Helden in schwatzgelb

Die Drei Alfredos Teil 1: Alfred "Freddy" Kelbassa

01.01.2001, 13:22 Uhr von:  Wade

In unserer Reihe "Helden in schwatzgelb" stellen wir euch die Spieler Alfred "Addi" Preißler, Alfred "Nieplo" Niepieklo und Alfred "Freddy" Kelbassa vor, die unter dem Namen "die drei Alfredos" in den 50ér Jahren vor den gegnerischen Toren für Angst und Schrecken sorgten. Sie waren fast ein Jahrzehnt ein Stürmertrio der absoluten Sonderklasse. Die Borussia hat viele herausragende Stürmer hervorgebracht, aber gerade die Geschichte dieser drei Spieler ist in ihrer Art einzigartig. Im ersten Teil stellen wir euch Alfred Kelbassa vor. Weiterführen werden wir die Biographie im 2. Teil mit Alfred Niepieklo und im Teil 3 mit Alfred Preißler. Abschließen werden wir die kleine Serie mit einem Spezial über "die drei Alfredos".

Die ersten Schritte

Alfred "Freddy" Kelbassa

Das sportliche Multitalent Alfred Kelbassa, den alle nur "Freddy" riefen, wurde am 21.4.1925 in Gelsenkirchen-Buer geboren. Seine Laufbahn als Fußballer begann er 1933 beim Kreisklassenverein Schwarz-Weiß Bülse. 1940 schloss er sich dem größeren Ortsrivalen SC Gelsenkirchen-Buer an. Seine ersten größeren sportlichen Erfolge errang Kelbassa jedoch nicht als Fußballer sondern als Leichtathlet. Er gewann 1942 die Deutsche Jugendmeisterschaft im Fünfkampf. Danach wurde er eingezogen, als Soldat spielte er Fußball für Holstein Kiel und Fortuna Glückstadt.

Nach dem Krieg kehrte er in seine Heimat zurück. 1946 wechselte er von Buer zum STV Horst-Emscher, für den er in der Oberliga bis 1952 spielte. Neben dem Fußball betrieb er weiter mit Erfolg Leichtathletik. 1947 und 1948 wurde er westdeutscher Meister im Fünfkampf. Pfeilschnell sprintete er die 100 Meter unter 11 Sekunden, den Speer warf er über 60 Meter weit und beim Weitsprung lag seine Bestmarke bei 6,60 Meter.

Sein früherer Mannschaftskamerad Heinz "Henner" Grzeszak von STV Horst sagte mal über ihn: "Der lief wie ein Pferd. Wenn ich den von hinten spurten sah, dann flogen immer kleine Grasbüschel hoch, wie mit Hufen setzte er auf."

Der Mann mit dem Diplom

Freddy Kelbassa in Aktion

Aber er beließ es nicht nur dabei ein guter Sportler zu sein.

Im August 1949 legte Kelbassa seine Prüfung als Diplomsportlehrer an der Sporthochschule Köln ab, doch seine Karriere als Fußballspieler ging Kelbassa vor.

1952/53 stürmte er eine Saison für den SC Preußen Münster in der Oberliga, ehe er zu STV Horst-Emscher zurückkam. Im Oktober 1953 spielte der damals 28jährige Kelbassa zu erstenmal in einer Auswahlmannschaft. Bei Spiel West- gegen Norddeutschland steuerte er ein Tor zum 2:0 Sieg bei.

1954 dann der Wechsel zum BVB. Kelbassa war nicht der erste Spieler, der vom STV Horst-Emscher zum BVB kam. Schon in der Saison 1949/50 verpflichtete der BVB 4 Spieler des erfolgreichen STV Horst.

Wenn man meint, dass Kelbassa das große Geld zum BVB gelockt habe, dann ist das wohl weit gefehlt. Kelbassa erhielt wie alle anderen einen Spielervertrag der auf 360 DM im Monat plus "Leistungszulagen" pro Einsatz begrenzt war. Privilegien gab es kaum.

Tore für die Ewigkeit

Kelbassa gehörte in der Oberliga West zu den Topstürmern dieser Klasse und führte zusammen mit Adi Preißler die "Ewige Torschützenliste" der Oberliga an.

Torschützenkönig wurde er in dieser Klasse 1957 (30 Tore) und 1958 (24 Tore).

Seine Stärken waren neben seiner Schnelligkeit eine gute Technik und ein knallharter Schuß, womit er immer gut für ein überraschendes und spektakuläres Tor war.

Kelbassa verkörperte den typischen Borussenspieler der 50ér Erfolgsmannschaft. Sein Spiel war geprägt von einer ungeheure Wucht, körperlich unheimlich robust, kämpferisch und gradlinig.

