstärke zurückzuführen. Das ist zuletzt nicht gelungen. Im Moment ist es das Ziel, wieder mit dem Herzen bei der Sache zu sein und die Fans zu versöhnen." Neuer Co-Trainer wird der ehemalige holländische Löwen- Profi Gerald Vanenburg. Damit dürfte 1860 einer der heißesten Abstiegskandidaten in dieser Saison werden!

Und genau so zockten sie auch in er Nachbarstadt! Von Anfang an hatten sie in der Arena die Hosen gestrichen voll!

In Schalke wird kaum mehr über Fußball geredet

Gehen wir doch einmal davon aus, Fußball in Schalke wäre ein Theaterstück; Emile Mpenza und Rudi Assauer könnte man als die derzeit einzigen Schauspieler bezeichnen. Und das, obwohl weder der eine, noch der andere am eigentlichen Sportgeschehen teilnehmen.

„Enfant Terrible“ Emile Mpenza: Schnelle Autos, Miezen vögeln und die pure Lust am Leben haben ihm jetzt erst mal ein Beinchen gestellt... Assi dreht den Geldhahn zu!

Nach dem biederen 1:0 Sieg gegen 1860 München ging es nicht um Sieg oder Niederlage. Es ging um den "Fall Mpenza". Der verletzte Belgier, der am Montag auf Mallorca suspendiert worden war, weil er nicht alles getan haben soll, um wieder fit zu werden, hätte sich bis Samstag entscheiden müssen, ob er sich operieren lässt oder nicht. Hat er aber nicht. Sagt jedenfalls Rudi Assauer, der Manager der Gelsenkirchener. Und diktiert häppchenweise, dass dies die gesamte Einstellung von Mpenza zeige. Oder: dass es nun "riesige Bestrafungen" geben werde. Solche, die die Brieftasche des Stürmers treffen, denn "das tut ihm richtig weh". Assauer mutmaßt sogar, dass Mpenza nun "den ein oder anderen Ferrari verkaufen" muss. Wie überall zu lesen war, gab es eine Etage tiefer zur gleichen Zeit folgendes: Da steht der Mpenza-Freund Marc Wilmots in einer Ecke, fast unbemerkt. Wilmots spielt eigentlich im Mittelfeld bei Schalke, ist derzeit - ganz unzweifelhaft - verletzt und gibt in diesen Zeiten den persönlichen Pressesprecher seines belgischen Nationalmannschaftskameraden Mpenza. Dieser habe ihn am Freitagabend angerufen und ihm traurig mitgeteilt, dass er sich Dienstag wegen einer Sehnenveränderung im Oberschenkel von Dr. De Clerck in Antwerpen operieren lassen wolle. Und genau das habe er, Wilmots, auch Trainer Huub Stevens und Rudi Cigar vor dem Spiel gesagt. Seltsam, der Manager wusste doch angeblich nichts von Mpenza. Assauer macht das Spiel über Bande erst recht verärgert: "Marc ist doch nicht sein Pressesprecher. Das sagt alles über seine Einstellung." Über was wäre wohl sonst geredet worden nach der Begegnung zwischen den Schalkern und 1860 München? Beispielsweise über ein unansehnliches Spiel. Über eine erste Halbzeit, die Schalke mit großen Erwartungen einleitete, weil der Einsatzwille von Ebbe Sand seine Mitspieler noch mitzog. Doch dessen Sog reichte auch nur für etwa 40 Minuten. Oder über eine zweite Hälfte, die auf der Suche nach Standfußball, Fehlpässen und der völligen Abstinenz von technischen Fertigkeiten sowohl bei Schalke wie auch bei 1860 keine Wünsche offen ließ.

