Spielbericht Profis

Warum nicht immer so? Der BVB in Sevilla

18.02.2021, 09:39 Uhr von:  CHS
Bild aus der Totalen vom leeren Stadion in Sevilla. UEFA-Cup-Logo liegt im Mittelkreis.
Bild aus dem Stadion bei unserem letzten Gastspiel 2010

Diese Frage haben sich wohl ganz viele BVB-Fans gestellt. Krise und fehlendes Spielglück waren gestern kein Thema, sondern die fast durchgehend überzeugende Leistung der Borussen in Spanien. Dadurch hat man im Rückspiel eine gute Ausgangssituation. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Wenn man die Fans von Borussia Dortmund vor dem Spiel befragt hätte, ging es eigentlich nur um die Höhe der Niederlage. Nur ganz wenige haben auf den BVB gesetzt. Zu schlecht waren die Kennzahlen vor dem Spiel. Auf der einen Seite der BVB, der in der Liga den Anschluss verloren hat und in jedem Spiel um Gegentreffer bettelte. Auf der anderen Seite der FC Sevilla, der seit vielen Spielen kein Gegentor kassiert hat und auch in Spanien eine Siegesserie vorzuweisen hat.

Der BVB startete mit einer 4-3-2-1-Variante. In der Innenverteidigung kam Morey wieder zum Einsatz, Can wechselte ins defensive Mittelfeld, wo sich neben Bellingham auch Dahoud aufhielt. Hinter der Spitze Haaland kamen diesmal Sancho und Reus zum Einsatz. Bei Sevilla setzte man ein bisschen aufs Derby, denn da waren mit Rakitic und Escudero zwei ehemalige Blaue im Einsatz.

Der BVB begann druckvoll, aber schon die erste Chance nutzten die Spanier zum Führungstreffer. Eine schnelle Seitenverlagerung und ein Luftsprung von Sancho sorgten dafür, dass Suso frei zum Schuß kam. Diesen Ball hätte Hitz wahrscheinlich gehalten, aber dadurch, dass der Ball zweimal abgefälscht wurde (schlussendlich durch Hummels), landete er im Tor. Wie immer unglücklich, aber wer fragt danach?

Dahoud geht an dem Italiener vorbei (Spiel gegen Inter 2019)
Dahoud im Einsatz, erzielte gestern das 1-1 (Bild vom Spiel gegen Inter Mailand 2019)

Doch wer erwartet hatte, dass die Dortmunder jetzt zusammenbrechen, wurde enttäuscht. Nur vier Minuten nach dem Führungstreffer nahm sich Mo Dahoud ein Herz und schoss einfach mal von der Strafraumgrenze aufs Tor. 1:1! Es war übrigens der erste Gegentreffer der Spanier nach mehr als 700 Minuten. Während sich der gemeine BVB-Fan sich die Augen rieb (Dahoud trifft? Dortmund zeigt eine Reaktion?), ging es bei den Borussen weiter. In der 23. Minute ging eine Flanke von Reus an den Arm von Gomez, doch der ansonsten gute niederländische Schiedsrichter Makkelie übersah das. Gut, dass es einen VAR gibt. Aber auch der sah keine Veranlassung, dort einzuschreiten. Es stellt sich mal wieder die Frage: Wofür gibt es die eigentlich?

Aber der BVB ließ sich nicht beirren und spielte weiter. In der 27. Minute war es dann soweit. Nach einem Ballgewinn stürmten die Borussen in Person von Haaland aufs Tor zu. Dieser spielte einen Doppelpass mit Sancho und stand frei von Bono (nein, nicht der Musiker aus Irland) und machte das, was er in der Champions League ganz gut kann. Dortmund ging in Führung mit dem 17. Tor im 13. Spiel des Norwegers. Spiel gedreht. Und der BVB hatte weitere Chancen (34. Haaland, 35. Hummels), doch insgesamt wurde das Spiel ein bisschen ruhiger. Doch kurz vor der Halbzeit waren die Borussen wieder hellwach. Reus (ja, der Reus) klaute einem Spanier im Mittelfeld den Ball und der BVB-Angriff rollte mit drei Mann (Reus, Sancho und Haaland) aufs Tor von Sevilla zu. Reus spielte die Überzahl gut aus und passte auf Haaland, der keine große Mühe hatte, das 3:1 zu erzielen. Damit endete eine sehr überzeugende Halbzeit der Dortmunder (manche behaupten, es war die beste Halbzeit).

