Warmlaufen

Derbyfieber !?-Ne, nur ne Grippe!

27.02.2015, 19:45 Uhr von:  Redaktion

Die Ruhe vor dem Ansturm zum DerbyMan stelle sich vor, am Samstag ist Derby und kein Schwatzgelber hat erhöhte Temperatur noch einen erhöhten Puls bei dem Gedanken an das 146. Derby. Doch auch im blau-weißen Schlumpfhausen scheint man sich zurzeit mit anderen Problemen herumzuschlagen und versucht als Vorbild für Griechenland Geld zu akquirieren. Derbyfieber war gestern, heute ist nur Grippe angesagt.

"Brauchste noch ne Karte?"

„Braucht noch jemand eine Derbykarte?“ Vor zwei Jahren hätte man diese Frage als verfrühten Aprilscherz abgestempelt. Das Derby elektrisierte schon Wochen vorher die Massen. Die Medien läuteten schon Tage vorher den Countdown ein und überschlugen sich mit Superlativen. Doch dieses Mal scheint alles ausgelutscht zu sein. Selbst auf der Pressekonferenz zum Derby diskutiert man lieber über die WM-Vergabe an Katar im Jahr 2022 und die geniale Idee, die WM im Winter stattfinden zu lassen. Auch ein möglicher Wechsel eines Samy Khedira in die Bundesliga scheint interessanter zu sein, als die Standardfragen zum Spiel der Spiele.

...und jährlich grüßt das Murmeltier...

Olaf Thon hat immer etwas zu melden...Wo bitteschön war die Frage, ob die Spieler sich der Aufgabe auch wirklich bewusst sind. Was bitte ist mit den Storys über Dortmund-Fans, die es gar wagen, eine "Freundschaft"zu einem Blau-Weißen zu haben und womöglich in diversen Reportagen über ihren gemeinsamen Stadionbesuch zu plaudern. Wann kommen eigentlich endlich die Experten-Interviews mit ehemaligen Spielern, die mal bei einem Derby anwesend waren und jetzt weise das Ergebnis prognostizieren können. Gibt es niemanden mehr, der die Gegenseite durch qualifizierte Aussagen provozieren möchte? Und überhaupt was ist mit der Polizei los? Was hat man unter einem „Rundum-Sorglospaket“ zu verstehen, welches jüngst auf der Pressekonferenz den anreisenden Fans versprochen wurde? Muss ich mir jetzt keine Sorgen machen, von rücksichtslosen Radfahrern als Fußgänger auf dem Radweg über den Haufen gefahren zu werden? Wo bitte schön sind die streng geheimen Pläne, die Fanlager bei der Anreise zu trennen, um sie dann wieder zusammenzuführen, welche so geheim sind, dass selbst die Polizisten vor Ort nichts davon wissen? Selbst die Bombenmeldung am Westfalenstadion verpuffte in den Medien und schaffte es nicht zu einer aufreißerischen Meldung in der Springerpresse. Was hätte man alles daraus machen können, um endlich wieder etwas mehr Brisanz in das Derby zu bringen. Aber weder Verschwörungstheorien, noch irgendwelche Horrorszenarien folgten.

Freunde die keiner braucht

Aber den ausbleibenden Medienhype für das fehlende Derbfieber verantwortlich zu machen, wäre den Medien gegenüber nicht gerecht. Ein weiterer Grund ist mit Sicherheit das inzwischen hervorragende Verhältnis zwischen BVB- und Schlumpfhausen-Fans. Als BVB-Fan hatte man in den letzten Wochen, gemessen an der Anzahl an Kurzmitteilungen so viele Freunde wie nie zuvor. Die Kreativität der Blau-Weißen schien kaum Grenzen zu haben, als schwatzgelb noch den letzten Tabellenplatz für sich beanspruchte. Besonders positiv an den letzten Wochen war, dass man von Bekannten gehört hat, von denen man schon Jahre lang nichts mehr gehört hatte. Ein „normaler“ Derbysieg hat vermutlich keinen Reiz mehr. Es müsste schon so sein, dass die Blauen uns mit einem 0:4 den Todesstoß versetzen und uns unumgänglich in die Zweitklassigkeit schießen würden. Dann und nur dann, hätten die Medien endlich wieder einen Aufmacher und Gerald Asamoah könnte wieder drohen, bei diesem Ergebnis von Dortmund nach Hause laufen zu wollen. Zugegeben, dies hört sich stark nach „Fifty shades of grey“ an, würde aber vermutlich die gleiche Polarisierung der Massen hervorrufen.

Der "blaue Weg" für Griechenland?

