Unsa Senf

FIFA Klub-WM 2025 Milliardenschwer und doch ohne Wert

15.06.2025, 17:00 Uhr von:  Caroline    
Man sieht nur einen Ball und zwei Füße in Fußballschuhen und schwarzgelben Stutzen. Symbolbild.

Show statt Sport, Märkte statt Menschen, Milliarden statt Moral – die Klub-WM 2025 steht für vieles, aber nicht für den Fußball, wie wir ihn lieben. Acht Gründe, die dieses Turnier zum Sinnbild der Entfremdung machen.

Dienstag ist es so weit: Der BVB startet mit einem Gruppenspiel gegen Fluminense FC in das neueste FIFA-Vorhaben: die aufgeblähte, 32 Teams starke Klub-WM in den USA. Doch anstatt sich auf internationalen Spitzenfußball zu freuen, bleibt bei vielen Fans vor allem eines: Ablehnung. Und das aus gutem Grund.

1. Kommerzialisierung auf Kosten der Fußballkultur

Die Klub-WM ist das Sinnbild für die fortschreitende Eventisierung des Fußballs: Pompöse Show, Mega-Sponsoren, Milliarden-Deals – alles im Dienste eines aufgeblasenen Produkts. Während die FIFA nach immer neuen Einnahmequellen strebt, geraten die Ursprünge des Sports völlig aus dem Blick. Der Fußball verliert seinen Charakter als Volkssport und wird zum Global-Entertainment, das sich nur noch an Märkten, nicht mehr an Menschen orientiert.

Dass solche Turniere in finanzstarken Staaten stattfinden, ist kein Zufall, sondern Strategie. Fußball wird dort gespielt, wo die Konten stimmen – die Fans geraten zur Nebensache.

2. Entfremdung vom sportlichen Wettbewerb

Sportlich ist die Klub-WM weitgehend irrelevant. Es fehlt an Tradition, Relevanz und echter Spannung. Ein „Showturnier“, das mehr auf Markenbildung als auf sportlichem Wert beruht. Das zeigt sich auch durch die fragwürdige Qualifikation einzelner Vereine.

Zwar qualifizieren sich viele Teams über sportliche Leistungen in Champions League & Co. – andererseits ist auch bspw. Inter Miami dabei. Ein Verein, der nie einen internationalen Titel gewonnen hat, aktuell nicht zur sportlichen Elite gehört, aber dank der bloßen Anwesenheit von Lionel Messi vermarktbar ist. Die Qualifikation wird begründet mit dem Supporters' Shield 2024 für die punktbeste Mannschaft der Regular Season, der Meister hingegen wird in den Play-offs gekrönt (Spoiler Alert: nicht Inter Miami). 

Hier geht es weniger um sportlichen Verdienst, und mehr um Marketing-Reichweite, Trikotverkäufe und Streaming-Abos. Ein Wettbewerb, bei dem die Teilnahme teilweise mehr mit Klickzahlen als mit Titeln zu tun hat, verliert seine Glaubwürdigkeit.

(Anmerkung: Ehrlicherweise auch keinen Plan, wie wir uns für den Bumms qualifiziert haben, aber egal.) 

3. Alleingang ohne Mitbestimmung

Die FIFA entscheidet – alle anderen dürfen zuschauen. Das Turnier wurde an Spielern, Vereinen, Ligen und Fanorganisationen vorbei durchgedrückt. Kein Dialog, keine Diskussion, kein Interesse an Mitgestaltung. Stattdessen: ein Durchmarsch nach Infantino-Art.

Während Fans sich seit Jahren für einen nachhaltigeren und gerechteren Fußball einsetzen, marschiert der Weltverband in die entgegengesetzte Richtung – ohne Rücksicht auf Verluste.

4. Ignorieren von Faninteressen

Für die FIFA sind Fans Kulisse – aber keine Stimme. Das Turnier findet in einem Land statt, das für Auswärtsfahrer kaum erreichbar ist. Flüge, Unterkunft, Tickets: unbezahlbar oder unzumutbar. Liegt natürlich in der Natur der Sache: Irgendwer muss bei einer Weltmeisterschaft immer weit reisen. 

Aktive Fanszenen dürften aber durch ihre kritische Art ohnehin nicht erwünscht sein. Und sie selbst haben aus den hier aufgeführten Gründen auch gar kein Interesse an diesem Trip. Dabei sind sie es, die durch die Stimmung auf den Rängen aus dem Stadionerlebnis etwas Einzigartiges machen. Doch das Stadionerlebnis steht gar nicht im Fokus dieser WM, sondern die TV-Einnahmen. 

Ironisch: Gerade das, was man in Promo-Videos zur Vermarktung so gerne zeigt, bleibt bei der Klub-WM außen vor. 

5. Tickets als Ramschware

Ursprünglich waren Eintrittskarten übertrieben teuer (bis 2.230 $ für das Finale) – die FIFA setzte auf dynamische Preise. Nachdem das Interesse ausblieb, wurden diese stark gesenkt, was zeigt: Plätze bleiben leer, weil das Interesse Einheimischer begrenzt ist und Touristen ausbleiben.

Der kicker berichtet von "verzweifelt wirkenden Maßnahmen" seitens der FIFA: Für Studierende gibt es Tickets für gerade mal 20 $ und obendrein noch vier Freikarten dazu. Beim Auftaktmatch zeigt sich ein drastischer Preissturz: "Regulär kosten die günstigen Tickets nur noch 31 Dollar – im Dezember mussten dafür noch 359 Dollar berappt werden", so der kicker. Man könnte glatt zu dem Schluss kommen, dass das Produkt vielleicht einfach beschissen ist, wenn es niemand kaufen möchte.

6. Übersättigung

Der Fußballkalender ist heute durch Liga, Pokal, internationale Wettbewerbe und Länderspiele restlos überfüllt – und die FIFA setzt noch eine 32‑Team‑Klub‑WM im Sommer obendrauf. Das sorgt nicht nur für Überbelastung und gefährdet die Gesundheit der Spieler – es führt auch zum generellen Qualitätsverlust: Spiele werden inflationär, selbst Topspiele zur Gewohnheit.

Paradox: Die FIFA schwächt so das wertvolle Produkt, das sie gleichzeitig aufzuwerten versucht.

7. Wachsende Ungleichheit

Die teilnehmenden Vereine, somit auch Borussia Dortmund, profitieren finanziell enorm von der Klub-WM. Das reißt die Schere zwischen den Vereinen auf nationaler Ebene noch weiter auseinander. Topklubs sind im Vergleich zu ihren nationalen Kontrahenten durch ihre finanziellen Möglichkeiten ohnehin weit enteilt. Diese Ungleichheit wird durch die Klub-WM maximal verstärkt und schwächt weiter den sportlichen Wettbewerb.

Bestes Beispiel: Trotz einer extrem schwachen Saison erhält der BVB sein Abo auf die Champions-League-Plätze und wirft mit dem SC Freiburg einen ressourcenschwächeren Konkurrenten aus dem Rennen, obwohl dieser rein rational betrachtet in den zurückliegenden Monaten gemessen an seinen Möglichkeiten die bessere Arbeit geleistet hat. 

8. Ein politisch äußerst fragwürdiger Gastgeber

Die Wahl der USA als Austragungsort ist kein Zufall. Die FIFA verfolgt klare Interessen – egal ob Katar, Saudi-Arabien oder USA: alles Wachstumsmärkte mit starkem finanziellen Potenzial. Dabei sind die USA nicht wirklich eine Fußballnation. Als die "Big Four", die beliebtesten Sportarten, bezeichnet man hier Football, Basketball, Baseball und Eishockey.

Während die USA lange als demokratisches Land galten, bewegen sie sich heute durch die zweite Amtszeit von Donald Trump zielgerade gen Autokratie und Faschismus. Menschenrechte werden untergraben, Journalisten werden ausgegrenzt und gar angeschossen, politische Gegner werden zur Zielscheibe und gar ermordet, Soldaten werden gegen die eigenen Bürger eingesetzt, Rassismus wird hoffiert – und das ist nur ein kleiner Ausschnitt des aktuellen täglichen Wahnsinns der Vereinigten Staaten von Amerika.

Da kommt doch so ein Fußballturnier gerade recht: Sportswashing gegen das schlechte Image!

Fazit

Die Klub-WM 2025 steht sinnbildlich für eine Entwicklung, die viele Fußballfans ablehnen: Ein rein kommerzielles Turnier, verankert in einem übervollen Kalender, mit politisch fragwürdiger Kulisse – und geplant ohne Beteiligung derer, die den Fußball tragen.

Was als „Weltmeisterschaft der Vereine“ verkauft wird, entpuppt sich schnell als Showevent ohne sportliche Legitimation. Der Preis: weitere Entfremdung der Fans – und ein Fußball, der zur leeren Hülle wird.

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