Unsa Senf

Ruhe in Frieden sympathischster Fußballpräsident der Welt

16.03.2015, 18:32 Uhr von:  Redaktion

Die Fortuna-Fans gedenken ihrem PräsidentenVöllig überraschend ist am Freitag Klaus Ulonska, Präsident von Fortuna Köln im Alter von 72 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben. Auch die schwatzgelb.de Amas-Crew trauert um diesen beeindrucken Menschen, der mit seiner freundlichen, einnehmenden Persönlichkeit im harten Fußballgeschäft eine absolute Ausnahmeerscheinung war.

Angesichts dessen trat das Spiel von Borussia Dortmunds Amateuren in Köln am Samstag trotz Abstiegskampf in den Hintergrund. Nur die Chronistenpflicht gebietet es, das Endergebnis von 0:0 zu erwähnen mit dem Borussia Dortmunds Amateure zwar ihre Position als Unentschiedenkönige der Liga festigten, aber im Abstiegskampf natürlich keinen Schritt vorankamen. Der BVB II bleibt Vorletzter mit 04 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer. Das wird noch ein harter Weg für Dave Wagner und seine Jungs.

Die Fortuna hatte nach der Todesnachricht sogar um eine Verlegung des Spiels gebeten, aber vermutlich konnte man beim DFB nicht ermessen, welche Bedeutung Klaus Ulonska für diesen Verein hatte. Er war viel mehr als bloß der Präsident. Wenn man die Fortuna besuchte, konnte man sogar leicht den Eindruck gewinnen, Klaus Ulonska sei der Verein. Und das war alles andere als ein schlechter Eindruck. Denn wie der Präsident jeden Gast im Südstadion willkommen hieß, war absolut einmalig.

Klaus Ulonska war ein Patriarch im besten Sinne des Wortes. Er behandelte Fortuna wie seine Familie. Er kümmerte sich um alles. Jeder Besucher des Südstadions kannte ihn persönlich, weil er bei jedem Spiel mit seinem Sparschwein auf Spendensammlung ging. Für jeden Gast hatte er dabei stets ein freundliches Wort über. Auch die Gästefans wurden im Südstadion immer vom Präsidenten persönlich begrüßt. Das eigentlich Unglaubliche ist, dass er seine Fortuna mit dieser familiären Art bis in die Dritte Liga geführt hat und seine Herangehensweise auch auf Profifußballniveau keinen Deut änderte.

Die schwatzgelb.de Amas-Crew durfte Klaus Ulonska in der Hinrunde beim Gastspiel der Fortuna in der Roten Erde kennenlernen. Völlig unprätentiös und ohne Verweis auf seine herausgehobene Stellung, grüßte er uns freundlich auf der Pressetribüne und setzte sich dann zu den Fortuna Auswärtsfans, die er alle wie gute Freunde behandelte. Er ging beim Spiel so leidenschaftlich mit, dass unsere Niederlage sich schon fast gar nicht mehr schmerzhaft anfühlte, weil wir diesem Mann für seinen Einsatz auf der Tribüne fast schon den Sieg wünschten.

Anschließend würdigten wir den tollen Eindruck, den Klaus Ulonska auf uns gemacht hatte, mit unserem Spielbericht, den wir aus voller Überzeugung mit „Niederlage gegen den sympathischsten Fußballpräsidenten der Welt“ überschrieben. Was dann geschah, hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Ein paar Tage später erreichte uns eine Mail des Pressesprechers der Fortuna, der nach der Telefonnummer der Autoren des Berichts fragte, weil „der Präsident sich gerne persönlich für den tollen Bericht bedanken“ wolle. Nur Minuten nach meiner Antwortmail klingelte mein Telefon. „Ulonska, guten Tag!“ schallte es aus dem Hörer und sodann schilderte mir eine euphorische Stimme, wie begeistert Klaus Ulonska von unserem Artikel gewesen ist. „Das ist das tollste, was mir als Präsident der Fortuna je passiert ist, solch eine Wertschätzung von einer anderen Fanszene. Den Artikel habe ich mir ausgedruckt und all unseren Sponsoren mitgegeben und auch dem Oberbürgermeister…“ Immer wieder meldete sich auch eine Frauenstimme aus dem Hintergrund zu Wort, bis Ulonska verkündete „auch meine Frau fand den Artikel ganz toll, jetzt unterbricht sie mich ständig, weil sie so aufgeregt ist.“ Solch eine Wertschätzung hatte ich bislang auch noch nie für einen Artikel bekommen und so war mir schon ganz schwindelig, als das Gespräch vorbei war.

