Spielbericht Profis

Derbyimplodierer

28.04.2019, 20:09 Uhr von:  Boris
Derbyimplodierer

Der BVB erleidet die wohl bitterste Derbyniederlage der jüngsten Vergangenheit. Ohne Reife, kopf - und hirnlos wirft die Mannschaft auf spektakuläre Art und Weise die Chance auf den Titel weg.

Manuel Akanji gegen Suat Serdar

Zwei Mal im Jahr ist dies für ziemlich viele Menschen das wichtigste Spiel der Saison. Geht es gegen GE, ist die Anspannung Tage vorher greifbar. Vor diesem Samstag war aber irgendwas anders. Zu unaufgeregt, sportlich scheinbar schon entschieden, scheinbar schon gewonnen, scheinbar schon vorher die nächsten drei wichtigen Punkten im Sack gegen einen Gegner, der eine katastrophale Spielzeit absolviert.

Um spätestens 17:20 Uhr Ortszeit musste man jedoch feststellen, dass der Gegner an diesem bitteren Nachmittag in Dortmund bei all den sportlich so offensichtlich eingeschränkten Möglichkeiten als einzige Mannschaft die Bedeutung und Wichtigkeit dieses Derbys begriff. Trotz einer äußerst fragwürdigen Schiedsrichter“leistung“, bei der das zwayer lei Maß sicherlich die ganze Partie über besonders im Mittelpunkt stand, konnte der BVB auch in diesen 90 Minuten den Eindruck nicht abschütteln: Man will oder kann dieses Jahr nicht Meister werden. Vielleicht auch beides.

Alle Diskussionen führten ins Leere, am Ende stand es 1:1

VAR - und kopflos

In diesem Leben wird wohl niemand mehr eine sinnvolle und nachvollziehbare Erläuterung einer einheitlichen Handspielregelauslegung erfinden. Als eine Erklärung oder Entschuldigung für den „Genickbruch“, als der sich der Ausgleichstreffer anschließend für den BVB enttarnte, darf das jedoch nicht gelten. Dass dieser als solcher überhaupt wirken konnte, legte zum wiederholten Mal die diese Saison schon öfter gesehene fehlende Reife und Erfahrung dieser Mannschaft offen. Borussia verlor Linie und Konzentration, der erneute Gegentreffer nach einem Standard war schlicht fehlender Wille und Entschlossenheit. In allen Bundesligaspielen gefährlich, in einem Derby verheerend.

Gegen einen alles andere als angsteinflößenden Kontrahenten wollte man im Anschluss Zeichen setzen. Diese Absicht gepaart mit Dummheit und Kopflosigkeit führte jedoch zu zwei berechtigten Platzverweisen, welche die Absurdität dieser zweiten Halbzeit auf die Spitze trieben und eine ganze Saison gefühlt innerhalb von nur wenigen Minuten komplett implodieren ließen. Der BVB im Selbstzerstörungsmodus – völlig ohne Not, kopflos und tragisch.

The End

Nach dem Anschlusstreffer zum 2:3 keimt kurzfristig Hoffnung auf

Die Schlussphase? Eine schlechte Zirkusnummer, bei der neun Schwarzgelbe plötzlich das Derbyfieber packte und sogar noch der zwischenzeitliche Anschlusstreffer gelang, für jeden Dortmunder Fan und Sympathisanten jedoch die Schale vor dem inneren Auge in immer weitere Ferne rückte. Warum heute? Warum so? Was ist hier überhaupt los?

Ja, die Mannschaft ist jung. Ja, die Mannschaft ist im Umbruch und in der Entwicklungsphase. Und nein, vor einiger Zeit konnte noch keiner erwarten drei Spieltage vor Schluss mitten im Meisterschaftskampf zu sein. Die Art und Weise, mit der allerdings die wahrscheinlich letzte berechtigte Chance und Hoffnung auf die erste Schale seit sieben Jahren ausgerechnet in einem Derby weggeschmissen wurde, schmerzt einfach extrem und ist nur schwer nachzuvollziehen. Dass die Mannschaft, die den schlimmsten Fußball der Liga spielt, am Ende wohl dieses Rennen um die Meisterschaft entscheidet, ist die bitterböse und tragische Pointe dieser schwarzgelben Saison.

Lucien Favre fand kaum Worte für den Handelfmeter

Stimmen zum Spiel

Lucien Favre:

„Das ist sehr schwer zu verdauen, vor allem die Art und Weise, wie wir gespielt haben. Wir fangen sehr gut an, mit viel Geduld an und schießen ein super Tor. Fünf Minuten später muss der Schiedsrichter ein Handspiel analysieren. Wer so eine Handregel macht, hat keine Ahnung vom Fußball. Das ist eine große Schande. Der Titel ist verspielt. Das ist klar für mich.“

Sebastian Kehl:

„Ich muss mich ein bisschen sammeln. Es zu beschreiben, fällt schwer. Ich bin verärgert - ein Stück weit über uns selbst, ein Stück weit über den Schiedsrichter. Es waren knifflige Entscheidungen dabei. Ich hatte das Gefühl, dass man die Schalker auch hätte ein bisschen härter bestrafen können. Wir haben uns zu wenige Torchancen herausgearbeitet und Schalke trotz großem Ballbesitzanteil nicht in Bedrängnis gebracht. Schalke wollte keinen Fußball spielen und hat nur mit hohen Bällen agiert.“

Marco Reus:

"Solange wir natürlich unsere Spiele nicht gewinnen, ist es theoretisch schwierig, die Bayern einzuholen. Wenn es morgen weiter ein Punkt ist, ist es weiter offen. Aber das ist rein hypothetisch."

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