Spielbericht Profis

Für den Abstieg von Gladbach reicht das 6:0 leider nicht

21.02.2022, 11:38 Uhr von:  Nicolai
Donyell Malen sitzt nach dem Tor auf dem Rasen und lässt von Giovanni Reyna feiern

Borussia Dortmund gewinnt überlegen vor 10.000 Zuschauern mit 6:0 gegen die Fohlen aus Gladbach. Nach dem Spiel bleiben viele offene Fragen, vor allem nach der Verletzungsanfälligkeit der Spieler.

Die einzige Berechtigung für Borussia Mönchengladbach in der ersten Liga ist, dass noch mehr Rasenballsports und Hoffenheims ansonsten wohl die Plätze belegen würden. Darüber hinaus braucht wirklich niemand diesen Verein, der nur dörfliche Nostalgie versprüht, kombiniert mit einer hässlichen Stadt mit einer noch hässlicheren Wellblechhütte irgendwo auf dem Land.

Eben dieser Bauernverein hatte sich eigentlich schon im internationalen Wettbewerb etabliert und sich nebenbei zum Bayernschreck entwickelt. Dennoch kam man nicht so ganz aus der Rolle als Ausbildungsverein für den BVB heraus (Herrlich, Reus, Dahoud, Hazard, Rose). In dieser Saison hat der Fortune den Niederrhein verlassen. Diese Saison ist man nur deshalb nicht richtig tief im Abstiegssumpf, weil es noch unfähigere Vereine gibt (der Big City Club lässt grüßen). Während die Meisterschaft nicht spannender wird, zieht der Abstiegskampf seine Spannung vor allem aus dem immer ausgeprägteren Schneckenrennen.

Anblick der Südtribüne mit Fahnen und Zuschauern. Der obere Rang ist leer.
10.000 Zuschauer waren gegen Gladbach zugelassen.

Nun kam diese Truppe ins Westfalenstadion, um gegen den strauchelenden BVB anzutreten. Nachdem man sang- und klanglos 4:2 gegen den Tabellenzweiten der schottischen Spitzenliga verloren hatte, waren die Erwartungen allerorts nicht allzu groß. Die Stimmung vor dem Spiel konnte man in einigen Bereichen als zynisch bezeichnen. Dazu kam das ungemütliche Wetter, man erwartete so noch weniger von den schwarzgelben Diven. Das Machtwort von Zorc und etwaige Powertweets von Sebastian Kehl waren Running Gags unter der Südtribüne. Sportlich passte Marco Rose die Aufstellung zu Donnerstag auf drei Positionen an. Für den verletzten Akanji übernahm Can in der Abwehr, die Zweikampfmonster Brandt und Witsel wurden durch Reyna und Hazard ersetzt.

Auf den Tribünen war wieder dieser diffuse Zustand, bei dem sich 10.000 Zuschauer irgendwie beschäftigten. Da auch der Gästeblock ähnlich dünn besiedelt war, kam wieder Testspielatmosphäre auf. Ich will das Für und Wider aus pandemischer Sicht gar nicht bewerten, aber es ist ein Elend. Das rettet auch Norbert Dickel nicht, der leider immer mehr in die Richtung eines 08/15-Stadionsprechers kippt, der sich mehr als Entertainer versteht. Subjektiv: Das ist einfach drüber.

Marco Reus jbelt nach seinem Tor. Donyell Malen läuft auf Reus zu
Spieler des Tages war Kapitän Marco Reus

Trotz allem Ärger ist es immer besonders schön, gegen Gladbach zu gewinnen. Es waren heute einfach sechs Dinger, die den Gladdis eingeschenkt wurden. Sechs Mal ließ es sich die Südtribüne nicht nehmen, den Scheunenpartyschlager von Scooter in Richtung Gästeblock zu intonieren. Bei sechs zu null ist das Spiel schnell erzählt: Durch Glück und Gladbacher Unvermögen war der Sieg trotz der Verletzten in Halbzeit eins nie gefährdet. Reus, Malen, Wolf, Moukoko, Reus und Can besorgten die Packung. Insbesondere ab der 60. Minute wurde das Gefühl deutlicher, dass im Westfalenstadion nichts mehr anbrennt. Die Gladbacher fielen mehr und mehr auseinander und eine Dortmunder Welle nach der anderen kam gefährlich in den Strafraum. Dazu kamen das Gladbacher Unvermögen und ein gut aufgelegter Kobel, die den Kasten sauber hielten. Erschreckend, wie ungefährlich die Niederrheiner waren, wenn sie denn mal gefährlich vor das Tor kamen. Anderseits werden nicht mehr viele Gegner den Ball so zielsicher immer flach in die Mitte pöhlen, wenn man im Strafraum zum Abschluss kommt.

Dan-Axel Zagadou im Dreikampf mit zwei Gladbachspielern
Dan-Axel Zagadou und Giovanni Reyna mussten vor der Pause verletzt ausgewechselt werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Planung für die kommende Saison beginnen können. Mittlerweile sind es 12 Punkte Vorsprung vor dem ersten Nicht-Champions League Platz. Die Meisterschaft ist weg - der internationale Wettbewerb mutmaßlich auch. Am Rheinlanddamm hat man nun also genug Zeit, sich selbst zu hinterfragen. Viele offene Fragen hat Jochen Tittmar sehr treffend beschrieben. Dazu sollte noch die Frage offen erläutert werden, warum das wichtigste Kapital (die Spieler) so verletzungsanfällig bleibt. Eventuell besteht hier auch Nachbesserungsbedarf. Die Vorstellung, dass Haaland und Zagadou mal durchgängig einsatzfähig sind… lassen wir es am besten.

Am Donnerstag geht es dann in Glasgow um das Weiterkommen in der Europa League. Für viele BVB-Fans wird es ein besonderes Spiel: In Schottland sind nahezu alle Einschränkungen aufgehoben

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