Überhaupt scheint das Fußballruhrgebiet zu Höherem berufen zu sein. 1000€ Euro einmaliger Mitgliedsbeitrag wird ja wohl für das einfache Blau-Weiße-Mitglied drin sein. Ärgerlich nur, dass wir es nicht waren, die diese geniale Idee hatten. Wenn sich diese Art des Schuldenabbaus bis Griechenland einmal herum spricht, wird man in den Geschichtsbüchern einmal von der „blau-weißen Methode“ lesen. Klar, dass ein Derbysieg bei einer solchen Größenordnung keine Rolle mehr spielt.

"Ein wenig Kevin würde dem Micky gut tun"Als Trostpreis, es nicht in die Geschichtsbücher geschafft zu haben, dürfen sich die BVB-Fans bald sicher alle den Titel Sozialpädagoge und Kommunikationstrainer für Torhüter an ihr Trikot heften. Gerade in Zeiten wie diesen ist es nicht tolerierbar, dass ein Weltmeistertorhüter, der seit dreizehn Jahren seinem Verein die Treue hält, seinen jungen und unerfahrenen Weltmeisterabwehrspieler, zur Brust nimmt und ihn zusammenfaltet. Gerade ein Weltmeiser muss sich seiner besonderen Vorbildfunktion bewusst sein und als gutes Vorbild vorangehen. Emotionen sind da vollkomme fehl am Platz. Als gutes Beispiel dafür kann man sicherlich Henrik Mkhitaryan heranziehen, der alleine schon aus Rücksicht auf den Gegner den Ball nicht ins gegnerische Gehäuse schießt. Eine pädagogisch sehr begrüßenswerte Maßnahme, erst recht in einem Derby.

Das einige schwatzgelbe erhöhte Temperatur haben liegt allerdings nicht am Derbyfieber, sondern schlichtweg an der Magen-Darm-Grippe, die im BVB-Lager zurzeit grassiert. Kampl, Subotic und Kagawa waren bislang davon betroffen, es bleibt abzuwarten, wer sich noch mit dem Virus infiziert hat. Immerhin eine gute Meldung gab es diese Woche aus BVB-Sicht dennoch: Ciro Immobile wird die Grippe nicht haben, schließlich hat kein anderer BVB-Spieler während des letzten halben Jahres mit ihm persönlichen Kontakt gehabt.

Derbyfieber vs. Grippe

Das passende Spruchband zum SpieltagGespannt darf man sein, ob die Gäste in Bestbesetzung beim BVB antreten werden, schließlich stehen zwei englische Wochen vor der Tür, bei denen man sich sicherlich noch viel ausrechnet. In der Champions-League gegen Madrid und im Pokal gegen…. Zumindest tritt man im Tor mit der Reserve der Reserve an und damit man nicht auch im Sturm nachgesagt bekommt, man habe das Spiel nicht ernst genommen, konnte man den DFB davon überzeugen, dass ohne Jan Klasse Huntelaar das Derby nur halb so schön würde und darum gebeten, die Rot-Sperre zu reduzieren. Der Begriff Schönheit reduziert sich bei den Blauen auf den puren Defensivfußball in einem 5-3-2 System, welcher lediglich bei der Punkteausbeute zu glänzen scheint. Das, was Juventus Turin zweimal am Dienstag gezaubert hat, nämlich zu kontern, beherrschen die Blauen aus dem FF. Einen fußballerischen Hochgenuss wird man von den „Ergebnismaschinen aus Ge“ im Derby wohl nicht erwarten dürfen.

Auch wenn es die aktuelle, nicht vorhandene Brisanz vermuten lässt, wird das Spiel erneut ausverkauft sein. Dabei bedient sich der Verein eines schäbigen Tricks, indem er die Kapazität einfach heruntersetzt, mit der Begründung einen Puffer-Block zwischen den Fanlagern einrichten zu wollen. Was die Kartenpreise angeht, so werden sich einige Schwarzmarkthändler bald nach anderen Geschäftszweigen umgucken müssen. Vergleicht man die Nachfrage bei Ebay nach Derbykarten mit der von vor zwei Jahren, müssen die meisten Karten schon als Ramschpapiere verscherbelt werden. Früher gab es noch ein Derby, heute geht es einfach nur noch um drei Punkte und um die Frage wann endlich das W-LAN Netz im Westfalenstadion für alle Gäste freigeschaltet wird, damit man endlich auch etwas von seinem Sky-Go Abo hat!

So könnten sie spielen:

Der BVB

Weidenfeller-Sokratis-Subotic-Hummels-Schmelzer-Gündoga-Sahin-Kuba-Kagawa-Reus-Aubameyang

Auf der Bank: Langarek-Ginter-Bender-Kehl-Kirch-Mkhitaryan-Immobile-Ramos

Der Gast

Wellenreuther-Höwedes-Neustädter-Nastasic-Barnetta-Fuchs-Aoogo-Höger-Boateng-ChoupoMoting-Huntelaar

Auf der Bank

Gspurning-Ayhan-Borgmann-Meyer-Sobottka-Platte-Sam-Sane-Itter

Schiedsrichter: Felix Zweyer

Christoph, 26.3.2015

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