Warmlaufen

Willkommen im Westfalenstadion

29.01.2016, 20:39 Uhr von:  Redaktion

Da ist er, der Tempel!Stolz ragen die glitzernd gelben Pylonen in die Luft, als wären sie beleuchtet. Das Sonnenlicht zaubert tausende kleine Lichtreflexe auf die Umgebung. Es knistert. Ein leichter Schauer läuft mir über den Rücken. Da ist er, der Tempel!

Man kann mir vorwerfen, nicht objektiv zu sein, wenn ich sage, dass dies das schönste Stadion der Welt ist und damit sogar richtig liegen. Trotzdem kann keiner abstreiten, dass das Westfalenstadion eine Magie ausstrahlt, eine Anziehungskraft hat, wie nur ein paar wenige andere Stadien.

So einzigartig macht es aber nicht nur die Schönheit der gelben Pylonen und die Vollkommenheit der Funktion. Sondern vor allem das Gefühl, die Emotionen und die Leidenschaft. Die Seele des Stadions. Wenn ich von weitem die Pylonen in den Himmel ragen sehe, dann fühle ich Geborgenheit, Vorfreude und Adrenalin. Alles gleichzeitig.

Zum Westfalenstadion zu spazieren, vor allem nach einer langen Winterpause, fühlt sich an, wie nach einem langen schönen Urlaub nach Hause zu kommen. Vertraut, voller Vorfreude. Endlich alle Freunde wiedersehen. Zusammen essen, trinken, feiern.

Der FCI steht besser da als viele gedacht hattenDabei ist es auch völlig nebensächlich, dass mit dem FC Ingolstadt ein Gegner kommt, den man normalerweise auf dem Vorbeiweg verspeist. Dass es einer dieser Plastikvereine ist (wenn auch einer der weniger gehassten), der einem schleichend die Lust auf diesen ganzen modernen Fußball nimmt. Dass wir selbst im Nirgendwo der Tabelle sind, wo man gefahrlos stornofreie CL-Reisen buchen kann für die nächste Sasion. Dass wir eine Saisonhälfte vor uns haben, die unter normalen Umständen (und davon ist natürlich auszugehen, sonst wären sie ja nicht normal) bestenfalls international und im Pokal noch ein paar interessante Spiele und etwas Aufregung zu bieten hat.

Auf dem Weg zum Tempel sind alle diese Umstände zweitrangig. Was zählt ist, dass ich hier bin. Dass ich gleich reingehen darf. Dass ich einen Teil ausmache von diesem wunderbaren Gefühl.

Nach zehn Jahren am selben Ort kenne ich die Leute, die Wege, die Hindernisse. Am liebsten setze ich mich früh vor Spielbeginn auf die harten, schmutzigen Betonstufen der Südtribüne und schaue auf das Spielfeld. Wenn man auf der leeren Tribüne steht und von unten nach oben schaut, dann kann einem schwindlig werden. Die Ausmaße des Betons sind einfach nicht richtig zu fassen für das menschliche Gehirn. Ich schaue von links nach rechts, wie ich es schon so oft gemacht habe in meinem Leben und denke mir jedes Mal aufs neue “Was für eine Dimension!”.

Das Herz der Südtribüne in AktionLangsam füllt sich die Tribüne. Unmerklich. Einer setzt sich ein paar Meter links von mir hin. Ein anderer steht hinter mir am Zaun. Daneben stellen sich noch ein paar dazu. Irgendwann wird es zu voll zum Sitzen, also stehe ich auf. Zu diesem Zeitpunkt sind auch schon viele Bekannte da. Es sind immer dieselben. Jeder steht von Heimspiel zu Heimspiel auf den selben paar Quadratmetern. Eine ungeschriebene Regel auf der ganzen Südtribüne. Über die Jahre sind viele von meinen Nachbarn Freunde von mir geworden. Man redet, tauscht sich aus. Weiß alles voneinander, nur manchmal nicht den Namen. Namen sind irgendwie unwichtig.

Wenn das Spiel beginnt, kommt die ganze Kraft der Tribüne zum Einsatz. Ich spüre den Boden unter meinen Füßen vibrieren. Die alten Betonelemente tun, wofür sie geschaffen sind. Sie schwingen mit. Manchmal bleibe ich stehen, wenn die ganze Tribüne hüpft, um die Kraft unter meinen Füßen zu spüren. Die Vibration überträgt sich dann auf den ganzen Körper und löst Gänsehaut aus. Und dann ist natürlich auch noch die Lautstärke, die die Energie auf den Platz überträgt. Das eine Mal etwas besser als das andere Mal. Ich singe, schreie, schimpfe, juble, umarme alle Nachbarn. Fußball im Westfalenstadion ist unbeschreiblich faszinierend. Auch nach so vielen Jahren noch.

Torschützen unter sich im Hinspiel in IngolstadtFür Ingolstadt wird es das erste Mal sein. 2600 Fans begleiten den Aufsteiger, was für Plastics eine ordentliche Zahl ist. Lassen wir sie das Westfalenstadion spüren!

Voraussichtliche Mannschaftsaufstellungen

Borussia Dortmund: Bürki – Piszczek, Sokratis, Hummels, Durm – Weigl – Gündogan, Kagawa – Mkhitaryan, Aubameyang, Reus

FC Ingolstadt: Özcan – da Costa, Matip, Hübner, Bauer – Christiansen, Roger, Morales – Hartmann, Kachunga, Leckie

Schiedsrichter: Winkmann (Kerken)

Stadion: Westfalenstadion, schönstes Stadion der Welt (auuuuuuuuusverkauuuuuuuuft)

Nadja, 29.01.2016

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