Warmlaufen

Champions League mit voller Südtribüne

06.09.2022, 09:27 Uhr von:  Nicolai
Blick auf die Südtribüne - bei der Choreo wurden drei Motive aus der Geschichte des Westfalenstadion am Dach hochgezogen.
Das Westfalenstadion mit Choreo auf der vollen Südtribüne

Das Spiel gegen Kopenhagen hat neben der sportlichen auch eine Brisanz auf den Rängen. Das verspricht eine ungeahnte Atmosphäre für ein Champions League Spiel.

Die Champions League geht wieder los und die größte Änderung aus Fansicht wird sicherlich die Pilotphase für Stehplätze in Deutschland, England und Frankreich sein. Die Wenigstens werden sich wohl an eine volle Südtribüne international erinnern. In den Genuss kommen nun der FC København, der Manchester City Football Club und der Sevilla Fútbol Club. Sportlich eine Gruppe, die der BVB schaffen kann, aber kein Selbstläufer sein wird. Der erste Platz wird vermutlich an Manchester City gehen. Die Blues sind bis jetzt ohne Niederlage und Erling Haaland scheint in das System zu passen. Bleibt Platz zwei und dafür sind sechs Punkte gegen die Dänen absolute Pflicht. Denn die Spanier sind ein extrem unangenehmer Gegner, da wäre alles alle andere als ein Auftaktsieg gegen Kopenhagen schon ein massiver Rückschlag für das Ziel Achtelfinale.

Alleine aus dieser Perspektive ist schon sportliche Brisanz gegeben. Der dänische Meister kommt als Tabellensechster nach Dortmund. Die Qualifikation zur Champions League hat man recht souverän gestaltet, aber in der Liga setzte es bereits vier Niederlagen für den dänischen Superliga Rekordmeister. Diese Einschränkung muss gemacht werden, denn der FC København existiert erst seit 1992. Schließlich ist der FCK eine Fusion der Profilabteilungen des Københavns Boldklub und Boldklubben 1903 - mit dem Ziel ein Gegengewicht zu dem Vorstadtverein Brøndby IF zu bilden und eine Auslastung für das neugebaute Parken Stadion zu kreieren.

Blick von der Gästetribüne auf den Platz im Parken Stadion in Kopenhagen. Das Stadion ist mit roten Stühlen ausgestattet und hat vier Tribünen.
Das Parken Stadion in Kopenhagen

Mittlerweile ist der FCK eine Tochtergesellschaft der Parken Sports & Entertainment A/S und die Marke expandierte bereits in andere Sportarten. Der Unterbau ist bei den Gründungsvereinen verblieben, was den FC København zu einem reinen Profiverein macht. Nach 30 Jahren ist der FCK der reichste Verein in Dänemark und hat auch sportlich die letzten Jahre die Nase vorne. Als Besonderheit muss man festhalten, dass der FCK nicht nur ein alimentiertes Marketingvehikel ist, sondern auch wirtschaftlich seriös innerhalb des Firmenkonglomerat agieren muss. Das unterscheidet ihn dann doch von einigen Konstrukten in Europa und Deutschland.

Auch auf den Tribünen hat das Projekt sich etabliert. Der FC København und Brøndby IF sind mit Abstand die größten Vereine mit der größten Fanbasis in Dänemark. Durch das ganze Land sind Familien bei der Frage des Fußballvereins gespalten. So sind die Derbies zwischen beiden Clubs eigentlich immer eine Reise wert. Im und um das Stadion herum ist an dem Tag mächtig was los. Rund um die „Urban Crew“ hat sich eine aktive Ultra Szene gebildet, die vielen deutschen Szenen um nichts nachsteht. Das alleine wäre schon ein tolles Umfeld für das erste Spiel mit Stehplätzen im Westfalenstadion in der Champions League. Allemal besser, als wenn eine langweilige englische oder spanische Fangruppe sich auf der Nordtribüne breit machen würde.

Der Feind meines Freundes

Ausgerechnet mit dem FC København kommt eine besondere Ebene hinzu. Die dänischen Hauptstädter sind bereits seit Jahren sehr eng verbunden mit der aktiven Fanszene des HSVPlus - ehemalig HSV. Es ist also damit zu rechnen, dass eine gehörige Anzahl an Hamburgern mal wieder die Nordtribüne des Westfalenstadions bevölkern werden, um ihre dänischen Freunde zu unterstützen.

Auf Dortmunder Seite hat sich hingegen seit dem FSE Fankongress 2009 (ausgerechnet in Hamburg) aus zunächst losen Kontakten eine Freundschaft zwischen insbesondere The Unity und Alpha Brøndby entwickelt, die auch von anderen Teilen der jeweiligen Fanszene getragen wird - es werden also auch auf Heimseite viele Dänen die Südtribüne an diesem Spieltag unterstützen. Man importiert somit einen Teil der Rivalität bis nach Dortmund in die Champions League.

Für das passende Setting zur Rückkehr der Stehplätze ist also gesorgt. Sportlich ist es gleich ein must-win für beide Mannschaften und auf den Rängen treffen zwei Fanlager aufeinander, die Rivalität versprechen. Es gibt schlechteres bei Flutlicht im Westfalenstadion.

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