Spielbericht Profis

Derby BVB gegen Schalke Am Tag, als die große Hoffnung starb

12.03.2023, 13:00 Uhr von:  Michi
Enttäuschte BVB-Spieler schauen sich gegenseitig an
Enttäuschte BVB-Spieler nach Abpfiff

Schalke ist Tabellenletzter und der BVB hat die Meisterschaft im Visier. Alles spricht dafür, den ungeliebtesten aller ungeliebten Gegner an die Wand zu spielen. Oder auch nicht?

Samstagabend, Derbytime in der Turnhalle von Herne West. Wenn wir 27:1 gewinnen, können wir wieder an den Lederhosen vorbeiziehen. Also Vollgas!

Das erste Spruchband auf das mein Blick fällt und wie folgt lautet:„Kommt Ostverein oder ein Borussenschwein kackt sich Pol-GE die Hosen ein!!!“ hat eine absurde Vorgeschichte. Die Polizei verteilte im Vorfeld Flyer, in denen sie um ein gesittetes Derby bat, in dem doch bitte auch pöbelnde Gesänge zu unterlassen seien. Haha. HAHAHA. Was ist nur aus dieser Welt geworden, soll jetzt jeder nur noch rosa Einhörner pupsen und dem Gegner nett zuwinken? Wahnsinn.

In Gäste- und Heimblock ist man anderer Meinung - es leuchtet, blinkt, glitzert, brennt. Möge ein ähnliches Feuerwerk auch auf dem Rasen entfacht werden. Aber bitte ohne brennende Fotografenklamotten. Auch wenn ich mir sicher bin oder es zumindest schwer hoffe, dass die Leuchtrakete in Richtung Spielfeldrand keine Absicht war.

Das Spiel startet, wie ich es befürchtet habe. Als Kackspiel. Schalkes Motivation, wie eine Dampfwalze auf jeden Schwarzgelben loszugehen, ist allerdings ganz nach meinem Geschmack. So geht Derby. Und trotzdem ist es schlecht, einfach nur schlecht, was der BVB gegen den Tabellenletzten da fabriziert. Wie kann es sein, dass man bis vor zwei Wochen noch so traumhaft als Mannschaft gezaubert hat und es endlich mal wieder Spaß machte, sich für den gar-nicht-mehr-so-Trümmerhaufen die Seele aus dem Leib zu schreien?

Mein Blick schweift erneut zu einem Spruchband der UGE, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem der DES aus dem Derby 2015 besitzt: „Ihr schuft euch einen Feind, dem ihr nicht gewachsen seid.“ Eine Anspielung auf die jüngsten Auseinandersetzungen, weshalb man sich nun mit drei gelben Shirts brüstet, sie ins Licht der Fackeln hält, um sie dann am Vorsängerpodest zu platzieren. Steht euch gut, die Farbe. Solltet ihr öfter tragen.

BVB-Torjubel zum 1:0
Da war die Welt noch in Ordnung: Nico Schlotterbeck lässt die Muskeln spielen

Die erste richtige Chance auf dem Rasen entsteht für Schalke in der 24. Minute nach einem Fehler von Hummels. Aber zum Glück seid ihr noch schlechter als wir - kein Grund, nervös zu werden. Noch nicht. Wolf wird nur wenige Minuten später dann an der Eckfahne mit Flachmännern und Feuerzeugen beworfen. Welcome to Asihausen. Und so singen sie auch, die unter Brücken und in der Bahnhofsmission schlafenden. Wie einen Boomerang schleudere ich mein Repertoire an Schimpfwörtern zurück in die Heimkurve. Wenn das die Polizei hört... Ansonsten ist der Gästeblock mir für Derbyverhältnisse ein wenig zu brav. Hallo? Alle Mann und Frau aufwachen!

In der 30. Minute setzt Malen dann zum Budenzauber an, scheitert aber an Fährmann, nix Budenzauber. Acht Minuten später ist’s dann Nico Schlotterbeck, der den Ball endlich endlich im Netz versenkt. Einer, der vielleicht umschulen sollte. Ein oder zwei entscheidende Patzer werden in diesem Spiel nämlich noch auf sein Konto gehen. Aber endlich kommt wieder Fahrt auf. Es ist genau 19:09, als der Ball ins Tor geht. Romantischer wird’s heute nicht mehr. Der Gästeblock erinnert inzwischen daran, wer dieses Jahr Meister wird. Oder auch nicht. Aber immerhin sind alle wieder wach.

Kaum fünf Minuten ist die zweite Halbzeit alt, als der Ball erneut ins Tor rollt. Aber hey, ins Falsche! Erde an Jude, schon in Madrid, oder was? Bülter kommt erschreckend unbedrängt zum Abschluss, bricht sich beim anschließenden Sturz über die TV-Kamera dann aber leider nicht das Bein. Maaaaaaaan! Warum?

Zweikampf zwischen blauen und gelben Spielern
Viel Aufwand wenig Ertrag: Kaum ein Durchkommen für Doni Malen & Co.
In der 60. Minute wacht zumindest Can dann endlich auf, spielt nett auf Guerreiro, der den Ball in gewohnter Manier dann auch versenkt. Na, Gott sei Dank. Ich dachte schon, wir spielen heute Unterschieden. Ehrlich gesagt war ich mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal sicher, ob Torschütze Nummer 2 in der ersten Halbzeit auch schon anwesend war. Man, man, man. Ich wusste, dass es ein nervenaufreibendes Kackspiel wird.

Im Gästeblock „da boxt währenddessen der Papst“ (Zitat Wolff Fuss) - zumindest für kurze Zeit. Mein Frühstück überlegt in den nächsten zwanzig Minuten allerdings des Öfteren, wieder hervor zu kommen. Ein ganz ungutes Gefühl habe ich. Ein ganz ganz Ungutes, ob der Planlosigkeit da unten auf dem Rasen. Haaaaallooooo! Derby! Schalke ist Tabellenletzter!

Und so kommt es in der 79. Minute, wie es kommen musste. Ausgleich durch Karaman! Es war klar! So klar! Haller läuft seiner Form leider immer noch hinterher und auch die Abwehr guckt zu. Kann ich an dieser Stelle aufhören, nett und sachlich zu kommentieren? Ich kotze. Zur Krönung rettet Alex Meyer dann noch ein beinahes 3:2, weil ALLE mal wieder gepennt haben. Und von links nach rechts nach links nach hinten und nochmal nach hinten spielen. Das würden sie vermutlich immer noch tun, wäre nicht schon längst abgepfiffen. Was für eine Nicht-Leistung bei einem Unentschieden in einem Derby im Kampf um die Meisterschaft.

Ganz ehrlich, das war’s. Wer so spielt, wird in München mit 0:4 vom Platz gefegt. Aus der Traum, zurück zum Teppich und dem Boden der Tatsachen. Den Blauen vermutlich den Nicht-Abstieg gesichert und den Bauern auch die Meisterschaft. Gern geschehen.

„Ein Derbyheld bleibt man für immer“, heute war von euch niemand ein Held.

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