
Fußball war einmal vor allem eins: ein Volkssport für ALLE! Heute ist er vor allem etwas anderes: teuer und ein Luxusgut.
Nicht nur im Stadion, sondern auch für die TV-Übertragungen der Bundesliga werden Preise aufgerufen, die sich Millionen Menschen nicht mehr leisten können – und die dadurch vollkommen ausgeschlossen werden. Diese Preistreiberei und schiere Profitgier erreicht nun ihren wahrscheinlich nur vorläufigen Höhepunkt: Ab der kommenden Saison 2025/26 steigen die Preise für die Bundesliga-Übertragungen bei DAZN und WOW erneut deutlich – vor allem für Fans, die flexibel monatlich kündbar bleiben wollen. Und vor allem, weil sie es in diesen finanziell unsicheren Zeiten (aufgrund von Jobverlust und Co.) auch bleiben müssen.
DAZN verlangt künftig für das Unlimited-Paket in UHD mit zwei parallelen Streams satte 54,99 € im Monat. WOW hebt den Monatspreis für Live-Sport auf 44,99 € an.
Wer nicht für ein Jahr gebunden sein will, wird also gnadenlos zur Kasse gebeten. Flexibilität? Nur noch als Luxusoption!
Nun ist der im Frühjahr 2023 auf der Podiumsdiskussion zum – glücklicherweise (!!) mittlerweile gescheiterten – Investoreneinstieg vorgestellte Plan gruselige Realität: Die Bundesliga ist zum Premiumprodukt verkommen, für das nun endgültig realitätsferne, fanfeindliche Mondpreise verlangt werden. Interviews direkt auf dem Spielfeld, Kameras im Bus, im Kabinengang oder gar im Allerheiligsten – der Kabine –, Hochglanz-Produktionen, freie Kameraauswahl im Stream usw. Die Bundesliga mutiert durch die DFL zur Inszenierung. Einzelne Einläufe der Spieler oder ein Countdown zum Anpfiff wie bei der völlig unwichtigen Klub-WM – nur noch so eine weitere Gelddruckmaschine – möge man uns bitte ersparen. Das einzige Ziel: Aufwertung, Vermarktung, Gewinnmaximierung. Die Bundesliga soll strahlen, glänzen, sich abheben – und dafür sollen wir Fans blechen.
Wechselt man einmal unter großen Schmerzen die Perspektive und versucht, sich in die Köpfe der Geschäftsführer mit wirtschaftlichen Interessen hineinzudenken, so könnten diese jetzt in Richtung von uns Fans argumentieren:
„Das habt ihr nun davon, dass der Investoreneinstieg gescheitert ist. Jetzt holen wir uns die Kohle, die uns dadurch entgangen ist, eben direkt von euch als 'Konsumenten' – mit Preiserhöhungen beim Pay-TV sowie alternativen Einnahmequellen wie zunehmenden Sondertrikots und weiteren internationalen Partnerschaften (das leidige Beispiel One Piece).“
So wird dann probiert, Fan-Argumente – und vor allem unsere Faninteressen – auszuhebeln, indem man uns unsere eigenen Argumente gegen den Investoreneinstieg in unsere Richtung umdreht, nach dem Motto: „Das habt ihr jetzt davon – und jetzt tragt ihr die Konsequenzen und zahlt.“
Es ist unmissverständlich wichtig, dass der Investoreneinstieg gescheitert ist. Investoren haben in der Bundesliga nichts zu suchen.
Zurück zur Preisstruktur beim Pay-TV:
Sie ist nicht nur betriebswirtschaftlich geschickt – sie ist natürlich auch psychologisch gewählt. Flexibilität war bisher ein Vorteil. Jetzt ist sie Luxus. Wer sich nicht langfristig binden will, zahlt drauf. Wer spontan kündigen will, wird abgestraft. Die Angebote richten sich nicht nach den Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten der Fans, sondern nach den Renditezielen der Anbieter. Die Botschaft ist klar: Bundesliga im Stadion oder im TV gibt es nicht mehr für alle – sondern nur für die, die es sich leisten können.
Als „Premiumprodukt“ verliert die Bundesliga ihr Fundament. Das Spiel lebt nicht von Drohnenbildern, UHD-Auflösung und VIP-Logen – sondern von der Leidenschaft, den Emotionen, den Fans auf den Rängen und vor den Bildschirmen. Jetzt – besonders in diesen sozial und wirtschaftlich unsicheren Zeiten mit steigender Arbeitslosigkeit, Entlassungen und weiteren Herausforderungen, in denen der Zugang zum Spiel endgültig zur Frage des Einkommens geworden ist – hat der Fußball seine Seele verloren.
It's all about the money.
Geschrieben von Holger.
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