Unsa Senf

Sommerpause

13.06.2015, 16:13 Uhr von:  Redaktion

Ich weiß, es ist erst 2 Wochen her. Ich weiß, dass es "nur" noch 8 Wochen sind. Trotzdem. Es ist und bleibt kacke. Klar, ich könnt' jetzt zum Stadion fahren und auch rein, aber wat hab ich davon ? Da is' kein Schwein. Meine Süd ist für 3 Monate lebendig begraben. Tot. Die Treppen kalt und leer, nur die von oben bis unten zugeklebten Wellenbrecher bringen hier jetzt für die nächsten Wochen noch Farbe ins Spiel und zeigen, dass hier vor 3 Wochen noch der Beton gebebt hat.

Heute ist Samstag, normalerweise im Kalender dick und fett mit ""BOOORUSSIA!" markiert, damit ja keiner auf die Idee kommt, mich zu fragen, ob ich nicht Lust hätte, was zu unternehmen. Hab ich nicht. Also schon, aber nicht mit euch, sondern mit meinem Verein. Ganz einfache Kiste.

Heut' morgen steh' ich also auf und in der Regel bestehen die verbleibenden 2 Stunden nur aus "Feddisch machen zum tempeln", wenn's sein muss auch durch dreiviertelstündiges Duschen. Hauptsache, nix anderes tun. Hauptsache, endlich wieder nur das eine im Kopp. Heute nich. Auch nächstes Wochenende nich. "Back in reallife" quasi.

Dafür zu sorgen, dass die Wohnung halbwegs betretbar aussieht, wurde sonst immer auf den Tag nach "vom Spiel ausnüchtern" verschoben. Oder auf den Tag danach danach. Kurz bevor man anfängt, den Staubfusselbällchen Namen zu geben. Heute ist das anders. Ich werde heute und morgen nüchtern sein. Das verwirrt meinen Körper so sehr, dass er einen "Putztag" einlegen möchte.

Am meisten freue ich mich ja auf die Abende mit meinen "Normalo"-Freunden. Die finden in der Regel ja ohne mich statt. Jetzt, wo ich keine Ausrede mehr habe, muss ich also antanzen. Bin ich froh, wenn ich die nacher Sommerpause wieder meiden kann. Und die mich. Ein herrliches Geben und Nehmen. Wie ein ausgehungerter Löwe sitzen sie dann nämlich da, starren mich an und warten bis ich einen Fehler mache. Das wären zum Beispiel Sätze wie :" ... dat is bei uns auch immer lustig!" Mit "uns" mein' ich meine behämmerten Stadionchaoten. Wissen die. Gucken die wie 'ne Katze, der man, nachdem sie einen drauf hingewiesen hat, dass sie wieder mal kurz vorm Hungertod steht, Lachspastete serviert, obwohl sie Thunfisch wollte. Die Augenlider auf Halbmast, Augen leicht nach außen rollend. Darf ich nämlich nich' erwähnen. Wir. Uns. Borussia.

Wenn die Cousine drölften Grades, so 'ne richtig spießige Ziege, samstags Geburtstag hat, muss ich da hin. Oder Silberhochzeit vonne Nachbarn 43 Häuser weiter. Hat man schon mal irgendwann aus Versehen gegrüßt, Busenfreundin vonna Omma, also antanzen. Was soll ich denn auch sagen ? Die wissen genau, dat kein Fußball ist. Find ich auch immer geil. Leidenschaftliche Tennisspieler und mit Fußball so viel am Hut wie wir mite Blauen, aber wann "20 Idioten rennen einem Ball hinterher" zu Ende is', wissen die. Sofort.

Gerade erst wurde ich beim versifften Putzeimerinhalt dem Nachbarn vor die Haustür schütten gefragt, ob ich nicht Lust hätte, heute Abend "was zu starten". Ich wollte gerade den Kopf schütteln, aber dann, zwischen "Nee, is' Borussia" und "ach ne, donnich", fiel es mir wieder ein :

Noch 64 Tage bis "Nee, is' Borussia". Lieber wären mir Minuten. Aber is nich. Noch nich!

13.06.2015, Michi

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