Klaus Ulonska hieß die sg.de-Redakteure im Südstadion willkommenZuvor hatte Klaus Ulonska allerdings noch eine Einladung zu einem Fortuna-Spiel unserer Wahl für mich und meinen Mitautoren cka ausgesprochen, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass wir bitte anderthalb Stunden vor Spielbeginn im Stadion sein sollten, damit er uns auch gebührend begrüßen könne. Wir wählten das Spiel gegen Preußen Münster aus, da es zum einen nicht parallel zur Borussia angesetzt war und andererseits unter Flutlicht und mit großem Gästeanhang eine stimmungsvolle Kulisse im Südstadion zu erwarten war. Und wir sollten nicht enttäuscht werden, ganz im Gegenteil. Am Ende des Abends waren all unsere Erwartungen übertroffen, ach was, pulverisiert worden. Und das lag in erster Linie an Klaus Ulonska.

Als wir den VIP-Container der Fortuna erreichten, teilte man uns mit, dass unser Gastgeber gerade noch beim Gästeblock weilte, um die zahlreich aus Münster angereisten Fans zu begrüßen. Kurz darauf erschien er aber und begrüßte uns herzlich. Diese Herzlichkeit schlug wirklich jedem Gast im VIP-Raum entgegen. Ulonska hatte ein waches Auge darauf, dass jeder Gast auch sofort Anschluss fand und niemand alleine in der Ecke stehen musste. Die Stimmung unter den Gästen war entsprechend prächtig und nachdem man seinen Tischnachbarn vom Präsidenten vorgestellt wurde, kam man auch mit jedem locker und ungezwungen ins Gespräch. Zum krönenden Abschluss des Aufwärmprogramms vor dem Spiel, rief Ulonska nochmal jeden einzelnen Gast im Raum persönlich aus. „Das sind zwei junge Männer, von denen wir uns alle noch was abschauen können! Von schwatzgelb.de …“ bekamen wir zu hören.

So wurde es ein wunderbarer Abend bei der Fortuna für uns. Auch nach dem Spiel kümmerte sich der Präsident weiter um uns und am Ende hatte Klaus Ulonska es geschafft. Beide sg.de Redakteure hatten in ihrem Herzen auch einen kleinen Platz für die Fortuna aus der Kölner Südstadt gefunden. Einen noch größeren Platz in unserem Herzen hatte allerdings Klaus Ulonska selbst erobert und so stimmte uns die Nachricht seines plötzlichen Todes wirklich sehr traurig. Unsere Gedanken und Wünsche gelten natürlich in erster Linie der Familie Ulonska, aber auch dem Verein. Denn obwohl sich die Fortuna in dieser Saison schon in sicherem Fahrwasser Richtung Klassenerhalt zu befinden scheint, wird es wohl nahezu unmöglich sein, die immense Lücke, die Klaus Ulonska bei der Fortuna hinterlässt, auch nur ansatzweise adäquat zu schließen. Uns bleibt am Ende nur, dieser Ausnahmeerscheinung im deutschen Fußball aus tiefstem Herzen hinterher zu rufen: „Ruhe in Frieden, sympathischster Fußballpräsident der Welt!“

Web, 16.03.2015

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