Warmlaufen

Über sieben Brüggen musst du gehn’

17.09.2018, 00:00 Uhr von:  Sascha

Und mit diesem Titel geht der Preis für die schlechteste Überschrift des Jahres an…. Tatatatata… an mich. Peter Maffay würde im Grabe rotieren, wenn er nicht noch quicklebendig über die Lande tingeln würde. Und trotzdem passt das Lied irgendwie zu unserem ersten Gegner in der Champions-League. Also, wenn man sich das mit ganz viel Gewalt so hinbiegen möchte.

Über sieben Brüggen musst du gehn’,

sieben dunkle Jahre überstehn’.

Sieben Mal wirst du die Asche sein,

aber einmal auch der helle Schein.

Es war der 27. August im Jahre des Herrn 2003 als der BVB im Rückspiel der dritten Qualirunde gegen den belgischen Vertreter aus Brügge ins Elfmeterschießen musste. Am letzten Spieltag der Vorsaison hatte man dieses Minimalziel schon grandios zuhause gegen Cottbus vergeigt und gegen Brügge sich auch eher mit viel Glück noch ins Elferschießen gerettet. Auf der Tribüne saßen Dr. Gott und Michael Meier, beide mit einer Gesichtsfarbe wie frisch aus einer Ariel-Werbung entsprungen: blütenweiß. Der Rest ist düstere Vereinsgeschichte. Vom Punkt aus vergaben André Bergdölmo (schon beim tippen dieses Namens laufen mir kalte Schweißperlen über den Rücken) und der ansonsten so treffsichere Marcio Amoroso. Brügge zog in die nächste Runde ein und der BVB ohne die geplanten Champions-League-Millionen ein gehöriges Stück in den Abgrund. Dem wären wir mit erfolgreicher Quali zwar auch nicht entkommen, aber es hat die ganze Sache ordentlich beschleunigt.

Es folgten Molsiris, Bielefeld und Thomas Doll. Und sieben Jahre später dann der Auftakt zur Saison 2010/2011. Selten hat unser Verein heller geschienen als in dieser Saison, in der wir ebenso sensationell wie überragend deutscher Meister geworden sind. Völlig unerwartet bis auf für den ollen Maffay, der es offenbar schon vorher wusste.

Und jetzt, fünfzehn Jahre später, führt uns der Fußballgott erneut in die Hauptstadt Westflanders, diesmal allerdings zu einem regulären Gruppenspiel. Glücklicherweise auch unter ziemlich anderen Vorzeichen. Der BVB ist finanziell mehr als stabil und kann sich berechtigte Hoffnungen auf einen Einzug ins Achtelfinale machen. Dafür sind zwei Siege gegen Brügge aber fast schon Pflicht, weil die Konkurrenz mit dem AS Monaco und Atlético Madrid mindestens auf Augenhöhe ist. Ohne Brügge gering schätzen zu wollen, aber das sind in dieser Gruppenkonstellation die Punkte, die man einsacken muss, wenn man auch nach der Winterpause im Wettbewerb vertreten sein will. Andererseits: ich sach’ nur Nikosia.

Wir haben uns in der letzten Saison europäisch wirklich nicht mit Ruhm bekleckert, aber die ersten Spiele der Saison haben einen deutlich konzentrierten BVB gezeigt, als es über weite Strecken der letzten Spielzeit der Fall war. Die Spielverläufe waren zwar eher selten mitreißend, sondern defensiv kontrolliert – um nicht zu sagen: über weite Strecken echt langweilig – aber man geriet auch sensationell selten in wirkliche Gefahr durch den Gegner. Verantwortlich dafür vor allem eine Defensive, in der die Innenverteidigung eine große Ruhe ausstrahlt und Schmelzer auf der linken Seite nach Abgabe des Kapitänsamtes wieder zeigt, warum er sich über die Jahre hinweg gegen alle Konkurrenz durchgesetzt hat. Davor überzeugt bislang vor allem Neuzugang Axel Witsel. Eigentlich unfassbar, was für eine Präsenz der Belgier nach so einer kurzen Zeit schon auf dem Platz ausstrahlt. Ruhig am Ball, immer Herr der Lage und eine sehr feine Technik. Belgien hat in der Jugendarbeit in den letzten Jahren verdammt viel richtig gemacht.

Sorgenkind ist, was angesichts von neun Treffern in vier Spielen schon merkwürdig klingt, die Offensive. Da stimmen noch viele Lauf- und Passwege nicht und man ist sehr abhängig von einer fast optimalen Chancenausnutzung. Die müssen wir wohl leider ohne Alcácer hinbekommen, da er seinen zwickenden Oberschenkel nicht rechtzeitig in den Griff bekommt. Die wenigen Minuten in Frankfurt haben schon gezeigt, dass das Angriffsspiel deutlich flüssiger im einem „gelernten“ in der Zentrale wirkt. So wird sich wohl erneut Maxi Philipp als Neuner beweisen dürfen.

Allen Auswärtsfahrern möchten wir die Infos der Fanbeauftragten unter https://www.bvb.de/Fans/News/Faninfos-Bruegge ans Herz legen. Da der Gastgeber glücklicherweise nicht auf eine Anreise im Konvoi besteht, hat man die Chance, echtes Europapokalfeeling zu genießen.

So könnten Sie spielen

BVB: Bürki – Schmelzer, Diallo, Akanji, Piszczek – Weigl, Witsel, Dahoud – Sancho, Reus, Philipp

Brügge: Letica - Mechele, Poulain, Denswil - Rits, Vormer - Danjuma, Vanaken, Diatta - Wesley, Rezaei

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