Der schussgewaltige Kelbassa sorgt auch bei der Stuttgarter Abwehr in helle Aufregung

Beim Endspiel zur Deutschen Meisterschaft 1956, gegen den KSC (4:2) zeigte Kelbassa wohl eine seiner besten Partien im "schwatzgelben" Dress und war zumindest der effektivste Stürmer. Das 2:1 besorgte er in der 27. Minute per Kopfball selbst und in der 57. Minute nach seinen strammen Freistoß brauchte Peters nur noch zum 4:1 einzuschieben. Sein Widersacher Geesmann hatte bei Kelbassas schnellen Antritten öfters große Mühe, die Löcher in der KSC - Abwehr nicht zu groß werden zu lassen.

Die erste Meisterelf des BVB 1956 in Berlin: (von links) Trainer Helmut Schneider, Michallek, Schlebrowski, Sandmann, Niepieklo, Bracht, Kwiatkowski, Burgsmüller, Kelbassa, Kapitulski, Peters, Preißler

Doch Kelbassa konnte es noch besser.

Kelbassa zieht im Spiel gegen den HSV ab. Schemel (mitte) und Posipal (rechts) kommen zu spät

Im Finale um die Deutsche Meisterschaft 1957 gegen den HSV (4:1) schoß er mit seinem Sturmpartner Niepieklo den HSV im Alleingang ab. Durch den überragenden Kelbassa fiel das 1:0 planmäßig (16.), das 1:1 durch den Hamburger Krug (25.) jedoch nicht. Kelbassa ließ in der gleichen Minute die erneute Führung für den BVB folgen. Die Hamburger hatten noch gar nicht begriffen wie ihnen geschah, da schoß Niepieklo auch schon zum 3:1 ein. Niepieklo sorgte dann auch in der 77. Minute für den 4:1 Endstand. Borussia spielte wie aus einem Guß und der HSV bekam von BVB eine Lehrstunde.

Wenn der Bundestrainer zum Lehrgang bittet

Sepp Herberger waren Kelbassas Qualitäten nicht verborgen geblieben und so berief er den damals schon 31jährigen Kelbassa 1956 erstmalig in die Nationalelf. Beim 4:1 Sieg über Belgien traf er einmal ins Schwarze.

Insgesamt sechsmal trug Dortmunds Mittelstürmer zwischen 1956 und 1958 das Nationaltrikot. 1957 spielte er gegen Schottland, Schweden und Ungarn ( ein Tor), 1958 gegen Belgien. Bei der WM 1958 in Schweden war er zunächst Ersatzmann und kam dann im verlorengegangene Spiel um den dritten Platz gegen Frankreich noch einmal zum Einsatz.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.........

1960/61 stand er unter Trainer Max Merkel nochmals in einem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Gegner war der 1. FC Nürnberg. Doch ausgerechnet der "unfehlbare" Merkel beging einen schweren taktischen Fehler im Endspiel, der die Dortmunder schon früh um eine mögliche Siegeschance brachte. Er versuchte mit der gleichen Taktik wie im letzten Gruppenspiel gegen den HSV (Vier-Stürmer-Kette, der BVB siegte mit 7:2), den 1.FC Nürnberg zu überraschen. Doch die waren durch den Kantersieg des BVB gewarnt und so konnten die Nürnberger Kombinationskünstler das Mittelfeld fast ohne Gegenwehr übernehmen. Die Dortmunder Mannschaft ging sang und klanglos mit 3:0 unter und Fredy Kelbassa blieb somit ein dritter Meistertitel verwehrt.

Im Oktober 1961 wurde er für sein 350. Oberligaspiel geehrt.

Kelbassa: Dynamik in Person
Zur Meistermannschaft 1963 gehörte die schnelle Sturmspitze nicht mehr. Bis 1962 blieb er Stammspieler beim BVB, als Mittelstürmer, Rechtsaußen oder Mittelläufer. Mit Einführung der Bundesliga beendete Kelbassa seine aktive Laufbahn, weil er seine Arbeit als Angestellter bei der Stadt Dortmund (Sportamt) nicht mit dem Profisport vereinbaren konnte.


Beim Sportamt war unter anderem für die Belegung und Nutzung der Sportstätten der Stadt Dortmund zuständig und ein bekannter Dortmunder Fußballer erinnert sich noch recht gut an Kelbassas Arbeit.

Er sagte mit einem Lächeln: "Der Freddy Kelbassa hat uns im Winter immer die Plätze gesperrt. Das hat der mit Absicht gemacht, weil er nicht mehr spielen durfte!"

Kelbassa spielte von 1954 - 1962 212. Mal für den BVB und erzielte in dieser Zeit 132 Tore.

Nach langer schwerer Krankheit verstarb Alfred Kelbassa am 11. August 1988.

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