Spielbericht Profis

Champions League: BVB bei PSV BallVerlust Borussia aus Dortmund…

21.02.2024, 19:53 Uhr von:  Nina T. Alexey
Ein voll besetzer Gästeblock mit Fahnen, die Plexiglas-Abtrennung stört das Bild
Der Gästeblock im Philipsstadion hinter der Plastikwand

…wir folgen dir, egal wohin es geht: Diesmal zum Leverkusen des Nachbarlands. Das Ergebnis ist daher völlig in Ordnung. Diese Arbeitssaison hat nun auch die Champions League erreicht, wir müssen da einfach weiter durch, auch durch diesen Spielbericht.

Vorher

Schon eine Stunde vor Spielbeginn war ich müde… Mein Kopf schmerzte seit dem Morgen, die Stimme war bereits den ganzen Tag im Urlaub und ich fror. Zum Glück war ich nicht in Eindhoven und konnte das Spiel von der Couch am Radio verfolgen. Falls es richtig übel würde, könnte ich mich unter der Decke verstecken.

Die kurzfristigen Ausfälle von Niklas Süle und Gregor Kobel trugen jetzt auch nicht gerade zu meiner Erheiterung bei. Aber wir haben es ja zuletzt besprochen: Wenn es nicht lustig ist, muss man es sich lustig machen.

Und der Eindhoven-Delegation schien das zumindest tagsüber schon ganz gut gelungen zu sein:

(Ist ja heute auch nicht mehr selbstverständlich, dass international auswärts mal kein Bürgermeister ausflippt und drei Monate später ein Gericht entscheidet, das Verbot von Auswärtsfans war nicht legal.)

Auch die Anreise verlief wohl sehr entspannt, wie ich vom Redaktions-Kollegen Alexey hörte, es wurde zwar die Polizei auf den Rastplätzen angekündigt, aber entweder hat sie sich gut versteckt oder war gar nicht dort. Außerdem bot sich die Gelegenheit, auf dem Weg mal wieder eine Frituur zu besuchen, keine Rückkehr ohne niederländisches Nationalgericht, meinte Alexey. Den Gästefans stand ein lobenswert großes Parkhaus zur Verfügung, das mit den entsprechenden Tickets sogar kostenlos war. Bei den Ticketpreisen ist das allerdings auch nur ein kleiner Trost.

Dass man für ein Ticket 75,- Euro zahlen musste, ist schon eine Frechheit. Aber wir (und ich nehme mich da nicht raus) machen das ja mit. Und 20,- Euro pro Spiel zahlt man in den großen europäischen Ligen auch nur in Deutschland, falls man einen Stehplatz bekommt.


Alexey von schwatzgelb.de

Zwei Banner mit der Aufschrift "70 € for a match in Eindhoven? Twenty is plenty!"
Der Gästeblock bemängelt die Preisgestaltung

Der Weg zum Stadion dauerte auch nur noch etwa zehn Minuten, erzählte Alexey, und sogar die Kontrollen waren für eine internationale Auswärtsfahrt überraschend entspannt. Vom Drehkreuz bis zum Block dauerte es nur fünf Minuten, so würde man sich das wohl öfter wünschen!

Erste Halbzeit

Eindhoven stimmte mit lautem Feuerwerk und einer Choreo auf den Anstoß ein. Die gegnerische Mannschaft hatte vor, das Feuerwerk auf dem Rasen gleich fortzusetzen.

Überhaupt kam gar keine Ruhe in die erste Hälfte, irgendwo im Chaos gelang Donny Malen in der 24. Minute ein Tor. Eigentlich wäre zu diesem Zeitpunkt auch schon ein 2:0-Rückstand möglich gewesen.

Aber ein bisschen der Reihe nach: Schon in der ersten Minute führte ein Ballverlust von Ian Maatsen zu einem PSV-Konter, den Mats Hummels noch so eben vor dem Strafraum abfangen konnte. Ballverluste und Unsauberkeiten bestimmten die ersten Minuten auf beiden Seiten, aber während es für den Gegner eine hübsche Eigenschaft ist, regt es bei den eigenen Jungs unglaublich auf. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir uns bekloppt machen lassen und man fragt sich, warum das gar nicht mal so schwer ist?

Ian schirmt den Ball ab, er ist wenig in Bedrängnis, den Gegenspieler hinter ihm kenne ich nicht.
Ian Maatsen schirmt den Ball ab

In der 14. Minute leitete Ian Maatsens Ballverlust eine riesige Chance für Tillman ein. Bayern-Leihgabe, gegnerischer Spieler und ein großkotziges Interview im Kicker vorab: Mein ganz besonderer „Liebling“ an diesem Abend. Nico Schlotterbeck und Alex Meyer verhinderten gemeinsam nur knapp den Rückstand. Nach unserem ersten, harmlosen Schuss aufs Tor, hatte Tillman dann zwei Minuten später gleich die nächste Großchance, er verbummelte sie freundlicherweise selbst.

Das waren hoffentlich genug Warnschüsse und wir fanden tatsächlich etwas besser ins Spiel, allerdings ohne wirklich zwingend zu werden. Immerhin stimmte die Effektivität: Denn Donyell Malen verwertete unsere erste große Chance, auch mit etwas Hilfe von Gegenspieler Dest und dem Aluminium, zur Führung.

vlnr: Julian Ryerson, Marcel Sabitzer, Emre Can, Donny Malen, Nico Schlotterbeck, Niclas Füllkrug und Jadon Sancho feiern mit einer Umarmung
Der Jubel zur Führung

Der Schock der Gastgeber hielt nicht lange, sowohl vier als auch fünf Minuten später flog der Ball nur knapp am Kasten von Alex Meyer vorbei. Ja, da lag auch ein Abseits-Verdacht vor, aber darauf, dass das erkannt wird, hätte ich mich lieber nicht verlassen wollen.

Nach 33 Minuten dann Sorge um Marcel Sabitzer: Wenn man als BVB-Fans hört, der Spieler sei „mit dem Knie umgeknickt“, hat man automatisch fürchterliche Bilder im Kopf. Daher war die Erleichterung groß, als er weitermachen konnte.

Auch in der 37. Spielminute setzte ein Eindhoven-Spieler den Ball an unserem Tor vorbei, drei Minuten später brauchte es dann eine Parade von Alex Meyer. Es folgten noch drei weitere abgewehrte oder ungenutzte Chancen für PSV bis zur Halbzeit. Man konnte die Führung unserer Schwarzgelben also schon in der ersten Hälfte als durchaus glücklich bezeichnen.

Nico Schlotterbeck nahm sich in der Nachspielzeit das Rückspiel mit einer gelben Karte schon mal frei.

Nico Schlotterbeck mit dem rechten Arm über der linken Schulter seines Gegenspielers mit verbissenem Gesichtsausdruck, der unbekannte PSV-Spieler behauptet (noch) den Ball
Nico Schlotterbeck im Zweikampf

Zweite Halbzeit

Im Prinzip ging es einfach weiter wie bisher, nur die Taktung hatte sich etwas verringert: Wir verloren Bälle, PSV verdaddelte die Chancen oder wir konnten klären… Oder dachten es zumindest.

Mats Hummels mit beiden Händen am Kopf, Nico Schlotterbeck beide Hände bittend erhoben vor dem Schiedsrichter
Mats Hummels kann es nicht fassen

In der 55. Minute verursachte Mats Hummels einen äußerst umstrittenen Elfmeter und war auch nach dem Spiel noch wortreich erbost darüber. De Jong jedenfalls verwandelte den Strafstoß, obwohl Alex Meyer die richtige Ecke ahnte und ich hatte einen weiteren Grund gefunden, darauf zu hoffen, dass kein weiterer Treffer mehr für PSV fiele: Was für eine gruselige Tor-Musik! Schwer zu ertragen.

De Jong links im Bild schlägt knapp den lang gestreckten Alex Meyer, rechts im Bild. Im Hintergrund, Sabitzer, Ryerson, Hummels, ein PSV-Spieler und der Unparteiische
Der Strafstoß des Anstoßes

Diesen Eindruck bestätigte Alexey später: Er nannte es Ballermann-Musik und holländische Schlager, die man als nüchterner Fahrer erstmal aushalten müsse. Ich kann da nicht mitreden, ich fahre immer und weiß nicht, ob es hilft oder ob nicht ein Gehörschutz mehr Sinn macht. Die Stimmung der Heim-Fans wäre auch eher enttäuschend gewesen, zwar ab und an laut, jedoch viel zu selten. Etwas, das sich ja häufiger beobachten lässt: Je mehr der Stadion-DJ sich als „krampfhafter Alleinunterhalter auf der Familienfeier“ gibt, desto schlechter die eigentliche Stimmung.

Perspektive: leicht links vom Block: nochmal der volle Gästeblock mit Fahnen, das Plexiglas stört diesmal nicht

Aber auch der Gästeblock hatte wohl nicht seinen besten, allerdings auch nicht seinen schlechtesten Tag erwischt, ich hatte uns auch über das Radio schon deutlicher vernommen und auch das sah Alexey, der vor Ort war, durchaus ähnlich.

Da ist am Ende besonders schade, dass die Einwechslung von Marius Wolf für Jadon Sancho, die wohl erstmal die wenigsten verstanden haben, nicht in der 72. Minute mit einem 2:1 per Hacke für einen der dreckigsten Auswärtssiege sorgen konnte.

vlnr: Marcel Sabitzer, schon abgedreht, Edin Terzic, Julian Ryerson und Salih Özcan applaudieren noch
Dank für den Support

Fazit

Wie eingangs erwähnt, das Ergebnis ist vollkommen in Ordnung. Man könnte eigentlich zufrieden sein, aber man wird nur leider das Gefühl nicht los, dass mit mehr Konzentration doch mehr drin gewesen wäre.

Was mich am meisten nervt, ist, dass die große Fresse dieses Leihspielers nicht von uns bestraft wurde. Wenn ich dann noch von Mats Hummels nach dem Spiel von dem Dauergrinsen der gegnerischen Spieler höre, ist zumindest meine Motivation für das Rückspiel schon voll vorhanden! Oberstes Credo sollte jedoch bleiben, sich nicht bekloppt machen zu lassen. Ein kühler Kopf ist unumgänglich.

Auf den Rängen werden wir tatkräftig von Nico Schlotterbeck unterstützt, der trotz Sperre bereits ankündigte, wir wären zu Hause nicht zu schlagen. Ich richte mich daher sicherheitshalber auf eine Verlängerung ein.

Ja, von diesem latent genervten Gefühl trieft mir die Ironie aus den Fingern…

Also besinne ich mich zum Abschluss auf das Wesentliche:

Niemals aufgeben!

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