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BVB spielt 1:1 gegen Leipzig Früher war mehr Hass, oder auch – ein Punkt geht klar.

05.10.2025, 18:00 Uhr von:  Ida  
Früher war mehr Hass, oder auch – ein Punkt geht klar.

Zugegeben, in einer Welt voller Krisen, Kulturkämpfe und Kriege braucht es nicht noch mehr Hass. Doch dass ein Spiel gegen das Konstrukt aus Leipzig zu einer harmlosen Plätschernummer verkommt, ist ernüchternd. Flaschenwerfen muss wirklich nicht sein – da sind wir uns einig. Und ein „Scheiß Red Bull“ war durchaus zu vernehmen. Abgesehen von diesen kleinen Scharmützeln wirkte es, als hätte man sich längst mit der Existenz von RBL abgefunden – und sogar aneinander gewöhnt. So sehr, dass man in Leipzig auf die Idee kam, eine überdimensionale Blockfahne über dem gesamten Gästeblock sei das passende Accessoire, um sich selbst zu feiern – „15 Jahre“.
15 Jahre zu viel.

Auch insgesamt war dieses Spiel von einer enormen Ausgeglichenheit bestimmt. Nicht, weil 93 Minuten lang Gleichschritt herrschte. Sondern weil beide Mannschaften ihre dominanten Phasen hatten, beide den Sieg hätten erzwingen können – und am Ende niemand klar überlegen war. So überrascht es kaum, dass man sich einvernehmlich mit einem Unentschieden trennte. Zumindest von der Pressetribüne aus wirkte es, als könnten alle Beteiligten im Stadion mit dem Ergebnis gut leben: Mannschaft, Trainer und Fans.

Erste Halbzeit

Hinein ins Spiel ging es von links nach rechts – und direkt mit einer erfolglosen Leipziger Ecke.
Nach drei Minuten dann der erste vielversprechende Angriff der Schwarzgelben: Adeyemi drängte temporeich in den Strafraum, wo der Ball über eine Zwischenstation den freilaufenden Couto fand. Dessen Flanke wurde jedoch zur Ecke abgewehrt. Bensebainis anschließender Kopfball segelte über das Tor.

Dortmund blieb dran, musste aber kurz darauf den ersten Rückschlag hinnehmen. Während Adeyemi auf der rechten Seite gegen drei Leipziger völlig auf sich gestellt war, konnte Schlotterbeck den davon Eilenden nur noch mit einem Foul bremsen. Der anschließende Freistoß landete nach einem weiteren Querpass auf Baumgartner und in unserem Tor. Scheiß Red Bull. Dass es kurze Zeit später nicht erneut in unserem Kasten klingelte, lag vor allem an Kobel, der sich vorm heranstürmenden Bakayoko groß machte und seinen Schuss abblockte. Die fällige Ecke blieb aufgrund einer Abseitsposition jedoch aus.

Die Schwarzgelben versuchten, sich vom frühen Rückschlag nicht vollständig beeindrucken zu lassen. Man blieb weiter dran, vor allem Adeyemi auf der rechten Seite wurde immer wieder als Anspielstation gesucht. Gleichzeitig leistete man sich im Spielaufbau zu viele Ungenauigkeiten. Fehlpässe häuften sich und ein konsequentes Angriffsspiel blieb aus. Stattdessen lief man immer wieder Kontern der Leipziger hinterher. In der 23. Minute dann endlich die erste Erlösung. Bensebainis hoher Ball fand im Strafraum erst Beier, dann Guirassy. Letzterer leitete den Ball dicht bedrängt auf Couto weiter, dessen Abschluss von Baumgartner abgefälscht zum 1:1 ins Tor flog. Endlich.

Nach rund 30 Minuten jubelte der rot-weiße Block erneut. Menschen mit guten Augen erkannten die Abseitsposition jedoch sofort – und blieben entspannt.
In der Folge plätscherte das Spiel dahin, und mit Luft nach oben ging es in die Halbzeitpause. Zwar zeigte sich Dortmund überwiegend stabil und aktiv, leistete sich im Aufbauspiel jedoch immer wieder Fehler. Diese machten Leipzig durch ein schnelles Umschaltspiel gefährlich. Dass es zu keinen weiteren Toren kam, lag auch daran, dass die Rot-Weißen das Tempo aus dem Spiel rausnahmen. Auf der anderen Seite fehlte der Dortmunder Offensive die zündende Idee. Selbst die durchaus aktiven Couto und Adeyemi nahmen sich im Laufe der Halbzeit mehr und mehr zurück.

Zweite Halbzeit

Die zweite Hälfte begann Leipzig ähnlich dominant wie die erste. Bereits nach wenigen Sekunden rauschte der Ball erstmals rechts an unserem Tor vorbei. Kurz darauf wurde auch eine Leipziger Doppelecke den Schwarzgelben gefährlich. Doch auch Dortmund bemühte sich zurück ins Spiel. Nach einem Zusammenspiel von Adeyemi und Couto kam Guirassy zum Abschluss. Dieser war jedoch zu sanft, Gulacsi hatte keine Mühe, den Ball abzuwehren.

Die Schwarzgelben wurden mutiger. Vor allem Adeyemi tauchte ständig im Dortmunder Aufbau- und Angriffsspiel auf, forderte Bälle und zeigte sich präsent und agil. Am Ende fehlte jedoch immer wieder der letzte Funke, um Angriffe wirklich zwingend und gefährlich werden zu lassen. In der 70. Minute war für Adeyemi dann Feierabend. Für ihn kam Brandt ins Spiel. Und mit diesem Wechsel ging auch die Dynamik verloren. Das Geschehen wirkte ausgeglichen, zwingende Torchancen blieben Mangelware. Ein Großteil des Spiels spielte sich vor den Strafräumen beider Vereine ab.

In der 77. Minute ging noch einmal ein Raunen durchs Stadion: Baumgartner lenkte den Ball aus rund 16 Metern nur knapp am rechten Pfosten vorbei und verpasste so die erneute Führung der Leipziger nur knapp. Das Westfalenstadion reagierte mit einem lauten „Borussia BVB“, welches von den Rängen hallte. Dieser plötzliche Stimmungskick kam wohl auch für Guirassy überraschend – er verlor prompt den Ball. Es folgte eine Drangphase des RB. Durch schnelles Umschaltspiel gelang es den Leipzigern nun immer öfter gefährlich in Richtung Dortmunder Strafraum zu spielen. So auch in der 80. Minute, als Kobel einen Schuss von Baumgartner im letzten Moment über die Latte zur Ecke faustete. Höchste Zeit für den BVB aufzuwachen. Dass in der 80. Minute ausgerechnet Couto als der Spieler mit den meisten Torschüssen auf der Leinwand erschien, zeugte von einer gewissen Ironie – war Couto doch schon seit 20 Minuten nicht mehr auf dem Platz.

Mit der Doppeleinwechslung von Groß und Silva nahm das Spiel des BVB jedoch noch einmal Fahrt auf. Die letzten Minuten des Spiels gehörten erneut den Schwarzgelben. Unter lauten „Nur der BVB“-Rufen drängte der BVB immer weiter auf das Leipziger Tor, und die Leipziger Befreiungsschläge wurden hektischer. Trotzdem schaffte es auch der BVB nicht, diese Euphoriewelle mitzunehmen. Brandts Kopfball landete nur neben dem Tor, und auch Neuling Silva scheiterte an Gulacsi. Doch der BVB blieb dran. Dieses Mal stibitzte Groß Gulacsi den Ball, konnte ihn dann aber weder zu einer zwingenden Hereingabe noch zu einem Torschuss vollenden. Stattdessen flog der Ball in einer eleganten Sinuskurve am rechten Pfosten vorbei ins Aus. Am Ende hat es trotz starker letzter Minuten nicht sein sollen. Nach 93 Minuten beendete Stegemann das Spiel.

Was bleibt

Aus neutraler Sicht geht das Unentschieden in Ordnung. Beide Mannschaften hatten immer wieder stärkere und schwächere Phasen, konnten jedoch den entscheidenden Ball nicht für sich entscheiden. Trotzdem bleibt kein negativer Beigeschmack. Zu keinem Zeitpunkt hatte man das Gefühl, hier nicht als Sieger vom Platz gehen zu können. Und Pascal Groß und Silva brachten in nur kurzer Zeit neuen Schwung in die Partie – vor allem nachdem dieser durch die Auswechslung von Adeyemi und Couto verloren gegangen war.

Nie von Balance gekennzeichnet war hingegen Stegemanns kunterbunte Linie. Schon früh sah Schlotterbeck nach einem Foul die gelbe Karte – eine harte Entscheidung, war das Spiel doch gerade einmal wenige Minuten alt. Akzeptabel wäre sie vielleicht dann gewesen, wenn sie der Maßstab für die folgenden 85 Minuten gewesen wäre. Stattdessen schienen die Leipziger Narrenfreiheit zu genießen.

Trotzdem ist eine gewisse Akzeptanz und Zufriedenheit nicht wegzureden. Dortmund ist nun saisonübergreifend seit 14 Spielen ungeschlagen. Möge diese Serie weiterhin wachsen und gedeihen. Und welcher Gegner eignet sich besser, um Erfolgsserien auszubauen als die Thekenmannschaft des Oktoberfests?

Statistiken zum Spiel

Ballspielverein: Kobel, Couto (60. Ryerson), Anton, Schlotterbeck, Bensebaini, Nmecha (70. Bellingham), Guirassy (81. Silva), Beier (81. Groß), Sabitzer, Svensson, Adeyemi (70. Brandt)

Brauseverein: Gulacsi, Orban, Nusa (67. Diomande), Bakayoko (89. Harder), Seiwald, Baumgartner, Baku, Ouedraogo (67. Banzuzi), Raum, Lukeba, Romulo (93. Maksimovic)

Tore: 0:1 (Baumgartner, 8.), 1:1 (Couto, 23.)

Schiedsrichter: Sascha Stegemann

Westfalenstadion: ausverkauft 

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