Spielbericht Profis

Strukturwandel in Dortmund

08.12.2019, 11:40 Uhr von:  Michael
Strukturwandel in Dortmund

Noch vor wenigen Wochen war Lucien Favre unter den Trainern das, was die Kohle unter den Energieträgern ist: stark in der Kritik, scheinbar an allem schuld und kurz vor dem Aus. Nun sitzt Favre im Gegensatz zur Kohle wieder deutlich fester im Sattel. Nach dem schwer einzuordnenden „Drei-Minuten-Geistesblitz“-Arbeitssieg in Unterzahl in Berlin konnte der BVB heute endlich mal wieder über die gesamte Spielzeit überzeugen und schickte die Fortuna aus der Landeshauptstadt mit 5:0 nach Hause. Strukturwandel incoming?!

Lachende Gesichter in schwarz

Passenderweise hatte der BVB zum Spiel wieder tief in die Trikot-Sondereditionskiste gegriffen. Komplett in schwarz, sollten die „Kohle und Stahl“-Trikots an das Ende der Kohle-Ära vor einem Jahr erinnern. Dazu wurden 9009 Exemplare der limitierten Edition in den Verkauf gegeben. Bei einem Preis von 85 € waren die Dinger allerdings im Gegensatz zur Kohle nicht subventioniert. Dass trotzdem genug Leute bereit waren, die Kohle (haha) für die optisch durchaus eleganten Dinger hinzublättern, zeigte die Meldung des BVB, dass um 18 Uhr alle Exemplare vergriffen waren.

Wohl dem, der auf dem Parkplatz ein Schnäppchen ergattern konnte:

Lucien Favre reagierte auf die Sperre von Mats Hummels und ließ die Mannschaft erneut im 3-4-3 antreten. Schwatzgelb.de-Liebling Zagadou bildete mit Akanji und Piszczek die Dreierkette, Guerreiro und Hakimi beackerten die Außenlinie, während Witsel im defensiven Mittelfeld Brandt den Rücken frei hielt. Vorne sollten Reus, Sancho und Hazard die tiefstehende Düsseldorfer Defensive filetieren.

Und der BVB lieferte von Anfang an. Hochkonzentriert, spielfreudig und zweikampfstark schnürte man die Düsseldorfer in der eigenen Hälfte ein und erspielte sich die ein oder andere Torchance. Düsseldorf kam hingegen nur selten nach vorne. Und wenn sich doch einmal die Möglichkeit zum Kontern ergab, zeigten Brandt, Akanji und Zagadou aber mal direkt, wer hier Herr im Haus ist. Moment, Brandt? Ja, genau. Julian Brandt zeigte einmal mehr, dass er sich auf der 8er Position genauso wohlfühlt, wie die Tauben über der Südtribüne. Auch von der häufig geschmähten Defensivschwäche war nichts zu sehen. Er eroberte Ball um Ball, ließ Gegenspieler mit kurzen Körpertäuschungen stehen, um den sich dadurch auftuenden Raum für gefährliche Angriffe zu nutzen. Und so leitete er auch das 1:0 ein. Sein gedankenschneller Pass auf Piszczek wurde von diesem ebenso gedankenschnell auf Reus weitergeleitet, der frei vor Steffen wenig Probleme hatte, das 1:0 zu erzielen. Über die verfluchte VARtezeit, bis dann tatsächlich klar war, dass es 1:0 steht, möchte ich mich nicht schon wieder aufregen.

Und der BVB zeigte sich auch weiter spielfreudig. Eine traumhafte Kombination über Sancho, Hazard und Reus konnte Sancho am Ende nicht im Tor unterbringen. So ging es „nur“ mit 1:0 in die Pause.

Adams gegen Thorgan Hazard

Vor der zweiten Halbzeit kam dann doch wieder der ein oder andere Gedanke hoch, ob jetzt wieder der geordnete Rückzug erfolgt. Auch wenn Fortuna bislang harmlos war, stand mit Rouwen Hennings einer vorne drin, der durchaus weiß, wo das Tor steht, wenn er mal in die Nähe kommt.

Aber der BVB zeigte direkt, dass er keinen Bock auf Abwarten hatte. Vom Anpfiff an kannte das Spiel auch in der zweiten Halbzeit nur eine Richtung. Zagadous 25 Meter-Hammer lenkte Steffen mit einiger Mühe über die Latte und in der Folge entsprangen Dortmunder Chancen im Minutentakt. Die Belohnung dann in der 52. Minute. Brandt eroberte einmal mehr stark den Ball, bediente Reus, der quer vor dem Tor Sancho fand. 2:0? Aber nein. Düsseldorf benötigte die Hilfe aus Köln (ich hätte gedacht, dass die das aus Stolz schon ablehnen), der VAR meldete sich und das Tor wurde wegen Abseitsstellung Reus' aberkannt. Aber auch das brachte den BVB nicht aus der Spur. In der 58. Minute war es mal wieder....naaaa?...Naaaaaaa?...Na klar, Julian Brandt, der in einer fließenden Bewegung seinen Gegenspieler aussteigen ließ und den Pass auf Sancho spielte. Der bediente Hazard, der wenig Probleme hatte, den Ball im Tor unterzubringen.

