
BVB gegen den DVSC Rätselraten um den DVSC Schaeffler

Wenn man sich den zweiten Heimspielgegner unserer Handballerinnen anschaut, kommt man erneut ins Grübeln. Auf Györi Audi ETO KC folgte der DVSC Schaeffler. Am Ende stand ein 28:26-Sieg für den BVB in der Champions League.
Die beiden Mannschaften haben viele Gemeinsamkeiten. Sie sind beide Spitzenteams, kommen aus Ungarn und spielen in der Nemzeti Bajnokság I, der ersten Handballliga der Frauen. Es gibt aber noch mehr Gemeinsamkeiten. So wird der Debreceni Vasutas Sport Club (DVSC) seit Sommer 2018 von der Scheffler Gruppe gesponsert. Das zu dieser Gruppe gehörende Werk FAG Magyarország wurde für 80 Millionen Euro runderneuert und ist eine Tochtergesellschaft des Mutterkonzerns in Herzogenaurach. Die Gründe für diese Auslagerung liegen auf der Hand: Jeder kann sich denken, dass dies mit niedrigen Produktionskosten für den Zulieferer der Automobil- und Maschinenbauindustrie verbunden ist. Ähnlich verhält es sich mit Györi. Es ist der Produktionsstandort von Audi Hungaria, der 170.000 Audi-Fahrzeuge und Karosserien für Volkswagen im Jahr produziert. Es sind die gleichen Gründe, die von den Ingolstädtern verfolgt werden. Das ist egoistisch von beiden Unternehmen und kaschiert die Fehler des Managements.
Trotz dieser wettbewerbsverzerrenden Maßnahmen werden bei uns staatliche Subventionen gefordert. Audi plant bis zum Jahr 2029 den Abbau von bis zu 7.500 Arbeitsplätzen in Deutschland und Schaeffler von 4.700 Stellen in Europa, davon 2.800 in Deutschland. Da wurden uns doch tolle Gegnerinnen mit tollen Sponsoren zugelost, die uns die sportlichen Grenzen aufzeigen sollen und gleichzeitig von Steuergeldern und ausgelagerten Standorten profitieren. Da kann es für unser schwarz-gelbes Team nur heißen: Jetzt erst recht!
Erste Halbzeit
Henk Groener begann mit Sarah Wachter im Tor. Die Außenpositionen besetzten Kelly Vollebregt und Guro Husebo. Im Rückraum setzte unser Trainer zunächst auf Guro Nestaker, Alina Grijseels und Alicia Langer. Nach einem konzentrierten Start lagen unsere Handballerinnen nach fünf Minuten mit 5:2 in Führung. Dann schlichen sich die ersten Unkonzentriertheiten ein, die die Gegnerinnen auszunutzen wussten. Beim Stand von 8:7 reagierte Henk mit dem ersten Time-out. Dennoch gelang den Ungarinnen in der 16. Minute durch Alicia Toublanc der erste Ausgleich zum 9:9, vorausgegangen war eine zweiminütige Zeitstrafe für Lisa Antl.
Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit war keine Mannschaft in der Lage, sich entscheidend abzusetzen. Einen Zwei-Tore-Vorsprung durch Treffer von Emma Olsson und Alieke van Maurik zum zwischenzeitlichen 17:15 konnten die Gäste bis zum Halbzeitpfiff ausgleichen. Somit ging es mit einem 17:17 in die Kabine.
Zweite Halbzeit
Unser Trainer änderte die Startformation. Am Kreis begann Emma Olsson, während Lara Egeling Guro Husebo auf der Außenposition ersetzte. Im Rückraum sollten Alieke van Maurik und Deborah Lassource den Ungarinnen den Zahn ziehen. Doch technische Fehler und Unsicherheiten im Passspiel auf beiden Seiten führten zur ersten Zwei-Tore-Führung für Debrecen. In dieser Phase verhinderte Sarah Wachter mit einer Glanzparade, dass der Vorsprung größer wurde. So kamen unsere Handballerinnen wieder auf 21:21 heran. Es sagt viel aus, dass der BVB 14 Minuten brauchte, um vier Treffer zu erzielen. Glücklicherweise erwiesen sich die Ungarinnen auch nicht viel treffsicherer. In der letzten Viertelstunde wurde es zu einem Zitterspiel, in dem zwei Spielerinnen des BVB herausragten. Henk Groener sah sich gezwungen, innerhalb von drei Minuten zwei Auszeiten zu nehmen. Alina Grijseels und Kaja Kamp Nielsen kamen auf die Platte. Sarah Wachter nagelte ihr Tor von Minute zu Minute zu, und Alina Grijseels bedankte sich bei ihrer Torfrau mit einem Budenzauber. Bis zum Abpfiff traf sie insgesamt neun Mal. Die letzten Sekunden waren hektisch, als Sarah Wachter einen Siebenmeter von Oceane Sercien-Ögolin parierte. Auf der Gegenseite erhielt die Ungarin Jovociv nach Videobeweis die rote Karte und der BVB einen Siebenmeter, den Alina Grijseels Sekunden vor Schluss verwandelte. Der erste Sieg in der Champions League konnte gefeiert werden. Am Ende gab es einen Sieg für die Handballerinnen des BVB – und eine Niederlage für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Am kommenden Mittwoch geht es weiter mit dem Spitzenspiel in der ALSCO Handball-Bundesliga der Frauen. Unsere Handballerinnen reisen zur HSG Bensheim/Auerbach. Anpfiff ist um 19 Uhr. Das nächste Heimspiel in der EHF Champions League findet am 4. Oktober in der Helmut-Körnig-Halle gegen den norwegischen Verein Storhamar Handball statt. Der Anpfiff um 13 Uhr ermöglicht den Besuchern einen späteren Besuch im Westfalenstadion. Dort ist um 15:30 Uhr der Anpfiff der Bundesligapartie des BVB gegen RB Leipzig. Eine tolle Gelegenheit, unsere Handballerinnen zu unterstützen!

Zum Schluss möchte ich noch eine Bemerkung machen. Ich habe kein Verständnis für nationale und internationale Verbände, die zulassen, dass Vereine Namen erhalten, aus denen kaum noch zu erkennen ist, woher sie eigentlich kommen. Vielleicht ist der Handball in diesem Zusammenhang aber auch nur Vorreiter und in Zukunft gehen wir in den Signal Iduna Park zum Heimspiel von Borussia Brinkhoffs Pumafone KGaA. Mir läuft es kalt den Rücken herunter.