Unsa Senf

Drei Beispiele, warum die Ticketpreise ein Witz sind

11.10.2015, 12:51 Uhr von:  Redaktion

31,20 Euro, mit diesem Preis Objekt der Begierde: Ein Platz im Westfalenstadionist die günstigste Sitzplatzkarte im Westfalentempel für diese Saison 2015/2016 veranschlagt. Was der BVB allerdings geflissentlich verschweigt: Dieser Preis ist ein Mindestpreis und wer ein Ticket kaufen möchte, sollte sich im Klaren sein, dass das Ganze deutlich teurer wird als ausgezeichnet. (Der Einfachheit halber wird nur die Bundesliga betrachtet, Telefongebühren sind mit drei Euro pro Ticketkauf angesetzt)

Beispiel 1:

Der "Rosinenpicker" bemüht sich nur um eine Karte für die Highlight-Spiele. Bayern oder Blau muss es dann schon sein, denn oft kann/will er aus unterschiedlichsten Gründen nicht ins Stadion. Seine Rechnung sieht so aus:

Ticketpreis: 31,20 Euro
Topspielzuschlag: 6,24 Euro
Hotlinegebühren: 3,00 Euro
Versandgebühren: 6,00 Euro
Notwendige Mitgliedschaft: 62,00 Euro

Gesamtpreis: 108,44 Euro / Spiel

Das ist mal eben mehr als das Dreifache des ausgewiesenen Preises. Aber wahrscheinlich ist das einfach ein schlechtes Beispiel und wenn man nur das absolute Topspiel sehen will, hat man es auch nicht besser verdient.

Ticket gegen die Blauen: 100 Euro, ein Sieg: unbezahlbarBeispiel 2:

Der "Öfters-mal-im-Stadion-Typ" versucht pro Saison einige Spiele mitzunehmen, wenn es Zeit und Geld zulassen. Gehen wir mal von sieben Spielen im Schnitt aus. Obwohl kein Spiel mit Topspielzuschlag dabei ist, muss die Person in Beispiel 2 Vereinsmitglied sein, denn für mindestens eins der Spiele findet mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ein reiner Mitgliederverkauf statt:

Ticketpreise: 218,40 Euro
Hotlinegebühren: 21,00 Euro
Versandgebühren: 42,00 Euro
Notwendige Mitgliedschaft: 62,00 Euro

Gesamtpreis: 343,40 Euro bzw. 49,06 Euro / Spiel

Schon etwas weniger als die Hälfte des Rosinenpickers zahlt man in Beispiel 2. Allerdings war man gegen die Bayern oder die Blauen nicht im Stadion. Und trotzdem: 48,77 Euro / Spiel sind immer noch ca. 1,5x der offizielle Preis.

Beispiel 3:

Der "17-Heimspiele-Typ" hat das Glück für jedes Spiel eine Karte zu bekommen. Er beherrscht die Hotline und hat immer zu den Vorverkaufszeiten ein bisschen Luft anzurufen:

Ticketpreise: 530,40 Euro
Topspielzuschläge: 12,48 Euro
Hotlinegebühren: 51,00 Euro
Versandgebühren: 102,00 Euro
Notwendige Mitgliedschaft: 62,00 Euro

Gesamtpreis: 757,88 Euro bzw. 44,58 Euro / Spiel

Auch der Besuch aller Bundesliga-Heimspiele schlägt immer noch mit dem knapp 1,5 fachen des Ausgangspreises zu Buche!Zuschauerzahl oder Ticketpreis?

Alle drei Beispiele verdeutlichen, dass der angegebene Ticketpreis auf der Homepage ein Hohn ist, wenn man die tatsächlichen Kosten betrachtet. Besonders die Nebenkosten treiben den Preis in teilweise ungeahnte Sphären. Es stellt sich die Frage, ob die Verknüpfung Mitgliedschaft und Ticketverkauf ein Schlag gegen den Schwarzhandel oder vor allem eine versteckte Preiserhöhung zu Gunsten des e.V. war? Und natürlich gibt es günstigere und kundenfreundlichere Alternativen, die Karten an den Fan zu bringen. Generell sind die Gebühren nicht sehr transparent (und da ist der BVB nicht allein in der Bundesliga). Die Versandgebühren werden zum Beispiel erst am Ende genannt. Dann ist die Euphorie über die Karte so groß, dass es auch egal ist, dass der Gesamtpreis mal eben (bei der günstigsten Kategorie) um knapp 20% gestiegen ist.

Ich bin mir sicher, dass man schon viele Ideen gesammelt hat und einige in der Umsetzung gar nicht schwierig wären. Man müsste es nur wollen und eventuell sogar auf ein wenig Geld verzichten. Da die Ticketeinnahmen gegenüber den Sponsoringerlösen und TV-Einnahmen an Bedeutung verlieren, dürften „die paar Euro“, die man den Fans entgegenkommt, ja die Wettbewerbsfähigkeit der Mannschaft nicht gefährden.

Aber wie bei allen unangenehmen Themen kann ich mir leider Ihre Reaktion schon genau vorstellen, Herr Watzke:

„Wir stehen vor den Blauen“ – Allgemeiner Applaus – Themawechsel

Seb, 11.10.2015

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