Weil aber an diesem Nachmittag der Gegner 1860 München hieß, reichte ein Tor aus. Ebbe Sand hatte nach 13. Minuten getroffen, per Kopf - zuerst den Münchner Torwart Jentzsch, und der legte sich den Ball dann selbst mit seinem Fuß ins eigene Tor. Die Löwen spielten unter dem neuen Trainer Peter Pacult in Spiel eins nach der Ära Lorant ideenlos und zugleich gnadenlos defensiv. So blauäugig könne doch keiner sein, sagt später Harald Cerny, der Kapitän, zu glauben, man könne hier auf Schalke das Spiel machen. Wahrscheinlich meinte er wegen des Hexenkessels. Der war bloß keiner. Von den 60 000 in der Arena AufSchalke war zumeist überhaupt nichts zu hören. Nach der Einwechslung von Thomas Häßler in Minute 59 wurde es besser. Mehr aber auch nicht.

Die große Frage: Was ist nun anders bei den Löwen ohne Lorant? "Es muss sich jetzt keiner mehr in die Hose machen. Vorher hat der Trainer das Spiel vorgegeben. Jetzt hat jeder seine Freiheiten", kann Marcus Pürk zitiert werden, das Unvermögen der Münchner aufdeckend. Doch Vereinsboss Wildmoser hat im blutarmen Kick zu Gelsenkirchen bereits Fortschritte gesehen: "Die Mannschaft war leblos, jetzt hat sie wieder Freude am Spiel. Wir streben einen einstelligen Tabellenplatz an, und den erreichen wir auch." Wer's glaubt ...

Die Nutten von St. Pauli: Flotter Dreier gegen Geyer

Für Domina Gina und Vanessa stand vorher unverhüllt fest: Pauli siegt mindestens 3:0. Ganz knapp daneben...

Mensch, Ede! Jetzt machen Dir die leichten Mädels von der Reeperbahn aber das Leben schwer. Und Eduard Geyer befürchtete das Schlimmste. Für seine Spieler, mutmaßte der Trainer des Fußball-Bundesligisten Energie Cottbus, wird der Auftritt im Millerntorstadion "wie eine kleine Hölle“ (u.a. musste er ein Spruchband lesen: "Geyer ist unser bester Freier."). Nach Geyers verbalen Attacken („Da gibt es Spieler mit einer Einstellung zum Leistungssport wie die Nutten von St. Pauli“) blasen Hamburgs Huren zum Gegenangriff. Vanessa (21) vom „Paradise Point of Sex“: „Was bildet der sich ein! Wir arbeiten verdammt hart.“ Wie Lady Gina (35). Die Reeperbahn-Domina würde sich den Cottbus-Trainer und seine Jungs gerne mal zur (opulenten) Brust nehmen. Die Kiez-Ladys waren heute beim Spiel gegen die Geyer-Elf „hautnah“ dabei am Millerntor (*Schwitz*). Vanessa: „Wir haben alles dran gesetzt, dass die Punkte am Millerntor bleiben – mit allen Mitteln.“ Für die beiden Huren war bereits vorher klar, wer gewinnt: Das gibt nen flotten Dreier – für St. Pauli...

St. Pauli - Cottbus

Naja, es ist dann am Ende sogar noch eine Bude mehr geworden! Der FC St. Pauli hat seinen ersten Bundesliga-Sieg seit dem 9. April 1997 nun endlich eingefahren und die "Rote Laterne" demgemäß an Nürnberg abgegeben. Die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth „bestrafte“ die Lausitzer „Freizeitkicker“ von Energie Cottbus vor heimischer Kullisse 4:0. Matchwinner war Nico Patschinski, der bereits nach drei Minuten für die 1:0-Führung sorgte und mit seinem zweiten Tor auch das entscheidende 3:0 in der 55.Minute erzielte. Das zwischenzeitliche 2:0 fiel gar durch ein Eigentor des Cottbussers Radoslav Kaluzny (52.). In drückender Überlegenheit machte Thomas Meggle 13 Minuten vor Schluß St. Paulis zweithöchsten Bundesliga-Erfolg perfekt. Energie spielte allerdings ab der 30. Minute in Unterzahl, nachdem Hamid Termina wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot gesehen hatte. Insbesondere die Defensive offenbarte Schwächen. "Wir sind nach wie vor ein Hühnerhaufen", haderte Geyer. Vielleicht lag es auch an der radikalen Umstrukturierung, die er vorgenommen hatte. Im Gegensatz zum 2:3 gegen Leverkusen ersetzte er Scherbe, Hujdurovic und den verletzten Labak, Bruno Akrapovic wurde gleich ganz aus dem Kader gestrichen. Geholfen hat es nicht. Nach dem furiosen Start in die Saison ist Cottbus bereits seit sechs Spielen ohne Sieg.

