Spielbericht Profis

München auswärts

27.04.2017, 15:07 Uhr von:  Redaktion

Deutlich verbesserter Auftritt als noch vor rund zwei Wochen

„München auswärts… YEAH!“ – So war die allgemeine Stimmungslange unter den BVB-Fans nach der Auslosung zum Halbfinale im DFB-Pokal. Den Schwergewichten im Lostopf, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach, gerade noch einmal aus dem Weg gegangen und wer in der Hölle von Nebenan-von-Lotte bestanden hat, der macht sich vor MUC-Rot erst recht nicht in die Hose. Kein Wunder also, dass sich der schwatzgelbe Anhang ziemlich euphorisiert aufmachte, um den Bayern ihre Triple-Sai… entschuldigt bitte… ihre Double-Saison zu versauen und auf eine einfache, blöde und langweilige Meistersaison zusammenzustreichen. Die älteren unter den Bayernfans werden sich erinnern, wie das ist, wenn man am Ende der Saison nur einen Titel hat.

Personell konnten beide Mannschaften so ziemlich das Beste aufbieten, was das Krankenlager zugelassen hat. Geht ja schließlich ums German Clasico und da werden auch die maladesten Kicker noch mal munter. Apropos munter, so ging‘s auch gleich los für unsere Borussen auf dem Rasen. Passend zum total kuttigen 03+1ten Finaleinzug in Serie hatte Auba in der 03+1ten Minuten schon das Megading auf dem Fuß. Guerreiro legte volley ab in die Mitte, Obameijang (tribute to the old Fritz) rutschte rein, bekam den Schlappen an den Ball, schob selbigen aber auch am Kasten vorbei.

Freute sich zu früh: Die Münchener Südkurve

Und jetzt alle Hand hoch, wer sich in dem Moment gedacht hat: „Maaaaaaaaan, wenn man gewinnen will, musste den machen“. Dürften sich nicht wenige angesprochen fühlen. Aber von derartigen Binsenweisheiten fürs Phrasenschwein ließ sich unsere Borussia natürlich nicht beeindrucken und spielte weiter munter mit. In der ebenfalls total kuttigen 19. Minute wurde „der stolze Spanier“ (Fritz, ich liebe Dich!) Javier Martinez so unter Druck gesetzt, dass er sich zu einem minimal zu kurzen Rückpass genötigt sah, den Guerreiro durch Ulreichs Beine an den Pfosten setzte. Der zur Hilfe herbeigeeilte Philipp Lahm – wer es noch nicht wusste: das war sein letztes Pokalspiel – rutsche mit seinen kurzen Beinchen verblüfft vorbei und musste zugucken, wie der Ball vom Aluminium vor die Füße von Marco Reus kullerte. Der ließ sich die Chance natürlich nicht nehmen, um dem Ball zum standesgemäßen und völlig erwarteten 1:0 ins Tor zu schieben.

In der Folge erinnerten sich unsere Jungs an ihre Pflicht gegenüber dem neutralen TV-Zuschauer, das Spiel etwas spannend und nicht frühzeitig schon klar entschieden zu gestalten. Man ließ die Bayern also kommen und gestattete gar großzügig die eine oder andere Standardsituation. Man hätte fast drauf wetten können, dass München derartiges Entgegenkommen entgegen aller Regeln des Fairplays nicht zu schätzen wusste und eine von vielen Ecken in der 29. Minuten hinterhältig zum Ausgleich nutzte. Ok, für das Finale sollte man eventuell und unter Umständen versuchen, einen bekannt kopfballstarken Innenverteidiger nicht am Fünfer komplett allein stehen zu lassen, so dass er relativ problemlos einköpfen kann. Für Spannung war also wieder gesorgt.

Marco Reus sorgte für die Führung

Wenn man ein sehr kritischer Beobachter ist, könnte man an dieser Stelle anmerken, dass der BVB in der Folge eventuell eine Spur zu zurück haltend war und den Bayern zu sehr das Feld überließ. Optisch sah es phasenweise sogar so aus, als wäre der FCB deutlich überlegen, was natürlich nur Teil eines meisterlichen Matchplans war. Es bestehen trotzdem leise Zweifel, ob die Führung der Bayern in der 42. Minute ebenfalls Teil dieses Plans war. Nachdem Arjen Robben ein ums andere Mal auf seiner Seite in einer großartigen Co-Produktion von Käptn’ Schmelzer und Guerreiro auf den Weg nach vorne gestoppt wurde, spielte Thiago einen sogar ziemlich guten Diagonalball auf die linke Seite zu Frooooonk Ribery. Querpass in die Mitte zu Mats Hummels, der den Ball ins kurze Eck flach einschob. Stille beim Torschützen. Vordergründing natürlich aus Respekt vor seinem alten Verein und blablabla… Dabei wusste er in dieser Sekunde vermutlich ganz genau, was er da gerade gemacht hatte. Den Tiger ordentlich an die Eier gepackt und gereizt. Tja, Mats – da wird wohl mal wieder die ein oder andere schlaflose Nacht fällig.