Haaland zieht an Ginter vorbei (Bild vom Spiel gegen Gladbach 2020)
Dortmunds Lebensversicherung - Erling Haaland, zweifacher Torschütze gestern (Bild vom Spiel gegen Gladbach 2020)

In der zweiten Hälfte musste sich was bei den Spaniern ändern. Zuerst einmal auf dem Platz, für Rakitic kam Gudelj. Man setzt sich in der Dortmunder Hälfte fest, aber es gab immer wieder Konter der Borussen. Aber richtig gefährlich wurde es nicht. So wechselte in der 60. Minute Trainer Lopetegui erneut, diesmal brachte er mit Munir, Oliver Torres [ja, der Torres, der mal beim BVB im Gespräch war und für einen Bruch zwischen Scouting und Trainer sorgte] und de Jong drei neue Offensivkräfte. Dafür gingen En-Nesyri, Gomez und Torschütze Suso runter. Der Druck der Spanier wurde stärker, aber es sprang aus der optischen Überlegenheit auf dem Platz nichts heraus. Zwar hatten die Dortmunder weitere Chancen, aber leider wurden die entweder nicht richtig zu Ende gespielt oder man scheiterte. In der 72. Minute wechselte FC Sevilla das fünfte Mal und brachte für Jordan einen weiteren Offensiven, Oscar Rodriguez. Nach einem Allerweltsfoul von Hummels, der dafür Gelb sah (warum?), wurde es mal wieder brenzlig im Dortmunder Strafraum. Der Freistoß der Spanier knallte an den linken Pfosten und prallte Hitz an die Hand. In den letzten Wochen wäre es wohl der Anschlusstreffer gewesen, aber diesmal trudelte er am Tor vorbei, bevor er dann endgültig geklärt wurde. Aber das war wohl der Hinweis für Terzic, der in der 76. Minute seinen ersten Wechsel vornahm. Für Guerreiro brauchte er die defensivere Option auf Außen, Felix Passlack. In der 80. Minute gab es einen weiteren Konter der Borussen, aber das Zuspiel von Morey auf Haaland klappte nicht. Es folgte der zweite Wechsel der Dortmunder. Für den überzeugenden Reus brachte Terzic Offensivkraft Julian Brandt, der gleich einen Seitfallzieher vor dem Tor der Spanier versuchte. Der Ball geht aber vorbei.

Bild aus der Stadt Sevilla (Marktplatz, Kirche ?) von 2010
Sightseeing in Sevilla fiel aus wegen Corona

Und es kam wie so häufig. Freistoß am Strafraum der Dortmunder. Der Ball war ewig in der Luft, doch weder Can, der nur Begleitschutz von de Jong war, als auch Hitz gingen nicht richtig zum Ball und es stand nur noch 3:2. Der Druck von Sevilla nahm zu, doch der nächste Freistoß der Spanier ging drüber. Aber auch die Entlastung klappte nicht so gut. Nach einem Foul von Rodriguez an Sancho an der Dortmunder Bank kam es zu einer Rudelbildung. Da kassierten die Spanier ihre erste (!) gelbe Karte. Es folgte die dritte und letzte Auswechselung von Terzic. Für den starken Dahoud wollte er die Abwehr verstärken und brachte den gerade genesenen Meunier ins Spiel.

In der Nachspielzeit hatte Sancho noch die Chance zum 4:2, doch er schoss knapp vorbei. Und Dortmund machte es dann ganz souverän und brachte den Vorsprung über die Zeit. Damit hat man für das Rückspiel gute Aussichten.

Aber das interessiert jetzt erst einmal keinen mehr. Ab jetzt zählt nur eins: Das Derby am Samstag in GE! Wenn man nur halb so gut spielt wie gestern, dann sollte man den Tabellenletzten der Bundesliga klar beherrschen. Aber leider reden wir vom BVB. Daher muss man abwarten, ob man wie so häufig nach einem guten Spiel in alte Verhaltensmuster zurückspringt oder das Spiel in Spanien wirklich ein Aufbruchsignal war (manche glauben schon, dass liegt nur an der Verpflichtung von Rose). Man wird sehen…

Die Statistik:

Bild vom gefüllten Gästeblock in Sevilla von 2010.
Vor elf Jahren konnte man den Sieg mit den Fans feiern, gestern war nur gähnende Leere im Gästblock (Bild vom letzten Auftritt 2010 in Sevilla)

FC Sevilla: Bono - Jesus Navas, Kounde, Diego Carlos, Escudero - Jordan (72. Rodriguez), Fernando, Rakitic (46. Gudelj) - Suso (60. De Jong), En-Nesyri (60. Munir), Gomez (60. Torres)

Borussia Dortmund: Hitz - Can, Hummels, Akanji – Morey, Bellingham, Dahoud (89. Meunier), Guerreiro (76. Passlack) – Sancho, Haaland, Reus (80. Brandt)

Tore: 1-0 Suso 7. / Rechtsschuss (Fernando), 1-1 Mahmoud Dahoud 19. / Rechtsschuss (Erling Håland), 1-2 Erling Håland 27. / Linksschuss (Jadon Sancho), 1-3 Erling Håland 43. / Linksschuss (Marco Reus), 2-3 Luuk de Jong 84. / Rechtsschuss (Óscar)

Eckstöße: 5:3 (Halbzeit 2:3), Chancenverhältnis: 3:7 (1:5)

Schiedsrichter: Makkelie (Niederlande), Gelbe Karten: Oscar – Hummels, Haaland

Zuschauer: keine, Wetter: klar, ca. 17 Grad

Und da war doch noch was?

Gefüllter Gästeblock in der Turnhalle in GE von 2019 mit ein bisschen Rauch.
Wir wollen den Derbysieg - Derby 2019 in der Turnhalle, damals noch mit Zuschauern

Wir wollen den Derbysieg, wir wollen den Derbysieg, wir wollen den Derbysieg….!

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