Jadon Sancho bedankt sich bei seinem Vorlagengeber

Anschließend brachen bei Düsseldorf alle Dämme. Reus und Sancho kombinierten sich durch 4 Düseldorfer zum 3:0 (63.), Hazard bediente Reus zum 4:0 (70.) und Sancho schickte Hakimi steil, der Sancho den Ball zurück auflegte, 5:0 (74.). Die Fortunen wurden nach allen Regeln der Kunst demontiert, der BVB hatte sichtlich Spaß am Spiel. Da störte es auch nicht, dass Mo Dahoud Mario Götze im Strafraum abschoss.

Der Ausblick

Pünktlich nach 90 Minuten beendete Schiri Siebert die Partie. Der BVB hatte gezeigt, dass die Umstellung auf Dreierkette eine wirklich gute Alternative ist. Insbesondere die Flexibilität der Angriffsakteure stellte Düsseldorf vor unlösbare Probleme. Nun darf aber auch nicht die unfassbar schwache Leistung der Düsseldorfer vergessen werden. Spannend wird es, wenn Mannschaften kommen, die auch selbst Tore schießen wollen. Dieser Fall wird in den nächsten Wochen noch einige Mal eintreten.

Am Dienstag kommt Slavia Prag ins Westfalenstadion. Ein Sieg ist Pflicht, will man die Chance auf das Überwintern in der Champions League erhalten.

Anschließend geht es nach Mainz, ehe mit der Schande der Liga ein absoluter Spitzenverein zu Gast ist. Zum Abschluss des Jahres geht es dann nach Hoffenheim. Sollte der BVB 09 Punkte aus diesen drei Spielen holen, könnte man tatsächlich eine einigermaßen ruhige Winterpause verleben und Lucien Favre hätte den Wandel von der Kohle zur regenerativen Energie vollzogen. Es wäre nicht der erste erzwungene und erfolgreiche Strukturwandel in Dortmund.

Torjubel zum 2:0: Thorgan Hazard traf nach Berlin nun auch gegen Düsseldorf

Die Einzelkritik

Bürki: Wäre er nicht der einzige auf dem Platz in Gelb gewesen, es wäre keinem aufgefallen, dass er da war.

Piszczek (bis 78.): Defensiv wenig gefordert, so hatte er die Möglichkeit, sich in die Scorerliste einzutragen.

Akanji: Diesmal von Minute 1 bis 90 fehlerlos und konzentriert. Unterband mit seiner Schnelligkeit jeglichen Konterversuch.

Zagadou: Unterband mit seinem Körper jeglichen Konterversuch. Schuldet Steffen das Paar Torwarthandschuhe, welches er ihm bei seinem Hammer kaputtschoss.

Hakimi: Gibt wohl wenig Gründe, warum Madrid ihn nicht zurückhaben wollen sollte. Irgendwie schade.

Guerreiro: Einer der unauffälligeren, war aber bei jeder Kombination auf der Höhe.

Witsel: Räumte hinter dem Spieler des Spiels, Julian Brandt, ordentlich auf. Musste sich bei Brandts Aktionsradius nicht viel ins Angriffsspiel einschalten.

Brandt (bis 78.): Kein Tor, keine Torvorlage. Fehleinkauf.

Hazard: Wie immer maximal engagiert, anfangs noch unglücklich, mit zunehmende Spieldauer immer stärker.

Reus (bis 73.): Von uns zuletzt kritisiert, heute mit Doppelpack. Ihr könnt uns später danken.

Sancho: Kommt langsam aus seinem Formtief raus. Es läuft noch nicht alles wieder, aber das war heute einer seiner besten Auftritte in dieser Saison.

Götze (ab 73.): Hatte seine auffälligste Szene, als er per Rückwärtsrolle aus Dahouds Schussbahn fliehen wollte und das nicht schaffte. Musste anschließend selbst lachen.

Dahoud (ab 78.): Siehe Götze, nur andersrum.

Balerdi (ab 78.): Kam endlich zu seinem Bundesligadebüt. Gefordert war er in den letzten Minuten nicht.

Eine dringende Bitte

So, wer bis hierhin gelesen hat, muss ein Hardcore-Fan unserer Seite sein. Deswegen an dieser Stelle eine Bitte:

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