Unsa Senf

Warum Moukokos Verhalten nicht verwerflich ist

04.01.2023, 19:47 Uhr von:  Sascha
Moukoko führt den Ball im Sprint. Er trägt ein gelbes Trikot und eine schwarze Hose. Im Hintergrund eine digitale Werbebande mit der Aufschrift "Heimtrikot""

Verlängert Jungstar Yousouffa Moukoko, oder wechselt er ablösefrei? Das ist schon länger die Frage und Fans reagieren zunehmend genervt auf Nachrichten über angeblich immer höhere Forderungen. Warum eigentlich?

Moukoko – ein Name, der eigentlich schon seit vielen Jahren für Diskussionen sorgt. Mal wegen einer unglaublichen Anzahl von Treffern auch in höheren Altersstufen, mal eben wegen seines offiziellen Alters. Dagegen ist der aktuelle Gegenstand von Diskussionen nahezu banal: Es geht um schnöde Vertragsangelegenheiten. Der Vertrag des jungen Spielers endet mit Ablauf der Saison, der BVB hat eine Verlängerung zu signifikant höheren Bezügen angeboten, die bislang allerdings auf wenig Gegenliebe bei Moukoko und seinem Berater gestoßen ist. Angeblich fordert er deutlich mehr Gehalt, der TV-Sender Sky berichtete zusätzlich von einer exorbitanten Signing-Fee. Dabei ist klar, dass es nicht an hochklassigen Interessenten mangelt, die sich dieses Talent nur zu gerne ablösefrei sichern würden.

Die Enttäuschung unter den BVB-Fans ist daher groß und steigert sich aktuell zum Unmut. Teile werfen Moukoko Undankbarkeit und Gier vor und erwarten von ihm als Spieler aus der eigenen Jugend deutlich mehr Identifikation mit Borussia Dortmund. Aber warum eigentlich?

Richtig ist, dass Moukoko aus der eigenen Jugend stammt. Richtig ist aber auch, dass er mitnichten aus einem Dortmunder Vorort stammt und allabendlich in seinem BVB-Schlafanzug darauf gewartet hat, dass sein Traumverein ihn zum Probetraining einlädt. Youssoufa hat nach seinem Umzug nach Deutschland bereits in der Jugendmannschaft eines Vereins aus dem Profifußball gekickt: dem FC St. Pauli. Der BVB hat ihn von dort im jungen Alter von 13 Jahren seinerseits abgeworben. Neben der Perspektive dürfte sich das für Moukoko und seine Familie auch finanziell ausgezahlt haben. Ein Jahr später folgte ein privater Werbevertrag mit Nike, der dem Vernehmen nach ein Volumen von bis zu zehn Millionen Euro haben soll. Dass es im Fußball vor allem um viel Geld geht, wird er schon früh mitbekommen haben.

Moukoko nach Abpfiff im Spiel gegen Bayern. Er steht in blauen Fußballschuhen auf dem Platz und reckt seine Arme hoch. In der rechten Hand eine Wasserflasche. Auf der Hose ist seine Nummer 18 aufgedruckt. Im Hintergrund verschwommen Ball und Tribüne
Jubelt er weiter beim BVB?

Moukoko lebt nur das, was ihm vorgelebt wurde

Ebenso wie den gnadenlosen Konkurrenzkampf in den Jugendjahrgängen, in dem die Vereine selbst knallhart die Nachwuchskicker aussortieren, denen sie keine Karriere bei den Profis prognostizieren – und ihrerseits keine Rücksicht darauf nehmen, ob damit für das Kind der größte Traum, nämlich für den BVB zu spielen, beendet wird. Und später, nachdem Moukoko in den Erwachsenenbereich gewechselt ist? Auch dort hat er erlebt, wie Spieler und Vereine permanent nach der für sie günstigsten Lösung suchen und auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Erwachsene Spieler, die mehr Geld wollen; Vereine, die Spieler möglichst schnell wieder loszuwerden gedenken, wenn sie nicht die gewünschte Leistung bringen und ein Business, das auf der Jagd nach mehr Einnahmen eine Terminhatz veranstaltet, die auf die körperliche Belastung der Spieler gar keine Rücksicht nimmt.

Die Maschinerie Profifußball hat ihn sich schon in sehr jungen Jahren einverleibt und der BVB hat daran prägend mitgewirkt. Ist es da wirklich ein Wunder, wenn er jetzt „marktkonform“ handelt? Man kann darüber diskutieren, ob die (angeblichen) Forderungen nicht überzogen und unverhältnismäßig sind, aber es wäre höchst unfair, ihm vorzuwerfen, dass er jetzt auch nach den Regeln spielt, die er kennengelernt hat. Nur weil er erst 18 Jahre alt ist, soll er sich anders verhalten als die Riege der „gestandenen“ Spieler? Wieso? Gerade von einem Menschen in diesem jungen Alter kann man doch nicht erwarten, „normal“ zu bleiben und den Gesetzmäßigkeiten zu trotzen. Jeder, der das fordert, möge sich doch einmal ehrlich fragen, wie vernünftig und verantwortungsvoll man selbst in diesem Alter gehandelt hätte, wenn das Bankkonto fast zum Bersten gefüllt ist und die Kameras überall, wo man auftaucht, auf einen gerichtet sind. Das Erkennen und Verfolgen anderer Werte sollte man eher von den älteren Spielern erwarten können, bei denen man derartiges Verhalten aber mittlerweile nur noch achselzuckend hinnimmt. Dann muss man es bei Moukoko aber erst recht verstehen.

Vielleicht verlängert Youssouffa Moukoko beim BVB, vielleicht wechselt er den Verein – aber egal wie es ausgeht, sein Verhalten kann man ihm nicht vorwerfen. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass er sich ungebührlich verhält, indem z.B. sein Trainingseifer nachlässt, oder über seinen Arbeitgeber schlecht redet. Und das wäre das Einzige, was man ihm ankreiden könnte.

Ansonsten ist Moukoko einfach zum Profifußballer geworden. So schade man das auch in mancher Hinsicht finden mag.

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