Warmlaufen

Wundertüten unter sich

03.03.2017, 09:02 Uhr von:  Redaktion

Gegen Leverkusen ist immer alles drin: Von Gegentoren nach neun Sekunden...Kennt ihr das, dass ihr vor Spielen gegen gewisse Gegner immer absolut tiefenentspannt seid, egal in welcher Tabellenkonstellation man gegen sie antritt? Borussia Mönchengladbach ist für mich so ein Beispiel, zumindest bei einem Heimspiel im Westfalenstadion. Seien sie gerade mal gut wie in den letzten Jahren, seien sie schlecht wie über weite Strecken der jüngeren Vergangenheit: Eigentlich weiß man, dass nicht viel schief gehen kann und der BVB am Ende des Tages drei Punkte mehr in der Tüte haben wird. Oder nehmt Wolfsburg vor zwei Wochen: Selbst ohne Südtribüne konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass wir das Spiel nicht gewinnen würden... War ja letztlich auch relativ entspannt.

Und dann gibt es Bayer Leverkusen. Nicht erst in dieser Saison ist dieser Club der Inbegriff der Wundertüte für mich. Kommen die nach Dortmund, ist alles drin: Von souveränen Auswärtssiegen wie zum ersten Spieltag unserer Meistersaison 2010/11 ...bis zu souveränen Heimsiegen wie im letzten Jahr.(als ich mit dem Gedanken nach Hause ging, dass ich mindestens schon eine Mannschaft gesehen habe, die am Ende der Spielzeit weit vor unserem BVB liegen würde) bis zu einem Schützenfest wie beim 3:0 der Borussia im letzten Jahr. Die Bilanz der letzten zehn Jahre: Fünf Heimsiege, vier Auswärtssiege, ein Unentschieden. Und gerade in dieser Saison ist Leverkusen vor dem Spiel am Samstag doppelt schwer einzuschätzen: Nur 30 Punkte sorgen für einen enttäuschenden achten Platz in der Tabelle, und gefühlt folgen auf ein paar gute Spiele der Werkself regelmäßig wieder einige sehr schlechte. Und andersherum. Da sollte fast positiv stimmen, dass die Heimniederlage am letzten Wochenende gegen Mainz das erste schlechte Spiel in der Liga nach zwei souveränen Siegen gegen Frankfurt und Augsburg war. Ein miserabler Auftritt in Dortmund ist also quasi noch drin, ehe es dann nächste Woche von mir aus auch wieder aufwärts gehen darf.

Verwunderlich insbesondere, um begrifflich beim Thema zu bleiben, ist für mich, dass Roger Schmidt nach den letzten zwölf Monaten immer noch Trainer in Leverkusen ist. Eigentlich hätte die Kombination aus Schiedsrichterschelte und Kollegenbeleidigung und Pokalpleite in Lotte (ja, genau) und wenigen Punkten in der Bundesliga doch genügen müssen, um für seine Demission zu sorgen, Diese Saison ein Stehaufmännchen auf der Trainerbank in Leverkusen: Roger Schmidtund eigentlich wäre mir auch wohler, wenn er diesen Job in Leverkusen nicht mehr hätte. Man muss weder ihn noch seinen Fußball mögen (wobei mir mindestens seine Leidenschaft an der Seitenlinie bekannt vorkommt, wenn ich das mal damit vergleiche, wie unsereins so auf der Tribüne drauf ist), aber er hat einen Plan, und sein Team beherrscht diesen Plan. Zumindest an dessen guten Tagen. Und diese giftige Art, das Pressing über den gesamten Platz, die engen Räume: So richtig hat man nicht das Gefühl, dass unsere Mannschaft solche Gegner sonderlich schätzt. Nicht nur im Hinspiel, als der BVB zum ersten Mal seit drölfzig Jahren in Leverkusen verlor, sondern auch bei den Spielen in Leipzig oder in Frankfurt war erkennbar, wie schwer sich unser Team in derartigen Spielen Chancen erarbeitet. Man möge das gedanklich mal mit den letzten Spielen in Lissabon oder in Freiburg vergleichen.

Ein knalliger Sommertag wird es noch nicht, aber 15 Grad und Sonne sind auch ganz nett...Ich bin also tatsächlich eher skeptisch. So richtig traue ich dem Braten noch nicht, dass die wirklich gute Form der letzten Wochen (den Gruselkick in Darmstadt mal ausgenommen) auch in den beginnenden Frühling hinübergerettet werden kann. Gut zumindest, dass das Spiel des BVB am Dienstag in Lotte nicht stattgefunden hat und unseren Jungs 90 Minuten auf einem knietiefen Acker erspart geblieben sind. Nicht nur wegen des Spiels morgen, wo einem direkten Konkurrenten um den dritten Platz vermutlich der endgültige Todesstoß versetzt werden kann, sondern auch mit Blick auf die nächste Woche, wo einige wichtige Spiele in der Champions League bzw. in der Bundesliga anstehen. Mit ein paar Siegen ließen sich diverse Highlights im April verdienen, die man vermutlich relativ entspannt genießen könnte, mit ein paar Niederlagen könnte es ein sehr schwieriges letztes Drittel der Saison werden. Und da wir in dieser Saison letztlich auch sowas wie eine Wundertüte sind, nur auf einem etwas höheren Niveau als Bayer 04, gibt's vermutlich mal wieder von allem etwas. Ich hätte morgen trotzdem gern erstmal die drei Punkte.

Scherben, 03.03.2017

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