Unsa Senf

Der BVB im Amateurfußball – ein Dilemma

20.01.2023, 05:00 Uhr von:  Tim K
Eckfahne mit BVB-Logo am Sportplatz im Rabenloh

Die BVB-Frauen spielen sich derzeit durch die Amateurligen. Das Zuschauerinteresse ist beeindruckend groß, auch weil der Verein viel richtig macht. Doch besonders bei der Einlasssituation schießt er über das Ziel hinaus.

Im Herbst 2019 verkündete der BVB endlich, sich dem Frauenfußball widmen zu wollen. Fast zwei Jahre später, zum Beginn der Saison 2021/2022, war es dann so weit: Das erste Frauenfußballteam der Borussia ging an den Start. Die Mitgliederschaft entschied sich dabei für die Gründung eines eigenen Teams ganz unten in der Kreisliga. Der sympathischste und, in Anbetracht der bisherigen Erfolgsgeschichte der Frauenfußballabteilung, auch definitiv der richtige Weg.

Gleichzeitig bedeutet er für den BVB aber auch einen Spagat: Neben dem zwischen Borsigplatz und Asien, den die Herrenfußballer Ende des vergangenen Jahres wieder versuchten, schon der zweite des Vereins. Und zwar zwischen der Strahlkraft vom Verein einerseits und der Realität des Amateurfußballs in den untersten Ligen andererseits.

Um das klarzumachen: Der Verein ist in der Abteilung Frauenfußball gut aufgestellt und nutzt seine Reichweite für die positive Sichtbarkeit des Teams. Beispiele gefällig? Die Instagram-Seite des Teams hat mit ihrem professionell erstellen Content über 40.000 Follower und der BVB veröffentlicht auf seiner Website zu jedem Spiel Faninfos im Vorfeld sowie Spielberichte im Nachgang der Partien. Zudem ist der Eintritt für die Heimspiele der BVB-Frauen grundsätzlich frei, sowohl an der Fußballakademie im Rabenloh als auch im Stadion Rote Erde. Nicht ohne Grund hat man fast immer ein Zuschaueraufkommen von mehreren Hundert Zuschauern, eine absolute Ausnahme außerhalb der Bundesliga der Frauen. Außerdem sind die Möglichkeiten, die Spielerinnen und Verantwortliche bekommen, sicherlich einmalig im Frauen-Amateurfußball. Besonders die Ausstattung, die Professionalität sowie die Möglichkeit, ins Trainingslager zu fliegen, sind positive Beispiele. Möchte man wirklich zeitnah Profi-Fußball in Dortmund spielen, und damit vielleicht sogar einen Beitrag für den Frauenfußball als Ganzes leisten, ist all das wohl unerlässlich.

Gleichzeitig gibt es im Kleinen immer wieder Vorfälle, die sich mit dem Bezirks- und Kreisligafußball, wie man ihn kennen und lieben gelernt hat, beißen. So ist von nicht wenigen Zuschauern immer wieder Unmut über die Situation am Platz zu vernehmen. Denn so professionell der Verein das Frauenteam aufzieht, so strikt setzt er auch seine Platzordnung um, die sehr stark der des Bundesligafußballs der Herren gleicht. Konkret heißt dies: Ein Verbot von großen Regenschirmen, Kinderwagen, Rollatoren oder Fahrradhelmen. Alles Dinge, bei einem gewöhnlichen Amateurfußballspiel absolut kein Problem darstellen. Das führt besonders bei gelegentlichen Besuchern wie Gästefans zu Problemen, die solch strenge Regularien keinesfalls gewohnt sind und deshalb auch nicht erwarten können. In der Vergangenheit führte dies schon dazu, dass Fans das Spiel überhaupt nicht verfolgen konnten und ohne Spielbesuch den Heimweg angetreten haben.

Besonders paradox wird es jedoch beim Thema Getränke. Am derzeitigen Spielort, der Fußballakademie im Rabenloh, ist es Besuchern nicht erlaubt, Trinkflaschen mit auf die Anlage zu nehmen. Hat man die Anlage einmal betreten so ist es jedoch problemlos möglich, PET-Flaschen zu erwerben. Die Sorge vor Wurfgeschossen kann also nicht Ursprung dieser Maßnahme sein. Auch beim Essen gab es schon ähnliche Probleme, als der Food-Truck ausnahmsweise nicht auf dem Gelände, sondern in mittelbarer Nähe zu diesem aufgestellt war. Besucher durften dort gekaufte Speisen nicht mit auf den Platz nehmen. Was genau man in einer Portion Pommes nun Gefährliches versteckt sein soll, wissen wohl nur die Verantwortlichen. Zumal die Preise für Speisen und Getränke auf dem Platz auch nicht wirklich auf Amateurfußballniveau liegen.

Sicher, der BVB trägt eine größere Verantwortung als die sportlichen Konkurrenten, welche allesamt Amateurteams sind. Und niemand behauptet, der Spagat zwischen Professionalität und Amateurfußball-Realität sei ein einfacher. Im Moment gibt es allerdings noch Abzüge in der B-Note. Im Verein sollte man sich bewusst werden, dass dies nicht bedeutet, solch vollkommen übertriebene Sicherheitsregularien durchzusetzen.

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