Eua Senf

Der BVB muss eine Antwort finden Heiko Wasser und das rechtsextreme Gedankengut

24.09.2025, 10:00 Uhr von:  Gastautor*in  

Formel-1-Kommentator und BVB-Fan Heiko Wasser hat in den vergangenen Monaten mehrfach fragwürdige Inhalte unweit der AfD geteilt. Screenshots dokumentieren dies – und zeigen, warum sich unser Gastautor dafür schämt, dass ausgerechnet er das BVB-Weihnachtssingen moderiert. Ein Kommentar.

Es ist der 26. August 2025. Wer die Instagram-Story von Heiko Wasser öffnet, sieht einen geteilten Post, der eine Abrechnung mit Robert Habeck ist. Erstellt hat diesen Post, den Wasser teilt, der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Martin Sichert. 

Screenshot aus Heiko Wassers Instagram-Story: "Insolvenz - Habeck geht. Der Schaden bleibt". Dazu ein Foto von Robert Habeck und ein Screenshot einer Welt-Schlagzeile ("Robert Habeck legt sein Bundestagsmandat nieder")
Screenshot der Übersichtsseite des AfD-Politikers Martin Sichert

Dass Wasser die Grünen, Habeck, die Partei Die Linke und Heidi Reichinnek kritisch sieht, daraus macht er kein Geheimnis und das ist in einem demokratischen Diskurs auch kein Problem. Dass er das in diesem Fall aber mit dem Inhalt eines Mannes aus der gesichert rechtsextremistischen Partei macht, finde ich dann doch bemerkenswert. Nun ja, überraschend ist es mit Blick auf den restlichen Content des vergangenen Jahres auch nicht mehr. Hier eine Auswahl an Inhalten, die Wasser entweder auf X (ehem. Twitter) oder auf Instagram teilt oder kommentiert.

Ein Blick lohnt sich ebenfalls auf die Accounts, von denen Wassers geteilten Inhalte kommen:

Im aktuellen Oberbürgermeister-Wahlkampf geht Wasser für seine Favoriten auf Stimmenfang. In diesem Zuge kam jüngst schon einmal sein Verhalten auf seinen Kanälen zur Sprache. Er bestreitet die Vorwürfe, rassistische oder rechtsextreme Inhalte zu posten. Sein Anwalt habe ihm das nach einer Überprüfung bescheinigen können. Ich weiß nun nicht, wie genau diese Überprüfung war und unter welchen Gesichtspunkten diese stattgefunden hat. Ich frage mich hier aber schon, ob hier z.B. der geteilte Post, der für mich unverkennbar sagt, Burkas “sind” nicht Europa, Ladeprobleme hatte.

Heiko Wasser ist Medienprofi. Hat jahrzehntelang aus der ganzen Welt heraus vor einem Millionenpublikum kommentiert. Es ist für mich nur schwer vorstellbar, dass er sich dessen nicht bewusst ist, wie die von ihm verbreiteten Inhalte wirken. Ja, er stellt dann und wann klar, dass er die AfD nicht wählen würde. Was ist das aber wert, wenn er gleichzeitig Inhalte verbreitet, die den Themen der gesichert rechtsextremistischen Partei in meinen Augen stark ähneln und für mich in großen Teilen vor allem eines sind: Hetze. 

Während sich Heiko Wasser darüber empört, öffentlich für sein Verhalten angegangen zu werden, während er von Werten spricht, von dem, was sich gehört und was sich nicht gehört, findet sich auf seinem X-Account das hier:

Heiko Wasser zitiert bei X einen Beitrag des Accounts @oida_grantler ("'Die Regenbogenfahne gehört in die Mitte unserer Stadt', sagt Kai Wegener, OB von Berlin, der Stadt, in der so gut wie gar nix funktioniert." mit dem eigenen Kommentar "Vollpfosten".

Wer sich bis hierhin gefragt hat, welches Bild Heiko Wasser von Menschen hat, die auf CSDs für ihre Rechte und ihre Sichtbarkeit kämpfen, wird hier fündig:

Heiko Wasser schreibt bei X: "Wo bitte steht in der Vereinssatzung des BVB, dass erwachsene Männer in Windeln durch Berlin laufen dürfen. Oder angeleint [...]. Von Sex auf offener Straße lese ich da auch nichts. All das tun aber die CSD-Teilnehmer [...]."

Zur Erinnerung: Es gibt eine Satzung und einen Grundwertekodex, die die Leitplanken des demokratischen Zusammenlebens unseres BVB darstellen. 

Wir werden uns stets für das gesellschaftliche Gelingen einsetzen. Darunter verstehen wir ein Vereinsleben und eine Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus, LSBTI+-Feindlichkeit, Sexismus, Gewalt und Diskriminierung. Mit Überzeugung stehen wir zu dieser Haltung, fordern und fördern Zivilcourage und setzen entschlossene Zeichen mit unserer Antidiskriminierungsarbeit.


Auszug aus dem Grundwertekodex des BVB

Zuletzt setzte Wasser noch zwei obendrauf. Nach mehreren rassistischen Vorfällen im DFB-Pokal, zu denen sich Betroffene wie Christopher Antwi-Adjei mit viel Mut und Einblick ins Innenleben eines Betroffenen geäußert haben, fiel Wasser nichts Besseres ein, die hohe Aufmerksamkeit, die viele Medien diesen Vorfällen gaben, im Vergleich zu anderen Themen zu kritisieren. 

Heiko Wasser schreibt bei X zu o. g. Sache: "Wenn Fußballer rassistisch beleidigt werden, kommt das groß in jeder Zeitung. Aber daran, dass Polizisten tagtäglich provoziert und beleidigt werden, haben wir uns offenbar gewöhnt. Furchtbar."

Nach dem völlig berechtigten Gegenwind folgte ein Tweet, der an Geschmackslosigkeit nicht zu überbieten ist: 

Ein User antwortet Heiko Wasser bei X: "Junge Polizisten können jederzeit aufhören, Polizisten zu sein, dann hat sich das Problem von selbst gelöst." Heiko Wasser antwortet darauf: "... und du vor nen Zug springen."

Wenigstens das hat Wasser gelöscht und bereut. Zum restlichen Content steht er. Hinweise, dass da etwas problematisch ist, werden ignoriert oder wegblockiert. In wenigen Monaten steht das alljährliche BVB-Weihnachtssingen an. Dieses Familienevent wurde in den vergangenen Jahren von Heiko Wasser co-moderiert. Ebenso wie Veranstaltungen der BVB-Handballabteilung. Und in Zukunft? Ich bin mir sicher: der BVB wird eine Antwort auf diese Frage finden.

Die Person, die diesen Text geschrieben hat, möchte anonym bleiben, ist der Redaktion aber bekannt.

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