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Borussia Dortmund bei der Jahreshauptversammlung Die Satzung ist ein hohes Gut

06.10.2025, 06:42 Uhr von:  Sascha  
Screenshot der Satzung des Ballspielverein Borussia Dortmund e.V. Zu sehen sind Paragraph1 und ein Teil von Paragraph 2

Für die anstehenden Vorstandswahlen des BVB e.V. soll per Satzungsänderung die Größe des Vorstandes auf vier Personen erhöht werden. Eine Maßnahme, die eigentlich den Fans zu Gute kommen soll, aber so leider nicht akzeptiert werden kann.

Nach dem Rückzug von „Team Lunow“ Ende August wurde wenig später eine für viele überraschende Neuigkeit verkündet. Auch Hans-Joachim Watzke möchte sich mit einem Team zur Wahl stellen, das aus den weiteren Personen Silke Seidel, als einzige Vertreterin des aktuellen Vorstands, sowie Daniel Lörcher und Jakob Scholz besteht. Was auf den ersten Blick gut klingt, hat auf den zweiten Blick erst einmal einen gewaltigen Haken: die aktuelle Satzung beschränkt den Vorstand auf drei Personen. Damit das Team in dieser Konstellation gewählt werden kann, ist also erst einmal eine Änderung der Satzung erforderlich. Dass diese Änderung von den Mitgliedern, wie von den Ruhrnachrichten formuliert, einfach so „durchgewunken“ wird, ist zum einen alles andere als sicher und zum anderen auch überhaupt nicht wünschenswert.

Es mutet komisch und fühlt sich auch genau so an, als Fan gegen etwas zu argumentieren, das eigentlich auf den ersten Blick einen Mehrwert für Fans bringt. Erst recht, wenn es sich dabei um Personen handelt, die man als Mensch und für ihre Arbeit sehr schätzt. Deswegen sei vorab die wirklich aufrichtig gemeinte Anmerkung gestattet, dass es dem Autor ausschließlich um die Sache und nicht um Personen geht. Bislang fehlt nämlich etwas ganz Fundamentales: eine schlüssige Begründung für eine Änderung der Satzung.

Die Satzung als DNA des Vereins

Vielleicht ist eine Analogie als Veranschaulichung des Vorgangs an dieser Stelle sinnvoll: Die Satzung des Vereins ist so etwas wie die DNA des Vereins, eigentlich sogar noch mehr. Sie beschreibt nämlich nicht nur das Aussehen des Körpers durch die Festlegung der Organisationsform, sondern auch den „Charakter“, sprich Werte und Geist, die den Verein definieren sollen. Die einzelnen Organisationseinheiten sind dann genau das, als was sie auch in der Satzung bezeichnet werden: Organe. Wenn man in diesem Bild bleibt, dann könnten die Mitglieder das Herz sein, das den Körper mit Leben erfüllt und der Vorstand das Gehirn, das lenkt. In dem aktuellen Vorgang würde das Gehirn dem Körper sagen: „Hey, lass mal den Kopf weiter wachsen, ich hätte gerne mehr Platz. Mal gucken, wofür das nützlich ist und wofür wir das gebrauchen können.“ So funktioniert das allerdings nicht.

Die Satzung ist das Fundament und die Basis unseres Vereinslebens. Sie ist nicht in Stein gemeißelt, Veränderungen brauchen aber immer eine sachliche Begründung, indem damit ein Missstand behoben wird – und die letzten Wochen haben in dieser Hinsicht gezeigt, dass es davon mehr als genug gibt –, eine Anpassung an veränderte Bedingungen erfolgt, oder um einer Veränderung im Willen der Mitglieder Rechnung zu tragen. Sie ist der Rahmen, der die Arbeit des Vorstandes eingrenzt. Es wäre ein kapitaler Geburtsfehler eines neuen Vorstandes, wenn man den Rahmen gleich zu Beginn der gewünschten Arbeitsweise anpassen würde. Die Satzung würde so vom Fundament zu einem reinen Werkszeug des Präsidiums degradiert. Man beschreitet damit für den neuen, aber auch alle zukünftigen Vorstände einen Weg in die falsche Richtung.

Es ist absolut möglich, dass es für die Arbeit des Vorstandes einen elementaren Vorteil in der Arbeitsweise gibt, der für den Verein als Ganzes einen Mehrwert bringt. Es wäre wünschenswert, wenn „Team Watzke“ der Mitgliedschaft diese Vorteile aufzeigen und damit Argumente statt Personen zum Gegenstand der Abstimmung machen würde. Ein einfaches „wir möchten das so, um auch die Fans mit ins Boot zu holen“ ist dafür allerdings bei weitem nicht ausreichend. Zum einen wäre das auch in der bisherigen Konstellation mit drei Personen im Vorstand möglich, schließlich scheint „Team Lunow“ zu Beginn der Kandidatur auch keine Notwendigkeit in der Vergrößerung des Vorstandes gesehen zu haben. Zum anderen verändert diese Entscheidung auch die Statik zur Entscheidungsfindung innerhalb des Vorstandes. Bei einem Vorstand mit vier Personen ergibt sich die Möglichkeit einer Pattsituation, in der dann die Stimme des Präsidenten den Ausschlag gibt. Bei drei Personen ist der Vorstand gezwungen, eine Entscheidung mit einer echten Mehrheit herbeizuführen.

Deshalb auch an dieser Stelle der Appell an die Kandidaten, im Vorfeld der Wahl endlich das Feld der Inhalte zu betreten, damit wir Mitglieder die für den Verein beste Entscheidung treffen können. 

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