Geyer kritisierte Jungprofis: "Sie rauchen, saufen und huren"

Eduard Geyer sorgt am Anfang der vergangenen Woche in der Diskussion um den deutschen Fußball-Nachwuchs erneut für Gesprächsstoff. Der bereits 1992 als "IM Jahn" demaskierte Stasi-Spion, hat mal wieder zu einer seiner „verbal rundum Attacken“ ausgeholt. Der Ex-Spieler von Dynamo Dresden und heutige Trainer von Bundesligist Energie Cottbus, hat im Zusammenhang mit der Nachwuchsausbildung massive Kritik am Deutschen Fußball-Bund sowie großen Klubs wie Bayern München geübt. In seiner bekannt rustikalen Art, ist er überdies einmal mehr mit der Trainingsauffassung der deutschen Talente hart ins Gericht gegangen.

Ledert gegen den deutschen Fußball-Nachwuchs: Cottbus-Trainer Eduard „Ede“ Geyer.

"Man muss sich schon mal fragen, warum wir trotz intensiver Jugendarbeit in 7 Jahren keinen einzigen guten Spieler rausbringen. Da stimmt der Lebenswandel nicht, aber es geht hier ja nicht nur um Cottbus", sagte der 57-Jährige der „FTD“. "Es ist eine Tatsache, dass viele Spieler nicht so sportgerecht leben, wie ich mir das als Trainer vorstelle. Die leben nur für ihre Lust", bilanzierte Geyer. Von 100 Jugendspielern seien "vielleicht 50 miese Säcke und die anderen 50 geben sich Mühe".

Diese Tendenzen seien da, das wissen alle. "Das muss man auch mal unbequem und deutlich formulieren. Berti Vogts hat jahrelang in moderater Form auf die Probleme hingewiesen - nichts ist passiert", rechtfertigt Geyer seine harsche Kritik und verglich viele Jungprofis mit den "Nutten auf St. Pauli". Sie rauchten, söffen, hurten, gingen erst früh um sechs ins Bett und hätten am nächsten Tag dann ein Spiel. "Damit habe ich die Nutten auf St. Pauli beleidigt, oder? Ich kann versichern, es gibt diese Fälle. Definitiv. Auch von Junioren-Auswahlmannschaften weiß ich: Wenn die im Süden gespielt haben, waren die Deutschen die ersten, die in der Sonne gelegen haben", versicherte "Ede" und gestand: Selbst von seinen eigenen Schützlingen in Cottbus seien schon welche betrunken zum Training erschienen. Um die Talente auf den rechten Weg zu bringen, gebe es im Jugendbereich des DFB zu wenige kreative und qualifizierte Trainer.

"Aber die andere Seite, vielleicht das viel größere Übel in der Talentförderung, ist: Die Spieler werden zu sehr hofiert." Man müsste die rigoroser anpacken, sie fordern und unter Druck setzen und notfalls auch rausschmeißen. Energisch wies Geyer die Kritik, etwa von DFB-Nachwuchstrainer Uli Stielike, zurück, dass Cottbus als Team mit fast nur ausländischen Spielern im Kader alles andere als ein Vorbild für die Nachwuchsförderung sei. "Der Stielike muss sich selbst mal fragen, wen er da rausgebracht hat bei den Junioren", konterte der Ex-DDR-Auswahltrainer und wetterte gegen die Großen in der Bundesliga. Fragen sollten ebenfalls an Bayern München oder Borussia Dortmund gerichtet werden, "die das Geld haben, um deutsche Spieler zu kaufen - und sie nur einsetzen müssten". Geyer: "Wir wollten viele junge, deutsche Spieler von den Reservebänken oder aus den Amateurteams anderer Klubs, aber die verdienen dort bei den Amateuren mehr als bei uns in der Bundesliga." So unrecht hat er da aber nicht, allen Nutten zum Trotz... :-)

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