Spielbericht Profis

IM WESTfalENstadion NICHTS NEUES

25.01.2020, 10:58 Uhr von:  Michael
IM WESTfalENstadion NICHTS NEUES

Nach dem Achterbahnjahresbeginn im Süden, stand nun die Rückrundenpremiere im heimischen Westen an. Zu Gast waren die Böcke aus der Domstadt, die mit der beeindruckenden Serie von vier Siegen in Folge anreisten. Eine Serie, die dem ein oder anderen anscheinend etwas zu Kopf gestiegen ist. „Wir sind in der viertgrößten Stadt Deutschlands, da kann man vieles erreichen. Man muss es nur umsetzen.“ Diesen Satz gab Horst Heldt in dieser Woche von sich und in Berlin und Hamburg rieb man sich verwundert die Augen. Sollte sportlicher Erfolg wirklich an der Größe der Stadt hängen?

Aber weg von den großen Plänen eines kleinen Mannes und hin zum Spiel. Der erste Blick auf dem Spielberichtsbogen suchte den Namen Haaland und fand ihn...auf der Bank. Eine nicht komplett unerwartete, aber doch irgendwie überraschende Nachricht. Der zweite Blick ging in die Abwehr. Akanji in der Startelf.

Das Rätsel Akanji

Gedenken vor Anpfiff an Hans Tilkowki

Dass der Schweizer sich momentan in einem Formtief befindet, ist niemandem verborgen geblieben. Und nicht wenige wünschten sich, dass Favre dem Innenverteidiger eine Auszeit gibt. Doch auch heute stand Akanji von Beginn an auf dem Platz. Nun kann man überlegen, ob Favre Akanji quälen will oder ihn die Alternative Balerdi zu unsicher ist. Dass an Akanji die schwache Phase nicht spurlos vorbeizieht, merkte man seinem Spiel deutlich an. Sehr auf Sicherheit bedacht, Fehlervermeidung als oberstes Ziel. Dies gelang ihm heute auch weitestgehend. Dass er zudem zweimal saustark den Körper vor die einschussbereiten Skhiri bzw. Cordoba brachte (38./49.) sorgt hoffentlich für die dringend benötigte Sicherheit. Ein formstarker Akanji ist, gerade im Verband mit den wenig sprintstarken Hummels und Piszczek, alleine wegen seiner Schnelligkeit wichtig.

Die Tore

Nervtöter VAR - insbesondere beim 2:0 durch Marco Reus

Man muss es verstehen, Köln ist ein kleines Dorf. Medien sind in dieser Stadt nur spärlich vorhanden und es dauert, bis Informationen diesen abgeschotteten Fleck Erde am Rhein erreichen. Die Kölner Abwehr konnte es also nicht wissen, dass Hummels ganz passable lange Bälle spielen kann und dementsprechend waren die Tore in der ersten Halbzeit nicht vermeidbar. Sowohl beim 1:0 als auch beim 2:0 war Reus der Adressat des langen Balls. Musste der Ball beim 1:0 noch den Umweg über Sancho und Guerreiro wählen, reichte beim 2:0 der Umweg über den VAR aus.

Nach der Pause war es Sancho, der nach Pass von Reus zunächst Czichos diverse Knoten in die Beine dribbelte und den Ball dann unter die Latte drosch.

Fünf Tore in zwei Spielen: Erling Haaland

Ab der 65. Minute durfte dann auch Haaland mitspielen und der Norweger lieferte. In der 77. Minute konnte Horn einen Guerreiro-Schuss nicht festhalten und Haaland staubte ab. Tor der Marke „Den hätte Paco auch gemacht.“ Kurz vor Schluss schickte Dahoud dann den 19-jährigen, der schneller als Horn am Ball war. Fast von der Außenlinie musste der Norwegen den Ball dann nur noch zurück auf den Elfmeterpunkt legen, wo Guerreiro völlig freistand...aber stattdessen zirkelte er den Ball einfach selbst ins Tor. Kann man mal machen, wenn es läuft.

Es hätten noch mehr Tore sein können, doch Hummels Kopfball landete an der Latte (14.) und Hazards Schuss an Horn (40.).

In der zweiten Halbzeit hätte man die Kölner frühzeitig sturmreif schießen können, leisteten die Böcke doch in der Phase nach dem 3:0 keinerlei Gegenwehr mehr. Da man es versäumte, wurde es dann wieder etwas spannend.

Die Gegentore

Mats Hummels gegen Cordoba

Ja gut, es war nur eins. Aber es waren mehr drin. In der Abwehr gab es heute mal wieder mehr Böcke zu besichtigen, als im gesamten Gästeblock. Es begann in der dritten Minute, als nach einem Abstimmungsfehler Thielmann völlig frei am Sechzehner zum Schuss kam und setzte sich das gesamte Spiel über fort. Dass es nur bei einem Gegentor (Uth, 64.) blieb, lag neben den bereits erwähnte Rettungsaktionen von Akanji, mal wieder an einem bockstarken (höhöhö...) Bürki. Zunächst rettete er in der 49. Minute, nach Slapstick-Einlage von Hummels, mit einem unfassbaren Reflex gegen Jakobs (na gut, war eh Abseits) und in der 54. Minute mit einem...was ist die Steigerung von unfassbar...äääääh...na gut...einem noch unfassbareren Reflex gegen Uths Schuss aus 4 Metern. Dass er in der letzten Minute auch noch einen Fernschuss über die Latte lenkte, hatte dann unschöne Konsequenzen, doch mehr dazu in der Einzelkritik.

