
Im Gespräch nach der Partie war Coach Mike Tullberg der Frust über das Resultat gegen den Aufsteiger aus dem Siegerland noch anzumerken. „Ich kann ihn doch nicht selber reinmachen“ fasste der Coach, der immer noch auf seinen ersten Pflichtspielsieg als Trainer der Amateure wartet, das Dilemma treffend zusammen. Natürlich kann er das von außen nicht. Dumm nur, dass seine Schützlinge es auf dem Platz auch bei besten Chancen nicht konnten. So blieb trotz viel Aufwand und Engagement als Ertrag nur ein mageres Pünktchen bei der Heimpremiere in der Regionalliga West. Dabei hatte Tullbergs Team bei bestem Rote Erde-Wetter vor 3.500 Zuschauern und ordentlichem Support sowohl der Amateur-Ultras als auch aus dem lautstarken Gästeblock sofort den Vorwärtsgang eingelegt.

Schon nach drei Minuten tauchte Drakas frei vor dem Siegener Tor auf, verstolperte den Ball aber. Diallo köpfte nach toller Flanke des sehr offensiven Göbel an die Latte (20.). Im Gegenzug dann quasi aus dem Nichts die Gästeführung durch Kader, der dilettantische Fehler im Aufbauspiel bestrafte (21.). Der Gegentreffer wirkte bis zur Halbzeit nach, denn nach vorne kam von den Amateuren nun nichts mehr.
Mit gleich drei Wechseln zur Pause wollte der Trainer deshalb frischen Wind in die Offensive bringen. Eine Maßnahme, die sich zunächst auszahlte. Zwar köpfte der eingewechselte Wüstenhagen noch knapp daneben (60.), aber der ebenfalls zur Pause gekommene Foti konnte im Strafraum nur durch ein Foul gestoppt werden. Kapitän Reitz verwandelte den Elfmeter sicher zum Ausgleich (65.). Nachdem die Gäste nach einem üblen Foul und gelb-rot nur noch zu zehnt spielen konnten, wurde der Druck der Amateure noch stärker.

Als der erst wenige Minuten zuvor eingewechselte Arne Wessels einfach mal abzog und mit Hilfe des desorientierten Siegener Torhüters zur 2:1 Führung traf, schien die Partie gedreht. Was sich dann aber nach dem vermeintlichen Siegtreffer abspielte, ist mit abenteuerlich noch sehr vornehm beschrieben. Bei aussichtsreichen Kontern ließen Wessels, Foti und Drakas mehrfach das 3:1 liegen. Nicht nur wegen dieser ausgelassenen Chancen übte Mike Tullberg deutliche Kritik an seinen Stürmern. „Wir sind vorne nicht gut genug. Das hört sich hart an, aber das ist Fakt.“ In der Nachspielzeit dann ein totaler Kontrollverlust der Amateure. Statt den Ball bei Überzahl in den eigenen Reihen laufen zu lassen, wurde die Kugel wie in der Kreisliga C sinnlos ins Niemandsland gedroschen. Das bestraften die Gäste mit dem 2:2 durch Ticha (95.), den die Abwehr am langen Pfosten schlicht vergessen hatte.
Und so feierte der Aufsteiger, der mit seinen Fans und seiner Spielweise durchaus eine Bereicherung für die Regionalliga darstellt, den späten Ausgleich wie einen Sieg.

Fazit: die Amateure spielten zwar eine Klasse besser als beim desaströsen 0:3 in Paderborn, aber in der Abwehr, im Spielaufbau und in der Offensive sind noch so viele Baustellen zu bearbeiten, das sich Träume vom sofortigen Wiederaufstieg zur Zeit von selbst verbieten.
Aufstellung: Ostrzinski, Göbel (83. Mansaray), Hüning, Lelle (46.Boyamba) (76. Wessels), Lührs, Azhil (46. Foti), Eberwein, Krevsun, Reitz, Diallo (46. Wüstenhagen), Drakas
Tore: 0:1 Kader (21.), 1:1 Reitz (65. Elfmeter), 2:1 Wessels (85.) 2:2 Ticha (95.)
Zuschauer: 3.507
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