Spielbericht Profis

Das 1000. Heimspiel des BVB

18.02.2022, 22:15 Uhr von:  Nina T.
Das 1000. Heimspiel des BVB
Marco Reus im Zweikampf mit einem Glasgow Spieler

Gestern bekam man vor dem Spiel jedes Highlight präsentiert, damit auch nochmal so richtig klar wird, wie groß der Unterschied zu jetzt mit 10.000 unter Corona-Bedingungen ist. Mehr Fallhöhe war kaum möglich.

Das 1000. Heimspiel war, überschlagen, also minus Pandemie/Krankheit, plus International & Pokal, mein 400. Es gab Phasen, da passierte auf dem Rasen einfach mal gar nichts und der einzige Spaß war auf der Tribüne, besungen und gefeiert haben wir im Prinzip nur uns selbst.

In anderen Zeiten bekam man einen Rausch, der vermutlich sonst nicht mal mit illegalen Mitteln erreicht werden kann. Gestern bekomme ich also vor dem Spiel jedes dieser Highlights präsentiert, bis es mir die Tränen in die Augen treibt (ich vermisse unsere Ultras und die volle Hütte), damit auch nochmal so richtig klar wird, wie groß der Unterschied zu jetzt mit 10.000 unter Corona-Bedingungen ist. Mehr Fallhöhe war kaum möglich.

Und dann grüßt das Murmeltier: Es war wieder ein Team in blau. Es war wieder fieses Wetter. Es war wieder ein eigenartiger Start ins Spiel, wieder wildeste Fehler von jedem. Es war wieder der verdammte Gästeblock lauter als der ganze Rest. Es war wieder ein 0:2-Rückstand zur Halbzeit. Und wieder ein Pfeifkonzert auf dem Weg in die Kabine.

Donyell Malen wird zwischen zwei Glsgow Spieler zu Fall gebracht
Donyell Malen in Bedrängnis

Immerhin, zwei offensive Wechsel zur zweiten Halbzeit. Deutliches Signal, dass wir uns nicht geschlagen geben wollen. (Ich habe Spiele gesehen, da hat man defensiv gewechselt, um nicht noch höher vor den Latz zu bekommen.) In meiner Erinnerung brüllt es durch die Megafone „Jetzt nochmal alle hier die Arme hoch. Jetzt noch mal alle!!! Auf geht’s Dortmund, kämpfen und siegen!“ Aber die Megafone sind aus, die Plätze sind leer. Man ist halt nicht Heimmacht per Geburtsrecht: Das ist scheiß viel Arbeit.

Stattdessen das dritte Gegentor und die Frustration kickte vollends: Pfiffe gegen das eigene Team während des Spiels. Dann folgt zwar ein Treffer von „Bellinghaus. Das ist ja auch der Einzige, der sich reinhängt.“ (Glücklich, wer einen Experten in seiner unmittelbaren Nähe hat.) und löste noch ein paar Sprechchöre aus. Dafür verletzte sich Manuel Akanji und auf seinem Weg zur Bank fiel dann das vierte Gegentor – durch ein Eigentor. Klar, wenn schon, denn schon.

Unsere Jungs sahen ja eh schon „nicht gut“ aus… An dem Punkt machte es zwischenzeitlich den Eindruck, sie hätten Angst vor dem Ball und den Rängen, falls ihre Aktion misslingt.

Freundlicherweise beschränkten sich die schottischen Gäste nun vollends auf Verteidigung und Verzögerung, zumindest bis der Schiedsrichter den Torwart mit einer gelben Karte zu weiten Abschlägen zwang, die doch wieder gefährlicher wurden. Da das mit dem Pfeifen unter den Masken so prima klappte, bekamen nun auch unsere Gäste ihr Fett weg.

Die Stimmung war dermaßen am Tiefpunkt, dass Wechsel einfach nur noch vorgelesen wurden. Vielleicht auch, weil Sorge bestand, dass es noch mehr Pfiffe gibt. Dass also unsere Jungs noch ein weiteres Tor durch Raphael Guerreiro machten – Assist wieder dieser Bellinghaus – und keines mehr kassierten, war das kleine Wunder des Abends.

Wunderlich war auch, dass man sich (ziemlich) geschlossen die Nach-Spiel-Pfiffe und Rose-raus-Rufe abholte. Das war wohl einzelnen Spielern zu verdanken, aber: Ich habe auch schon Mannschaften nach Abpfiff schneller vom Platz rennen sehen, als sie im ganzen Spiel gelaufen sind.

Bevor es jetzt den Eindruck erweckt, ich wolle hier irgendwie in Richtung „es war nicht alles schlecht“…nee, nee! Schon den ganzen Tag habe ich den klassischen Niederlagen-Kater mit höllischen Kopfschmerzen, mir geht’s richtig dreckig. Ich habe mich mehrfach verflucht, dass ich mich für diesen Spielbericht gemeldet habe und kann nicht mehr zählen, wie viele Versionen ich angefangen habe. Tut mir leid, da müsst Ihr jetzt mit mir durch.

Spieler des BVB stehen nach Schlusspfiff ratlos vor der Südtribüne
Ratlosigkeit bei der Mannschaft

Sonntag geht’s weiter gegen die falsche Borussia, die Karten sind schon in der Plastikhülle, Wetter wird mit 100% Regenwahrscheinlichkeit auch wieder richtig doof. Aber das ist alles egal, es bleiben meine Jungs. Auch wenn sich da gerade vermutlich kaum einer selbst erkennt, ich weiß, dass sie es sind. Es gibt halt nie, nie, nie einen anderen Verein.
Meine ehemalige Kollegin ist deutsche und Weltmeisterin im Hundesport und hat mir mal erklärt, dass Anschreien, wenn ihre Lieblinge was falsch machen, überhaupt nix bringt. Es funktioniert nur über positive Verstärkung, sobald sie das gewünschte Verhalten zeigen. Da mir unter den Corona-Gegebenheiten sonst nix mehr einfällt, wird das wieder mein Ansatz für die 90 Minuten.

Also…ending on a high note: Gerade nochmal frisch gegoogled, Gladbach hat keine blauen Trikots (mehr! 2019 wohl zuletzt) Gebt die Hoffnung nicht auf!

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