Apropos VAR

Hier noch eine kleine Anekdote: In der 13. Minute erhielt der BVB einen Elfmeter nach Foul von Bornauw an Hakimi. Der VAR sah das Vergehen aber außerhalb des Strafraums und so gab es Freistoß und gelb. Nun war das Foul eigentlich gar keins, da der Kölner zunächst deutlich den Ball spielt. Mit der Verlegung auf den Punkt außerhalb des Strafraums darf der VAR aber nicht das Foul bewerten. Und so bleibt diese Fehlentscheidung bestehen (sogar ergänzt um eine gelbe Karte), da die Prüfreihenfolge beim Elfmeter „erst Ort dann Foul“ lautet.

Stimmung

Choreografie der Kölner Fans im Gästeblock

Die Süd hatte richtig Lust aufs neue Jahr und startete lautstark...leider ließ diese Lust bereits nach wenigen Minuten deutlich nach. Es bleibt viel, viel Luft nach oben.

Der Gästeblock präsentierte zunächst eine schöne Stadtteilchoreo und sich selbst hervorragend aufgelegt. Viel Alarm, Wechselgesänge und erst nach dem 4:1 war die Luft etwas raus.

Fazit

Die Tormaschine läuft beim BVB. Heute auch ohne Haaland, mit ihm dann sowieso. Defensiv ist weiterhin viel zu häufig Slapsticktime. Es war mit Sicherheit ein Fortschritt zum Augsburg-Spiel, doch gegen Mannschaften mit mehr offensiver Qualität als die Kölner, wird es mit den Aussetzern in der Defensive schwer.

Und auch eine weitere Statistik bleibt bestehen: Seit 1991 konnte Köln nicht mehr dreifach in Dortmund punkten. Möge es in dieser Sache auch zukünftig im Westen nichts Neues geben.

Einzelkritik

Axel Witsel gegen Mark Uth

Bürki: Verhinderte mit seiner Parade am Ende nicht nur das 5:2 sondern auch den schwatzgelb.de-Sieg im Pressetipp. Es bleibt nur eine Schlussfolgerung: Sechs. Setzen.

Piszczek: Phasenweise an den Unstimmigkeiten in der Abwehr beteiligt, aber dafür mit einem schönen Hackentrick in der ersten Halbzeit.

Hummels: Die personifizierte Borussia, vorne hui, hinten pfui. Leitete zwei Tore ein, scheiterte per Kopf an der Latte und produzierte hinten den schönsten Bock des Tages, als er bei einem langen Ball auf dem Hintern landete. Slapstick ohne Folgen aber mit absolutem Gif-Potential.

Akanji: Siehe oben.

Guerreiro: Größtenteils aufmerksam, offensiv gut unterwegs, defensiv selten gefordert.

Hakimi: Rennt und rennt und rennt und rennt. Mal wieder wie aufgezogen, dazu auch stets zur Stelle, wenn Piszczek Unterstützung brauchte.

Witsel: Weitestgehend bekannt souverän, ohne Auffälligkeiten nach oben oder unten.

Brandt: Zeigte einmal mehr, dass die 8 seine Position ist. Wenn auch nicht so auffällig, wie in manch anderem Spiel, hatte er zumindest den ein oder anderen klugen Seitenwechsel dabei.

Reus (bis 80.): In der NFL hätte man ihn „Honeybadger“ genannt. Klaute den Kölnern immer wieder Bälle im Spielaufbau und leitete gefährliche Angriffe ein. Zudem ein Tor und eine Vorlage.

Sancho (bis 88.): Steigerte sich im Laufe des Spiels und kam am Ende auf ein Tor und eine Torvorlage. Geht schlechter.

Hazard (bis 65.): Hat sich ja echt in mein Herz gespielt. Am Anfang der Saison häufig etwas hölzern unterwegs, ackert er mittlerweile wie ein Irrer in der Spitze, reißt Löcher und nimmt große Wege auf sich.

Haaland (ab 65.): Schwächstes Spiel im Dress des BVB. Die Formkurve zeigt nach unten.

Dahoud (ab 80.): Durfte die letzten Minuten mitspielen und hat offenbar Haalands Schnelligkeit verinnerlicht. Horn hingegen er nicht.

Reyna (ab 88.): War auch dabei.

Der schwatzgelb.de-Veranstaltungstipp

Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der vorrückenden Roten Armee befreit. Auschwitz steht bis heute stellvertretend für den staatlich organisierten Massenmord an Millionen Menschen. Ein Verbrechen, das heute im wahrsten Sinne des Wortes unfassbar wirkt. Um es fassbar zu machen, hat das BORUSSEUM am Montag zum „Tag gegen das Vergessen“ die Zeitzeugin Halina Birenbaum zu Gast. Der Eintritt ist kostenlos, Einlass ist ab 19:30 Uhr. Alle weiteren Informationen findet Ihr hier.

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel