Spielbericht Profis

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15.03.2017, 00:01 Uhr von:  Redaktion

Ausgelassene Stimmung im Gästeblock

Glanz und Gloria war das heute sicherlich nicht von unseren Schwarzgelben, aber immerhin schaffte man es diesmal ohne ein weiteres Elfmeterschießen ins Halbfinale einzuziehen und den Durchmarsch des Drittligaschrecks Lotte zu stoppen. Dass das nicht immer schön aussah, kann man dann auch mal ganz gepflegt ignorieren.

Ein gutes Pflaster war das Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück für den BVB sicherlich nicht, konnte man hier schließlich noch nie einen Sieg mit nach Hause nehmen. Dieser sollte heute nicht zur Debatte stehen, sofern man mal wieder Lust auf ein Finale hatte, bei dem man ausnahmsweise mal nicht auf den FC Bayern als Gegner treffen sollte: dieser erwartete einen schließlich schon in der nächsten Runde im Halbfinale. Beim Blick auf den Rasen hatte man zwar nicht unbedingt das Gefühl, dass einen hier bessere Platzverhältnisse angeboten wurden als in Lotte, aber der hier war zumindest trocken.

Marcel Schmelzer im Zweikampf

Gegenüber dem Spiel in Berlin nahm Thomas Tuchel drei Veränderungen in der Aufstellung vor. Während Aubameyang und Weigl mit muskulären Beschwerden ganz aussetzen mussten, wurde Erik Durm zunächst eine Pause verordnet. Für sie kamen Dembélé, Pulisic und Piszczek ins Spiel. Gleichzeitig war Alexander Isak zum ersten mal und Nuri Sahin wieder einmal im Kader dabei.

Erste Halbzeit

Jaja, der Pokal schreibt seine eigenen Gesetze und auch gegen einen drittklassigen Gegner muss man erst einmal gewinnen, die sind schließlich besonders motiviert. Wer also damit gerechnet hatte, dass Dortmund dieses Spiel heute lockerflockig nach Hause schaukeln würde, sah sich gleich mal nach zwei Minuten eines Besseren belehrt. Während man im schwarzgelben Dress offensichtlich noch im Finde- oder auch Schlafmodus war, hatte man sich in Lotte heute Größeres vorgenommen. Und so ging es gleich zu Beginn mal schnurstracks über rechts aufs Dortmunder Tor zu, wo sich Bürki, Ginter und Bartra lieber gegenseitig die Verantwortung zuschoben und den „Lottaner“ machen ließen. Dass der am Ende doch nicht so recht wusste, was er mit dem Ball anfangen sollte, konnte man wohl als erstes „Schwein gehabt“ auf unserer Seite verbuchen. Weiter ging’s, nur eben nicht in unserem Sinne. Nur zehn Minuten später war es wieder Lotte, die die nächste Großchance hatten. Nach einem Eckball tauchte Wendel plötzlich vor Bürki auf, der sich jedoch groß vor diesem aufbaute und den Schuss abwehren konnte. Man man man. Das konnte doch kaum nur am Rasen liegen. Aber so richtig wollte man in schwarzgelb heute offensichtlich noch nicht.

Shinji Kagawa stand erneut in der Startelf

Nach einer knappen Viertelstunde schlich sich langsam das Gefühl ein als habe Lotte irgendwie mehr Lust auf ein Halbfinale gegen die Bayern als wir. Viel wusste man auf Dortmunder Seite nämlich nicht mit dem Spiel anzufangen. Immer weiter drückte Lotte aufs Gaspedal und schaltete nach Dortmunder Standards den Turbo an. Dortmund hingegen hatte Mühe hinterher zu kommen. Nach 15 Minuten dann mal sowas wie eine Chance für die Schwarzgelben. Nach Kagawas cleverem Ball auf Schürrle rechts, hatte dieser Platz zu flanken. Sein Ball kommt jedoch zu unscharf in den 16er und so geht Dembélés Kopfball nicht wirklich in Richtung Tor. Auch in den Minuten danach dümpelt das Dortmunder Spiel weiter so vor sich hin: vorne ideenlos, hinten unsicher. Ein Klassenunterschied von zwei Ligen war bis hierhin sicherlich nicht festzustellen. Und auch Guerreiros gar nicht mal so bescheidener Schuss aus der 24. Minute wirkte trotzdem eher wie ein laues Lüftchen.

Der FC Bayern bot auf seiner Homepage schon vor dem Spiel Karten für das Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund an. Man bekam in der ersten Halbzeit das Gefühl als sehe man das sichere Einziehen ins Halbfinale in Dortmund ähnlich klar: kaum Leidenschaft, kaum Zug zum Spiel, keine Ideen und kein Biss. Dass es zur Halbzeit null-null stand, lag vor allem auch daran, dass Lotte mit seinen Freiräumen und seinen Chancen nicht allzu viel anzufangen wusste. Glück für uns, einmal durchschnaufen und weitermachen.

Zweite Halbzeit

Christian Pulisic sorgte für das wichtige 1-0

Weiter ging’s mit Halbzeit zwei und erneutem Ballbesitz von Lotte. Diesmal passte man in der Dortmunder Defensive jedoch besser auf. Und auch auf der anderen Seite wurde man langsam wach. Nach einer Ecke von Guerreiro kommt Ginter plötzlich völlig frei zum Kopfball, der jedoch ins Toraus geklärt wird. Mit der darauffolgenden Ecke weiß man in Dortmund nichts anzufangen. Danach war dann auch zunächst einmal wieder Flaute. Nach einer knappen Stunde war es dann aber doch endlich passiert und der Ball zappelte im Netz. Offensichtlich hatte Dembélé von dem belanglosen Rumgeschiebe endgültig genug und im Mittelfeld zudem auch noch unglaublich viel Platz. Da sich scheinbar auch niemand auf die Fahnen geschrieben hatte ihn anzugreifen, spazierte er dann gleich mal bis zum 16er vor. Dort legte er links auf Pulisic ab, der gekonnt zum 1:0 einschiebt. Puh.

Offensichtlich brauchte es in Dortmund erst ein Tor, um die Lust am Fußball zu entdecken. Nun kombinierte man endlich einmal etwas überlegter, suchte nach leeren Räumen und Möglichkeiten zu kombinieren. Belohnt wurde das Ganze in der 66. Minute, als Pulisic und Kagawa in aller Ruhe am gegnerischen Strafraum kombinieren und den Ball auf Guerreiro flanken konnten, der diesen im Spiel hält und zu Schürrle köpft. Bisher eher kaum im

André Schürrle traf zum 2-0

Spiel, ließ sich Schürrle nicht zweimal bitten und hämmert den Ball mit voller Wucht ins Tornetz- 2:0 für uns. Dass sich Dortmund nach der 2:0 Führung dann nicht mehr unbedingt ein Bein ausriss, konnte man wohl entschuldigen. Immerhin hatte man auch in den Folgewochen noch ein straffes Programm vor sich und auch Lotte machte nicht gerade den Anschein als würden sie das Spiel heute noch einmal drehen wollen.

Dass dann auch Marcel Schmelzer nochmal jubeln durfte, war auch Lottes Keeper Fernandez zu verdanken, der nach einem halbhohen und nicht sonderlich platzierten Freistoß aus 25 Metern in der 83. Minute am Ball vorbeisegelte und diesen vom Pfosten ins Tor kullern ließ – 3:0 für Schwarzgelb.

Ausblick

Da der Gegner schon vor dem Spiel feststand, kann man sich nun in Dortmund auf ein weiteres Halbfinale in München freuen. Das gab es vor zwei Jahren ja bereits schon einmal und Erinnerungen an eine lustige Rutschpartie werden wach. Will man den Pokal holen, muss man eh irgendwann

Marel Schmelzer machte den Deckel drauf

einmal die Bayern besiegen, diesmal dann halt wieder in München. In der Bundesliga geht es am Freitag Zuhause weiter gegen Ingolstadt. Nach der Pleite gegen Hertha stehen auch dort wieder drei wichtige Punkte auf dem Programm, die man im Kampf um die internationalen Plätze nicht verschenken sollte.

Und dann war da noch: Stimmung

Die Stimmung im Gästeblock war wohl so gut wie lange nicht mehr. Wie so oft sorgte ein kleiner, aber feiner Kern für besseren Support als wenn Tausende im weiten rund verteilt sind und die Lautstärke verebbt. Die baulichen Vorausetzungen, die Osnabrück zu einem der besten Gästeblöcke im bezahlten Fußball machen, taten ihr übriges: hervorragende Akustik, kompakte Bauweie, aber trotzdem genug Platz für Eskalation und Pogo-Aktionen. Durch die vielen erfahrenen Auswärtsfahrer konnten auch komplizierte Lieder unproblematisch und homogen zum besten gegeben werden. Da konnte man auch den peinlichen "volle Lotte" -Stadionsprecher verschmerzen. Amüsant auch die

VolleLotte vor dem Gästeblock

ständigen Einblendungen von Nummernschildern auf der Stadionleinwand, deren Besitzer im Stadionumfeld ihre Autos wegfahren sollten.

Statistik

Sportfreunde Lotte: Fernandez, Langlitz (Steinhart 46.) , Rahn, Nauber, Neidhart, Wendel (Tankulic 74.), Dej (Heyer 62.), Pires-Rod., Freiberger, Rosinger, Lindner

Borussia Dortmund: Bürki, Schmelzer, Bartra, Ginter, Piszczek, Castro (Isak 86.), Guerreiro (Merino 71.), Kagawa, Pulisic (Mor 82.), Schürrle, Dembélé

Tore: 0:1 Pulisic (57., Dembélé), 0:2 Schürrle (66., Guerreiro), Schmelzer (83.)

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)

Stadion: Bremer Brücke (16.000)

Ida, 14.03.2017

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