Und das Gegenstück dazu: rotweißer Torjubel

Kurz vor der Pause hätte der Tiger dann trotzdem in mittelschwere Problemchen geraten können, als man den anderen Ex-Dortmunder allein aufs Tor zulaufen ließ. Aber Bürki machte sich einmal ganz breit und zeigte der ganzen Welt, warum Robert Lewandowski weniger Tore auf dem Konto hat als unser PEA17. Noch bevor Manuel Gräfe zur Halbzeit pfiff, twitterte Maik Barthel bereits erbost, dass man seinen Schützling doch mit purer Absicht am Torerfolg gehindert habe und forderte den DFB auf, endlich dagegen vorzugehen. Immerhin geht es schließlich darum, eine Weltmarke aufzubauen!

In der zweiten Halbzeit spulen wir einfach ein paar zwanzig Minuten sinnlosen Ballbesitzes für Ancelottis Mannschaft vor bis zu DER Szene des Spiels. Roman Bürki mit einem Kurzpass zu Weigl, der vielleicht nicht so die allerbeste Idee war, weil Thiago direkt daneben stand. Der eroberte den Ball und legte ihn in die Mitte zu Lewandowski. Leider hatte der gute Robert in der Halbzeitpause vermutlich ebenfalls die Twittermeldungen seines Beraters gelesen und gab den Ball mutlos weiter zum in Dortmund sehr geschätzten Arjen Robben. Der musste nur noch den Ball ins leere Tor schieben. Und während der Ball Richtung Tormaschen segelt, fliegt von der Seite mit der Rückennummer 6

Held des Abends: Sven Bender

SVEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEN

Alle: BEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEENDER

SVEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEN

Alle: BEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEENDER

Und noch mal

SVEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEN

Alle: BEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEENDER

heran und kratzt den Ball mit der Fußspitze an den Pfosten. Hinter dem Tor steht die extra aus dem Jahr 1997 angereiste Grätsche vom Fußballgott und klatscht enthusiastisch Beifall. Lieber Sven, dass du dir damit ein Extrakapitel in der BVB-Geschichte gesichert hast, ist dir klar, woll?

Jubel um Aubameyangs Ausgleichstreffer

Das war der Moment, an dem auch dem Letzten klar wurde, dass es hier nur einen Sieger geben konnte. Und der trug schwatzgelbe Trikots. Also gingen unsere Jungs jetzt entschlossen zu Werke, das Spiel auch endgültig zu ihren Gunsten zu entscheiden. Nur wenige Minuten nach Mannis Sahnetat kam Ousmane Dembélé, der bis dahin aus taktischen Gründen seine großen Stärken sehr gut verbarg, im Strafraum an den Ball. Es folgte eine Flanke, bei der man im Amateuerfußball vermutlich abschätzig was von wegen „da liegt Schnee drauf, wenn der runterkommt“ gesagt hätte, die von einem Profi allerdings natürlich millimetergenau getimt ist. Und zwar so genau, dass sie völlig außerhalb der Reichweite von Ulreich oder Martinez butterweich am langen Pfosten runterfiel und nur darauf wartete, von Aubameyang zärtlich ins Tor eingenickt zu werden.

Da im DFB-Pokal leider die auswärts geschossenen Tore bei Gleichstand nicht doppelt zählen, musste also noch eine zweite Bude her. Und wieder war es Dembélé, der den Ball auf der rechten Seite im Strafraum bekam. Man weiß zwar nicht, in welcher Sprache er den zum Glück rechtzeitig genesenen David Alaba zum Tänzchen aufforderte, die Einladung wurde auf jeden Fall dankend angenommen. Einmal mit dem Popo gewackelt, mit dem Ball am Fuß nach innen gezogen, Schuss aufs lange Eck und der Ball schlug unter der Latte im Tor ein. Kommt der Move noch jemanden bekannt vor? Auf Höhe der Mittellinie rannte Arjen Robben jedenfalls jubelnd über den Platz, bis er registrierte, dass er das Tor gar nicht geschossen hatte.

3-2 für Schwarzgelb - der pure Wahnsinn

3:2 für unseren BVB und noch quälend lange 500 Minuten zu spielen. Von da an würde ich Euch gerne noch was übers Spiel erzählen, aber ich gebe ganz offen zu, dass ich in solchen Momenten die Megaschissbuxe bin. Also wörtlich Augen zu und durch. Was-ich-nicht-sehe-passiert-nicht, Was-ich-nicht-sehe-passiert-nicht, Was-ich-nicht-sehe-passiert-nicht, Was-ich-nicht-sehe-passiert-nicht….

Und AUS.

Ganz ehrlich: Riesiges Kompliment an die Mannschaft, die bei so einem Spiel in München einen Rückstand noch umgebogen hat. So viele Hüte hat Auba nicht in seinem Klamottenschrank, wie hier gezogen gehören. Zum sechsten Mal in Serie endet für uns Borussenfans die Saison nicht am 34. Spieltag und auch wenn die Erfahrungen nur einmal wirklich schön war, ist das eine Leistung, die im europäischen Fußball vermutlich ihresgleichen sucht.

Jetzt heißt es am 27.05. also erneut: Antischen in Berlin. Alle Mann zum Adler rupfen!

Bayern: Ulreich – Lahm, Martinez, Hummels (61. Boateng), Alaba – Alonso (79. Müller) – Thiago, Vidal – Robben, Lewandowski, Ribery (86. Costa)

Borussia Dortmund: Bürki – Piszczek (80. Pulisic), Sokratis, Bender, Schmelzer – Dembélé, Castro (46. Durm), Weigl, Guerreiro –Aubameyang, Reus (90.+1 Ginter)

Sascha, 27.03+1.2017

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